Sonntag, 8. Oktober 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 8. Oktober 1916Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe konnte in diesem Kriegsjahr 42 erholungsbedürftige Schulkinder in den Ferien zur Kräftigung aufs Land schicken. Die Verwaltung der städtischen Kriegshilfe hatte gütigerweise Geldmittel zur Verfügung gestellt, daß die Kinder für den Landaufenthalt passend mit festen Schuhen, warmen Kleidern, Wäsche usw. ausgestattet werden konnten. Die evangelische Gemeinde in Berstadt in Oberhessen hatte durch ihren Pfarrer Kinder aller Bekenntnisse einladen lassen, die Herbstferien als Gäste bei ihnen zu verbringen. Damen der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe brachten die Kinder dorthin und konnten sich davon überzeugen, wie sehr gut die Kinder aufgehoben waren. Nach zehnstündiger Eisenbahnfahrt langten wir in Berstadt an, von der Schuljugend am Bahnhof empfangen. Der Ortspfarrer, der uns schon an der letzten Umsteigestation bewillkommt hatte, verteilte nun die Kinder in die verschiedenen gastlichen Bauernhäuser, und voller Erwartung zogen sie mit ihren Ferieneltern davon. Uebermüdet, wie die Kleinen waren, gab es zunächst manches Heimwehtränchen zu stillen; doch am nächsten Morgen strahlten die Augen der Kinder wieder in frohem Glanze. Was gab es aber auch hier, im gesegneten Wetterau, alles zu sehen! Dieser Reichtum an Getreidefrucht, Obst und Gemüse! Und bei allem diesen durften die Kinder mit ernten helfen! Unsere Ferienkinder lernten nun ein richtiges Landleben kennen, sie gehen von jetzt ab nicht mehr ohne jede Kenntnis der Landwirtschaft durchs Dasein. Die große Abneigung der Industriearbeiterschaft gegen die Landarbeit ist wohl nur auf diese Unkenntnis zurückzuführen. Es ist deshalb für die Erziehung der Stadtkinder von größter Wichtigkeit, das Leben und die Tätigkeit der Bauern genau kennen zu lernen. – Die Ferien vergingen nur allzu schnell! In reiner Luft, bei gesunder, körperlicher Arbeit und durch sehr gute, kräftige Kost haben sich unsere Kinder erholt und gekräftigt, ihre Augen sind hell und ihre Wangen rund und rot geworden. Die Kleinen werden monate-, ja vielleicht jahrezehntelang an der gesundheitlichen Förderung zehren, die ihnen bei dieser Gelegenheit zuteil wurde. Der Abschied von Berstadt wurde allen recht schwer; reich beschenkt mit Lebensmitteln aller Art fuhren die Kinder wieder nach Hause. Dem Herrn Pfarre Kullman, der ihnen diesen schönen Ferienaufenthalt vermittelte und sich überhaupt aufs liebevollste der Kinder annahm, und den gütigen Gasteltern können wir nicht dankbar genug sein. Das Bewußtsein, dem Vaterlande zu dienen, indem sie zur Kräftigung der Stadtkinder beitrugen, sei ihr schönster Lohn.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Einbruch. In der Nacht zum Freitag wurde bei einem Bäcker auf der Kölnstraße eingebrochen. Das Schaufenster wurde durch einen in ein Tuch eingewickelten Pflasterstein zertrümmert und mehrere Brote entwendet. Der Täter ist entkommen.

Fußball-Wettspiel. Am Sonntag nachmittag spielt der Bonner Fußball-Verein I auf dem Sportplatz an der Richard Wagner-Straße gegen den Siegburger Turnverein I.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Warnung! Häufig vorkommende Unglücks- oder gar Todesfälle durch Flaschenmißbrauch und Flaschenverwechselung haben ihre nähere Ursache wohl darin, daß Flaschen, die nur zur Aufnahme von Wein, Bier, Spirituosen, Selterswasser und Limonade dienen sollen, mit Salmiakgeist, Benzin, Säuren, Laugen, Petroleum und allerlei stark giftigen und ekelerregenden gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten gefüllt werden. Zur Verhütung solcher Unglücksfälle wird daher das Publikum dringend davor gewarnt, Flaschen, die nur zu Aufnahme von flüssigen Nahrungs- und Genußmitteln bestimmt sind, mit anderen Flüssigkeiten zu füllen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)