Dienstag, 5. Dezember 1916

     

Feierliches Siegesgeläut ertönte gestern mittag 12 Uhr von allen Kirchtürmen. Es galt dem Sieg der deutschen und verbündeten Truppen in Rumänien. Auch die von öffentlichen und privaten Häusern wehenden Fahnen gaben der Freude über den Waffenerfolg des Vierbundes Ausdruck.

Universität. Der Rektor, Geheimrat Ribbert, macht bekannt: Es besteht nicht die Absicht, die Universität zu schließen. Der Betrieb soll vielmehr, wenn auch vielleicht in beschränktem Umfange, aufrecht erhalten werden. Freiwillige Meldungen männlicher Studierenden auf Grund des neuen Gesetzes sind erwünscht, sollen aber nicht übereilt werden, damit jedem einzelnen die Beschäftigung zugewiesen werden kann, von der der Staat am meisten Nutzen hat. Weitere Mitteilungen werden erfolgen.

Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ in Lille. Soeben kommt die erfreuliche Nachricht aus Lille, daß von der von den Bonner Vaterländischen Vereinigungen betriebenen Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ der zweimillionste Heeresangehörige verpflegt worden ist. Die Inanspruchnahme der Stelle ist den ganzen letzten Monat hindurch überaus stark gewesen, durchschnittlich wurden 2600 Heeresangehörige täglich verpflegt. Die Bonner Kriegswohlfahrtspflege kann stolz darauf sein, eine so segensreiche Einrichtung zum Besten unserer Tapferen geschaffen zu haben.
   Mitbürger! Werdet daher, soweit Ihr es noch nicht seid, Mitglieder der Bonner Volksspende, oder erhöht Eure Beiträge; denn je länger der Krieg dauert, desto größer werden die Lasten, die die Vaterländischen Vereinigungen zu tragen haben. Aber wir müssen auch unter dem Zeichen des Durchhaltens stehen und alles dazu beitragen, um die unbeschreiblichen Heldentaten unseres tapferen Heeres mit Liebe und Aufopferung zu vergelten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Jugendfürsorge. Nach einer neuen Verordnung, die wir heute abdrucken, verbietet der Gouverneur der Festung Köln den Jugendlichen, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, das Rauchen auf der Straße, das Trinken alkoholischer Getränke, den Besuch von Wirtschaften, Lichtspielhäusern, Singspielhallen usw. Auch darf Wein, Bier, Branntwein, Zigarren und Streichhölzer an Jugendliche nur mit Erlaubnis der Eltern oder deren Stellvertreter abgegeben werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldbußen oder mit Haft bestraft.

Festgenommen. Vor etwa 14 Tagen wurden nachts aus einem Bienenstand des Bienenzuchtvereins in der verlängerten Dorotheenstraße annähernd 42 Zentner Zucker, sowie eine Anzahl Honigwaben gestohlen. Die Spitzbuben hatten ihre Beute, die einen Wert von etwa 2000 Mark hatte, mit Pferd und Wagen fortgeschafft. Jetzt ist es der Kriminalpolizei gelungen, den Haupttäter, einen fahnenflüchtigen Soldaten, sowie einen Stehbierhalleninhaber und Kolonialwarenhändler, der den Zucker gekauft hatte, festzunehmen. Der größte Teil des gestohlenen Zuckers war bereits an Händler und Privatpersonen verkauft worden; der Rest wurde von der Polizei beschlagnahmt. Die Ermittlungen über den Verbleib des veräußerten Zuckers sind im Gange.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Schuhwerk mit Holzsohlen. Die Lehrpersonen sind von der Königlichen Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen angewiesen worden, in Anbetracht des herrschenden Mangels an Leder, insbesondere an Sohlenleder, in den Schulen die Zweckmäßigkeit des Tragens von Schuhwerk mit Holzsohlen darzutun.

Schulanfang um 9 Uhr. Der Gouverneur der Festung Köln hat angeordnet, daß an allen Volks- und höheren Schulen der Unterricht erst um 9 Uhr (statt wie bisher ½9 Uhr) beginnt. Diese Anordnung tritt in Bonn heute in Kraft. Die morgens ausfallende Unterrichtszeit wird nicht mittags nachgeholt, sondern der Unterricht um eine halbe Stunde verkürzt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)