Donnerstag, 27. Juli 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Juli 1916Der Bonner Lazarettzug K.1 hat seine Verwundeten von der 40. Fahrt nach Brackwede, Hannover, Hildesheim und von der 41. Fahrt nach Brühl, Bonn, Remagen und Neuenahr gebracht und befindet sich wieder auf der Ausfahrt.
 
Da der Lazarettzug in der letzten Zeit einen beschleunigten Betrieb erfahren hat, sind die Vorräte an Zigarren, Zigaretten, Tabak, Rot- und Weißwein, Schokolade, Marmeladen in Eimern, Kompotts in Büchsen, Himbeer- und Zitronensäften so gut wie ganz aufgezehrt. Wir bitten daher, den Lazarettzug jetzt durch Ueberweisung von derartigen Liebesgaben, besonders Zigaretten und Rotwein, zu unterstützen. Die Gegenstände sind alle abzugeben Bahnhofstraße 40. [...]

Die Schuhmacher, die eine Lederkarte beanspruchen, müssen sich beim Oberbürgermeister anmelden und dabei die Art und Größe ihres Betriebes angeben. Die Anmeldungen werden dann gesammelt an die Bezirkskommission für die Verteilung von Bodenleder im Bezirk der Handwerkskammer Köln und von ihr aus nach Berlin weitergegeben. Die Lederkarten werden in Berlin ausgestellt. Unter Vorlage dieser Lederkarten müssen die Schuhmacher sich in der Zeit vom 7. bis 12. August bei einem Lederhändler oder einer Rohstoffgenossenschaft in die Kundenliste eintragen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Juli 1916Kartoffelkrankheit. Aus Hersel schreibt man uns: In einzelnen Kartoffelfeldern zeigen sich die Anfänge der von den Landleuten gefürchteten Kartoffelkrankheit. Sie wird durch einen unscheinbaren Pilz hervorgerufen und dieser befällt nach einer langen Regenperiode zunächst die Blätter, auf denen er anfangs gelbliche, dann aber braune und schwarze Flecken erzeugt. Die kranken Blätter rollen sich von unter nach oben kahnförmig zusammen und fallen rasch ab, sodaß nach wenigen Tagen nur noch die Stengel dastehen, während die Blätter am Boden vermodern und dem Pilz dadurch die Möglichkeit verschaffen, sich leicht auf die Knolle in der Erde zu verpflanzen und da die „Stockfäule“ hervorzurufen. – Einstweilen sind die Kartoffeln noch gesund und bis jetzt sind faule oder auch nur angefaulte noch nicht gefunden worden, doch soll es nach dem Urteil bewährter Fachleute nicht ratsam sein, mit der Ernte noch länger zu zögern. Auch dürfen diese Kartoffeln niemals in größeren Mengen zusammen lagern, weil sie sonst rasch dem Verderben ausgesetzt sind. Als Saatgut können sie unter keinen Umständen dienen. Sorten mit dünnschaliger haut unterliegen erfahrungsgemäß dem Kartoffelpilz viel leichter als rote mit rauher und widerstandsfähiger Haut.

Fallobst. Man schreibt uns: In vielen Gärten sieht man sich jetzt veranlaßt, die fruchtbeladenen Obstbäume mit Stützen zu versehen oder wenigstens einzelne fruchtbeladene Aeste aufzubinden. Es ist ernste Pflicht, den Obstsegen nach Möglichkeit zu schützen und einzusammeln. Das Fallobst aber mehr sich, denn die wurmstichigen Früchte müssen abfallen, sollen aber niemals längere Zeit unter den Bäumen liegen bleiben, weil sonst die darin sitzenden Maden ausschlüpfen und sich im Boden oder hinter dem Rindenschorf des Baumes verpuppen, um als Schmetterling im nächsten Jahre ihre Eier wieder an die Früchte zu legen. Viele der abfallenden Kernobstfrüchte sind jetzt so weit entwickelt, daß sie sich ganz gut im Haushalt wie in der Küche zu mancherlei wirtschaftlichen Zwecken wie beispielsweise zur Herstellung von Kompott, Gelee, Mus und Pasten benutzen lassen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

      

Hohes Alter. Am 26. Juli beging unser Mitbürger M. Appel aus Endenich seinen 90. Geburtstag in körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Der Jubilar ist einer der letzten Mitkämpfer von 1848. Er stand in einem Deutzer Dragonerregiment in Baden. Noch viele Episoden dieses Kampfes erzählt er im Kreise seiner zahlreichen Enkel. Vor Jahresfrist feierte er das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Das älteste Kind ist 62 Jahre alt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)