Sonntag, 22. Oktober 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Oktober 1916Die Kaiserin vollendet am heutigen 22. Oktober ihr 58. Lebensjahr. Die öffentlichen Gebäude tragen Fahnenschmuck.

Beschlagnahme der Tabakvorräte. Die Vorräte an unbearbeiteten und bearbeiteten Tabakblättern ausländischer Herkunft sind für die Deutsche Tabakhandelsgesellschaft von 1916 G.m.b.H. in Bremen (Auslandsgesellschaft), die Vorräte an unbearbeiteten und bearbeiteten Tabakblättern inländischer Herkunft sowie an Tabakrippen, Tabakstengeln und Tabakabfällen sind für die Deutsche Tabakhandelsgesellschaft von 1916, Abteilung Inland, in Mannheim (Inlandgesellschaft) beschlagnahmt. Im Inland geernteter Tabak ist mit der Trennung vom Boden beschlagnahmt. Tabakrippen, Tabakstengel und Tabakabfälle, die bei der Bearbeitung von Tabakblättern ausländischer Herkunft, auch von orientalischen und ihnen gleichartigen Tabakblättern, anfallen, sind mit der Trennung für die Inlandgesellschaft beschlagnahmt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Oktober 1916Städtische Lebensmittelversorgung: Die Entschließung, die am Freitag von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig angenommen wurde, lautet:
  
Die Stadtverordnetenversammlung beklagt das Geschäftsgebaren der Reichsstellen für Lebensmittelversorgung, wonach sie sich weigern, für den vollen Verlust an verdorbenen Waren aufzukommen, während die Stadt, wie jeder ordentliche Kaufmann, in derselben Lage diesen Schaden den Verbrauchern gegenüber trägt. Ebenso beklagt sie es, daß der Stadt Bonn Waren zu hohen Preisen abgegeben wurden, kurz bevor wesentlich herabgesetzte Höchstpreise festgesetzt worden sind. Die Verwaltung wird aufgefordert, nochmals in nachdrücklicher Weise bei den zuständigen Stellen vorstellig zu werden.

Hausschlachtungen. Jedermann, der sich ein Schwein gemästet hat, kann dieses Schwein für seinen Hausbedarf schlachten. Die Genehmigung zur Schlachtung eines Schweines darf demjenigen, der das Schwein in seiner eigenen Wirtschaft mindestens sechs Wochen gemästet hat, vom Kommunalverband nicht versagt werden, es sei denn , daß der Bedarf des Selbstversorgers für eine übermäßig lange Zeit gedeckt würde, sodaß mit dem Verderben eines Teils des Fleisches zu rechnen wäre. Dem Selbstversorger dürfen diejenigen Schweine, deren er zur Versorgung seiner Hausangehörigen bedarf, nicht fortgenommen werden. Es wird auch nicht von ihm verlangt, irgendeinen Teil des Schweinefleisches abzuliefern. Lediglich eine Anrechnung auf seine Fleischkarte findet statt; aber - je nach der Zahl der vom Selbstversorger auf den Kopf der von ihm zu versorgenden Personen geschlachteten Schweine – nur mit ½ bezw. drei Fünftel des tatsächlichen Gewichts, sodaß dem Selbstversorger voll oder wenigstens annähernd die doppelte Portion zukommt als der übrigen Bevölkerung. Bei der Anrechnung soll überdies dafür gesorgt werden, daß dem Selbstversorger die Möglichkeit bleibt, daneben noch frisches Fleisch auf die Fleischkarte zu bekommen. Nach allem hat der Selbstversorger vor den übrigen Verbrauchern den wesentlichen Vorteil voraus, daß ihm die Hälfte des aus der Hausschlachtung erzielten Fleisches über die allgemeine Fleischration hinaus, also sozusagen fleischkartenfrei, zur Verfügung steht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. Oktober 1916Der 5. Kursus für Leiter und Mitarbeiter von Volksbüchereien im Borromäushaus fand mit fortschreitender Tagung steigendes Interesse. Die Besucherzahl stieg von mehr als 50 in dem ersten Vortrag auf nahezu 100 am zweiten Tag, sodaß die einzelnen Redner vor einem vollbesetzten Hause sprechen konnten. Es sprachen am 2. Tag (18. Oktober) Sekretär Rumpf über „Formulare für Vereinsverwaltung und Bibliotheksdienst“, Generalsekretär Braun über „Katalog, Ausleihe und Statistik“, sowie über „Personen und Bücher“. Praktische Uebungen ergänzten auch am zweiten Tag das in den Verträgen Gesagte. Das wachsende Interesse gerade an diesen rein technischen Fragen ist ein erfreuliches Anzeichen dafür, daß die Leiter der katholischen Volksbüchereien immer mehr bestrebt sind, die von ihnen geleiteten Volksbildungsanstalten auch technisch nach modernen Grundsätzen auszubauen. Der Kursus bedeutet in Anbetracht der Verhältnisse einen vollen Erfolg.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)