Sonntag, 29. Oktober 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. Oktober 1916Das Einwintern der Kartoffeln. Die Pflanzenschutzstelle an der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf schreibt uns: Die diesjährige Kartoffelernte ist im allgemeinen nicht sehr befriedigend ausgefallen, so weit nicht neues Saatgut zur Aussaat verwandt wurde. Bei der großen Wichtigkeit der Kartoffeln für die menschliche Ernährung ist es in diesem Jahre mehr denn je geboten, mit den vorhandenen Kartoffelvorräten äußerst sorgfältig umzugehen und das Verderben von Kartoffelvorräten durch Fäulnis zu vermeiden. Ueber die sachgemäße Aufbewahrung von Kartoffeln beim Landwirt und im städtischen Haushalt gibt das Flugblatt Nr. 10 der Flugblattsammlung über Pflanzenschutz „Die Einwinterung der Hackfrüchte“ Auskunft. Das Flugblatt kann zum Preise von 5 Pfg. durch die Pflanzenschutzstelle an der Kgl. Landwirtsch. Akademie in Bonn-Poppelsdorf, Nuß-Allee 7, bezogen werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Die Herabsetzung der Lebensmittelpreise. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß eine Ermäßigung der zurzeit bestehenden Preise für die Hauptnahrungsmittel gewiß durchaus wünschenswert ist. Aber es müssen unbedingt nach wie vor die Rücksichten auf die Hebung unserer Produktion voranstehen. Aus diesem Grunde stellen sich namentlich einer Herabsetzung der Schweinepreise, wie sie neuerdings angekündigt worden ist, erhebliche Bedenken entgegen. Ueberdies würde sie dem Verbraucher bei den geringen Schweinefleischmengen, die zurzeit auf den Kopf der Bevölkerung entfallen, nur eine ganz geringe und nahezu bedeutungslose Verbilligung bringen, die Arbeit usnerer Schweinemäster aber außerordentlich beunruhigen, was gerade im Interesse der verbrauchenden Bevölkerung unbedingt vermieden werden muß. In Friedenszeiten spielte das Schweinefleisch in der Volksernährung eine große Rolle, heute ist das nicht der Fall. Die Bevölkerung ist gegenwärtig mehr auf Rindfleisch angewiesen und wird dies voraussichtlich auch noch auf längere Zeit sein. Was den Preis selbst anlangt, so ist auch zu berücksichtigen, daß das Schweinefleisch in Anbetracht seines Fettreichtums bei weitem nicht so stark im Preise gestiegen ist wie andere Lebensmittel.
Anzeige im General-Anzeiger vom 29. Oktober 1916   Wenn man eine Preisherabsetzung herbeiführen will, so sollte man mit solchen Erzeugnissen beginnen, die von der Bevölkerung in größeren Mengen verzehrt werden und bei denen daher eine Verbilligung die ärmeren Volksschichten wirklich entlasten würde. Hierfür kommen in erster Reihe Gemüse und Fische in Frage. Die Preise sowohl für See- wie Süßwasserfische haben eine ganz unerhörte Steigerung erfahren, die sehr wohl herabgemindert werden kann. Eine Ermäßigung der Gemüsepreise würde keine so schädigende Rückwirkung auf die landwirtschaftlichen Erzeuger ausüben, wie dies bei einer Herabsetzung der Schweinepreise unbedingt zu erwarten ist. [...]
   Ein Eingriff in die Schweinemast, namentlich der kleinen Schweinemäster, in Form einer Preisherabsetzung müßte unweigerlich zu einem Rückgang der Produktion führen, ohne daß auf der anderen Seite den Verbrauchern irgendwie ein nennenswerter Vorteil zugewendet würde. Bei einer Herabsetzung der Gemüse- und Fischpreise sind solche nachteiligen Wirkungen nicht zu befürchten. Die außerordentliche Höhe der gegenwärtigen Preise für Gemüse und Fische ist in der Hauptsache nicht auf die Erzeugung, sondern auf den Handel, vielfach auch noch auf den Kettenhandel, zurückzuführen. Eine Verbilligung des Gemüses empfiehlt sich auch gerade jetzt schon deswegen, weil gegenwärtig viel Gemüse vorhanden ist und weil es infolge seiner geringen Haltbarkeit nicht zurückgehalten werden kann. Energische Maßnahmen wären hier ebenso am Platze wie bei den Fischen und Fischwaren.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 28. Okt. Um den überhand nehmenden Diebstählen wirksam entgegenzutreten, beabsichtigt die Gemeinde, eine Anzahl Hilfsnachtwächter einzustellen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Städtischer Kartoffelverkauf. Bis auf Weiteres können nur 6 Pfund Kartoffeln für den Kopf und die Woche verabfolgt werden. Der Kartoffelpreis beträgt im Kleinverkauf Mark 5,50 für den Zentner. Die Verbrauchsmenge wird, sobald die Zufuhr reichlicher ist, wieder erhöht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)