Mittwoch, 25. Oktober 1916
Prangs lustige Kölner Bühne im Dreikaisersaal führt diese Woche den dreiaktigen Gesangsschwank „Die geschiedenen Frauen oder eine lustige Doppelehe“ auf. Das Stück paßt für diese lustige Bühne, es enthält so viel heiteren Unsinn, daß die Zuschauer während der ganzen Aufführung kaum einen Augenblick ernsthaft bleiben können. Im Mittelpunkt steht wieder der beliebte Tünnesdarsteller Herr Th. Prang, diesmal als der unglücklich wiederverheiratete, sich nach seiner ersten geschiedenen Frau sehnende Rentner Anton Reimers. Außer ihm weiß vor allem Herr Eimbureck als ungarischer Erbonkel, Viehzüchter und grimmiger ministerprügelnder Abgeordneter die Heiterkeit stets von neuem anzuregen. Daß die beiden unglücklichen Ehemänner zum zweitenmal sich scheiden lassen und nach entsprechender Wartezeit zu ihren ersten Lieben zurückkehren können, dazu auch noch eine weitere Ehe geschlossen wird, ist denn nach allen möglichen Verwicklungen der Schluß des Ganzen. Eine Anzahl Gesangeinlagen passen gut zu dem Stück und werden beifällig aufgenommen.
Das Soldatenheim bot seinen zahlreichen Besuchern am letzten Sonntag einen Bunten Abend mit Musik, Gesang, Reden, Gedichtvorträgen und zum Schluß drei kleinen lustigen Einaktern. Herr Klutmann gedachte in seiner Ansprache des Geburtstages der Kaiserin und brachte ein Hoch auf sie aus. Dankbar für die ihnen gebotenen mannigfachen Genüsse verließen die Feldgrauen am Abend das gastliche Heim.
Die Rheinbadeanstalten sind gestern in ihren alljährlichen Winterhafen nach Oberwinter geschleppt worden.
Im Palast-Theater an der Meckenheimer Straße wird von heute ab Johann Strauß’ Fledermaus aufgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Duisdorf, 24. Okt. In der Nacht zum Sonntag wurde einer hiesigen Witwe eine Ziege im Hofe abgeschlachtet. Der Polizeihund Hexe von Bonn verfolgte die Spur in ein nahegelegenes Fabrikgebäude, wo in der Nacht gearbeitet worden war. Von dem Täter fehlt bis jetzt noch jede Spur.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Die katholischen Arbeitervereine des Bezirksverbandes Bonn hielten am Sonntag im „Bonner Hof“ ihren Herbst-Vertretertag ab. [...] Herr Pfarrer Schmitz, Präses des Oberkasseler Vereins, begrüßte herzlich den neuen Bezirkspräses, Kaplan Rembold von St. Marien in Bonn. Dieser zeigte bereits in seinem einleitenden Vortrage: „Der Arbeiter im dritten Kriegsjahre“, daß er die Lage, in die die breiten Schichten des Volkes durch die wirtschaftlichen Folgen des Krieges geraten sind, erfaßt hat. Er versprach, an den zuständigen Stellen, so viel er könne, mitzuarbeiten. Seine Ausführungen, in denen er nachwies, wie jeder Deutsche vor und hinter der Front ein Stück Weltgeschichte mitgestalten könne, gipfelten in dem Entschlusse, durch kräftiges Eintreten für die Interessen des Volkes den Willen zum Siege zu stärken.
Es wurde eine Entschließung angenommen, in der hervorgehoben wurde, daß die Vertreter der katholischen Arbeitervereine entschlossen seien, alles zu tun und alles zu tragen, um die Pläne der Feinde zunichte zu machen. Sie sind der zuversichtlichen Hoffnung, daß die verantwortlichen Stellen nichts unterlassen werden, den treu ergebenen Willen der schwer belasteten Volkskreise zum Durchhalten nach Kräften zu stützen. Von den Vertrauensleuten der katholischen Arbeitervereinsbewegung erwartet der Bezirksvertretertag, daß sie in der Geltendmachung der berechtigten Wünsche und Beschwerden der minderbemittelten Bevölkerung es an nichts fehlen lassen und unvermeidbare Entbehrungen, die der Daseinskampf des Vaterlandes noch fordern könnte, willig und opferfreudig tragen. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 25. Okt. Mit Beginn dieser Woche sind in der Bürgermeisterei Godesberg den einzelnen Haushaltungen neue Lebensmittelkarten zugestellt worden. Die neuausgegebenen Brotkarten sind nicht mehr wie bisher familienweise zu Büchern zusammengestellt, sondern zur Vereinfachung des Verfahrens bei den zahlreichen An- und Abmeldungen für jede einzelne Person zusammengeheftet. Im übrigen ist an dem bisherigen bewährten System der Karten nichts geändert. Gleichzeitig mit den Brotkarten sind den einzelnen Haushaltungen auch auf die Einzelperson anzuwendende Warenkarten für Hülsenfrüchte, Gerste, Grütze, Flocken, Gries, Reis und Teigwaren zugegangen. Bisher konnten diese Waren nur gegen Eintragung ins Brotbuch verabfolgt werden. Nach diesem neuen Kartensystem können nunmehr die betreffenden Waren gegen Abtrennung der nach ihrer Wertung zu berechnenden Anzahl von Abschnitten wochenweise entnommen werden. Damit ist auch zugleich eine zuverlässigere Kontrolle für die gleichmäßige Verteilung dieser Waren auf die Bevölkerung gewährleistet. Um den Haushaltungen die Aufbewahrung aller dieser Lebensmittelkarten zu erleichtern, ist praktischerweise und unentgeltlich noch ein fester Papierumschlag für die Karten ausgehändigt worden, der zugleich als Lebensmittelkarten-Ausweis dient.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Tragen von Holzschuhen usw. Die Eisenbahnverwaltung hat, um die den Bediensteten bei der Beschaffung und Ausbesserung von Schuhwerk entstehenden Schwierigkeiten möglichst zu beheben, einer Reihe von Bediensteten, soweit nicht innerhalb der Bahnhöfe oder sonst zwischen den Geleisen Dienste verrichten, das Tragen von Ersatzschuhen aus Holz oder Tuch und von Sandalen während des Dienstes gestattet. Die Verwaltung weist gleichzeitig darauf hin, daß die Tragdauer des Schuhwerks durch Vernageln der Sohlen mit Nägeln oder Lederabfällen verlängert werden kann, und Lederabfälle oder verbrauchte Treibriemen, soweit sie in den Werkstätten zur Verfügung stehen, an die einzelnen Bediensteten gegen Zahlung eines bestimmten Betrages abgegeben werden können.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)