Montag, 2. Oktober 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 2. Oktober 1916Zum Erntedankfest waren gestern die evangelischen Kirchen innen mit Blumen und Früchten geschmückt. In den Gesängen und Gebeten wurde des guten Ernteergebnisses gedacht und in den Predigten besonders hervorgehoben, daß wohl nie zuvor das deutsche Volk so viel Grund gehabt habe, für den reichen Bodenertrag dankbar zu sein, wie in diesem Jahre. Die gute Ernte sichere ihm auch den siegreichen Frieden.

Prangs lustige Kölner Bühne hat gestern ein einmonatiges Gastspiel im Dreikaisersaal begonnen. Die beiden gestrigen Vorstellungen, nachmittags und abends, fanden vor vollbesetztem Saale statt, wohl ein Beweis dafür, daß das Prangsche Unternehmen sich in Bonn eines guten Rufes erfreut. Aufgeführt wurde der „Kilometerfresser“, ein dreiaktiger Schwank von Kurt Kraatz, der aber noch eigens für diese Bühne umgearbeitet ist. Das ganze Stück ist natürlich nichts wie der tollste Unsinn, es erfüllt bei der Prangschen Aufführung aber aufs beste seinen Zweck, die Besucher in lustige Stimmung zu versetzen. Und einen guten Humor, wie er hier zur Geltung kommt, kann man selbst in der ernsten Kriegszeit als berechtigt, ja wünschenswert anerkennen, er macht es leichter, die Sorgen des Alltags zu überwinden. Die zahlreichen Heiterkeitsausbrüche verursacht in erster Linie die in Sprache und Gebärdenspiel vorzügliche Tünnesfigur des Herrn Th. Prang, der ebenso wie seine Partnerin, Frau v. der Osten, von früheren Gastspielen her gute alte Bekannte sind. Auch die übrigen Darsteller sind sämtlich zu loben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

       

Opfertag für unsere blauen Jungens. Der gestrige allgemeine Opfertag für die deutsche Flotte hatte auch hier eine große Schar jugendlicher Sammler mobil gemacht. Schon in den frühen Morgenstunden durcheilten die mit Sammelbüchsen ausgerüsteten Gymnasiasten die Straßen unserer Stadt, um von Männern, Frauen und Mägdelein ein Scherflein für unsere blauen Jungens zu heischen. Den Spendern von einer Mark und mehr wurde ein Flaggenzeichen angeheftet, während kleinere Beträge mit einem herzlichen Dank entgegengenommen wurden. Der Eifer der jugendlichen Sammler wurde reichlich belohnt, sodaß auch hier in Bonn für den guten Zweck ein reicht hübsches Sümmchen aufgebracht werden dürfte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)