Freitag, 22. September 1916

     

Die Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen, für die in der Stadt Bonn die Sammlungen jetzt beginnen sollen, vereint in sich aus ganz Deutschland die Spenden unauslöschlichen Dankens für die im Kampfe für das Vaterland gefallenen Helden. Ihren Witwen und ihren verwaisten Kindern gilt es, diesen Dank zu entrichten. Zwar ist, wie uns geschrieben wird, in erster Linie das Reich verpflichtet, den Hinterbliebenen für den Verlust ihres Ernährers durch eine Rente die äußere Grundlage des Lebens zu schaffen. Aber selbst wenn es gelingen sollte, diese Bezüge reicher auszugestalten, so bleibt doch noch so viel Not zu lindern, so oft mit Rat und Tat einzugreifen, daß unser Volk der Nationalstiftung, die sich diese heilige Pflicht zu eigen macht, willig und treu seine Gaben zuwenden muß. Unmittelbar nach des Ausbruch des Weltkrieges wurde diese Aufgabe der Hilfe erkannt und kundgetan. Niemand ahnte damals, daß der Krieg so lange währen, so große Opfer heischen würde! Um so größer ist nun der Kreis, den die Nationalstiftung mit ihren Taten auszufüllen hat, um so vielfältiger das Feld, das sie zu bestellen hat. Die Nationalstiftung will da helfen, stützen, fördern, wo die gesetzlich gewährten Renten nicht ausreichen. Dazu sind angesichts der überaus großen Zahl der Hinterbliebenen sehr große Mittel auf lange Zeit hinaus notwendig. Aber ebenso nötig wie die Geldhilfe ist die Fürsorge, die die richtige Verwendung der Renten und Spenden lehrt. Ohne Unterschied des Standes, der Partei und des Glaubens will sie Unterstützung gewähren „den Witwen insbesondere durch Barunterstützung, Arbeitsbeschaffung oder sonstige Förderung zur Erlangung von Erwerbstätigkeit, den Waisen insbesondere durch bare Erziehungsgelder, Unterbringung in Familienpflege, Waisenhäusern oder anderen geeigneten Anstalten, sowie durch Förderung der Ausbildung zur Erwerbstätigkeit. Es soll dabei in erster Linie angestrebt werden, die Kriegerwitwen in den Stand zu versetzen, möglichst aus eigener Kraft ihren Hausstand weiter zu führen und ihre Kinder so ausbilden zu lassen, daß auch diese dereinst in einer ihrer Fähigkeiten angepaßten Tätigkeit sich selbst ihren Lebensunterhalt und eine der sozialen Stellung ihres Vaters möglichst entsprechende Lebensstellung erwerben zu können“. Die Nationalstiftung hat ihren Sitz in Berlin, ihre Wirksamkeit erstreckt sich über das ganze Reich. [...] Um ihren großen Aufgaben zu genügen, bedarf die Nationalstiftung reicher Mittel. [...]
  
So ergeht dann auch an die Bonner Bürgerschaft der Aufruf, Gaben zu spenden für die Hinterbliebenen der Tapferen, die für Vaterland und Volk, für Haus und Herd, aber auch für jeden einzelnen von uns daheim ihr Leben gelassen haben. Wir dürfen das Vertrauen hegen, daß die Bonner Bürgerschaft ihre Dankesschuld durch reiche Spenden an die Nationalstiftung zollen wird, von der sie – des sind wir gewiß – im Sinne sozialer Fürsorge zum Trost der Verlassenen, zur Aufrichtung der Gebeugten, zur Förderung des heranwachsenden Geschlechts der Verwendung entgegengeführt werden.

Das Bonner Stadttheater beginnt seine Spielzeit am Dienstag, 3. Oktober, mit der neu einstudierten Aufführung der Hebbelschen Judith. Die zweite Vorstellung am Freitag, 6. Oktober, bringt das Lustspiel Großstadtluft von Blumenthal und Kadelburg, das bei den Aufführungen in Köln wieder großen Erfolg hat.
  
Vom Theateramt wird uns mitgeteilt: Die Nachfrage nach Abonnementsplätzen ist dank der guten Aufführungen im letzten Jahre überaus rege. Die Abonnentenzahl hat sogar die des Vorjahres bereits überschritten, und es steht zu erwarten, daß sie bis zum Beginn der Spielzeit noch weiter steigt. Gewiß ein Zeichen, daß das Bonner Theater auch während des Krieges an Anziehungskraft nichts eingebüßt hat.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Zeichnet die fünfte Kriegsanleihe.
Leistet als Deutsche voll Stolz dem Reiche, was ihr könnt an finanzieller Unterstützung.
   Es gewährt euch dafür die erstklassige, zweifelfreieste Sicherheit der Welt in seinen Schuldverschreibungen, für welche die Steuerkraft Alldeutschlands haftet, des Deutschlands, welches in diesen Stürmen seine Kraft und seinen Willen gezeigt hat.
   Es gewährt euch 5 Prozent feste Zinsen für euer Kapital und Kapitalzuwachs bei Rückzahlung der zu 95 Prozent erhältlichen mit 4½ Prozent verzinsbaren Schatzscheine.

Im Soldatenheim an der Kölnstraße erfreute der Männer-Gesangverein „Bonner Liederkranz“ unter Leitung seines stellvertretenden Dirigenten Herrn Thiebes die zahlreich erschienenen Feldgrauen durch mehrer Liedvorträge. Die Sänger wurden nach jedem Lied durch lauten Beifall belohnt. Den gleichen Anklang fanden die Aufführungen der Theater-Abteilung des Gesellen-Vereins, um die sich Fräulein Roitzheim, sowie die Herren Joh. Weber jun., Roitzheim, Bartel Slapio und Bielen verdient machten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Sparsamkeit in Einwickelpapier. Die Vorräte der zum Verpacken von Lebensmitteln notwendigen Einwickelpapiere und Tüten sind knapper geworden. Für das kaufende Publikum dürfte es sich deshalb empfehlen, die Tüten sorgfältig zu behandeln und für weitere Einkäufe noch mal zu verwenden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)