Montag, 7. August 1916

      

In den Gottesdiensten am gestrigen Sonntag wurde in Gebeten und Predigten des für uns günstigen Verlaufs des Krieges in den beiden Kriegsjahren gedacht. In dem Gottesdienst in der Kirche am Kaiserplatz, der sehr stark besucht war, legte Pastor Lorenz seiner Predigt das Wort Jesajas 27,5 zugrunde: Gott wird mich erhalten bei meiner Kraft und mir Frieden schaffen, Frieden wird er mir dennoch schaffen. Er erwähnte die deutschen Erfolge und die Mißerfolgte unserer Feinde und ermahnte zur Zuversicht und zum Vertrauen. Aus dem „Sie kommen nicht durch“, mit dem die Verwundeten aus der Sommeschlacht die Kriegslage kennzeichneten, spreche noch genau dieselbe Siegesgewißheit wie vor zwei Jahren aus den begeisterten Schilderungen der ersten Verwundeten von Lüttich. Als ganz besondere Lichtblicke bezeichnete Pastor Lorenz die kernigen Worte des Kaisers in seinen Erlassen zum Beginn des dritten Kriegsjahres, das Unterseefrachtboot, den Marschall Hindenburg, die Uboote, Zeppeline und vor allem die gute Ernte dieses Jahres. Endlich ermahnte er zur weiteren Opferwilligkeit für die verschiedenen Zweige der Kriegshilfe.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Kinder-Aufführung für Verwundete. Am Mittwoch nachmittag findet im „Nachmittagsheim für Verwundete“ (Koblenzerstraße 90) eine Kinderaufführung statt. Zöglinge eines Kinderhorts freuen sich darauf, an einem ihrer Feriennachmittage unseren tapferen Kämpfern durch Musik, Tanz und Deklamation eine fröhliche Stunde zu bereiten; denn auch unsere Kinder haben das Bedürfnis mit ihren schwachen Kräften unseren getreuen Vaterlandsverteidigern ihren Dank zu bezeigen. – Auf andere nicht minder erfreuliche Weise wurde kürzlich das Interesse für das Verwundetenheim dadurch bekundet, daß einige Damen auf die gewohnte Namenstagsfeier verzichtend, die früher üblichen Torten in Form von Kuchen und Zigarren den Besuchern des Nachmittagsheims zu Gute kommen ließen.

Web-, Wirk- und Strickwaren. Der Oberbürgermeister warnt in einer Bekanntmachung, die in der vorliegenden Nummer abgedruckt ist, Polsterer, Schneider, Schneiderinnen, Kolonialwaren- und Korbwarenhändler vor der Abgabe von Stoffen ohne Bezugsscheine. Namentlich in diesen Geschäftszweigen werde die Verordnung über die Web-, Wirk- und Strickwaren noch immer nicht genau beachtet. Uebertretungen werden streng bestraft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 6. Aug. Gestern nachmittag fand im Kurpark ein Konzert des Soldatenchors des hiesigen Reservelazaretts unter Mitwirkung der Kapelle des Landsturmbataillons Bonn statt. Mit dem Konzert war eine Bewirtung der Verwundeten und Kranken des Lazaretts verbunden. Diejenigen von ihnen, die an der Bewirtung nicht teilnehmen konnten, wurden in anderer Weise entschädigt. Die Zahl der zu Bewirtenden betrug etwa 550.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

     

Der Bonner Lazaretzug K. 1 hat seine Verwundeten von der 42. Fahrt nach Brühl, Bonn, Godesberg, Remagen, Neuenahr und Ahrweiler und von der 43. nach Bernburg (südlich Magdeburg) gebracht.
   Da der Lazarettzug in der letzten Zeit einen beschleunigten Betrieb erfahren hat, sind die Vorräte an Zigarren, Zigaretten, Tabak, Rot- und Weißwein, Schokolade, Marmeladen in Eimern, Kompotts in Büchsen, Himbeer- und Zitronensäften so gut wie ganz aufgezehrt. Wir bitten daher, den Lazerettzug jetzt durch Ueberweisung von derartigen Liebesgaben, besonders Zigarren und Rotwein, zu unterstützen. Die Gegenstände sind alle abzugeben Bahnhofstraße 40. […]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)