Dienstag, 25. Juli 1916
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe ist gestern abend aus Bückeburg nach Bonn zurückgekehrt.
Die Zusicherung unverkürzbarer Kriegsrenten betrifft eine neue Verfügung im Armee-Verordnungsblatt. Es heiß darin: Auf Antrag des Versorgungsberechtigten ist den aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges aufgrund einer Kriegsdienstbeschädigung zu versorgenden Personen, bei denen nach der Art des Versorgungsgrundes ein späteres Herabsinken der Erwerbstätigkeit unter 10 Prozent nicht zu erwarten ist, eine Bescheinigung auszustellen, daß ein gänzlicher Fortfall der Rente später nicht mehr eintritt, die Kriegszulage also nie fortfallen kann. Ist bei Empfängern der Verstümmelungszulage nach der Art der Verstümmelung auch der Fortfall der Verstümmelungszulage nicht zu erwarten, so ist die Bescheinigung nach dieser Richtung hin zu ergänzen. Die Rentenliste oder Rentennachliste erhält einen dem Vorstehenden entsprechenden Vermerk in Spalte 10. Für das geschäftliche Verfahren gelten die für die Festsetzung von Versorgungsgebührnissen maßgebenden Vorschriften. Vorstehendes findet auch auf die bereits erfolgten Rentenfeststellungen Anwendungen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ueber Technik und Menschenkraft im Kampf fürs Vaterland sprach gestern abend Oberstleutnant Hans Zwenger im Saale des Bonner Bürgervereins. Der heutige Krieg beweist, daß die Technik ungeahnte Triumphe feiert. Wieso und warum das geschieht, erläuterte der Vortragende an Hand vieler Lichtbilder vom östlichen und westlichen Kriegsschauplatz. Geschütze, Brückenbaus, Verwendung der Automobile, Wasserversorgung, Scheinwerfer, Fernsprecher, Funktelegraphie und viele andere Dinge wurden eingehend beleuchtet und daran spannende Schilderungen angeknüpft. Wenn aber die Technik auf solcher Höhe stehe, so sei das nur möglich durch den bedienenden Menschengeist. Technik und Menschengeist gehen in diesem Kriege zusammen und mit beiden werde Deutschland den Krieg zum guten Ende führen. Bis dahin aber gelte immer wieder das eine: Durchhalten!
Der Vortrag war gut besucht und fand, ebenso wie der Nachmittags-Vortrag vor den Schülern hiesiger Schulen, Dank und Anerkennung. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern ist zum Besten der Kriegswohlfahrt bestimmt. Bei Nachmittagsvortrag fehlte es an Aufsicht. Viele Knaben benahmen sich sehr ungehobelt.
Ein russischer Flüchtling festgenommen. Am Samstag gegen Abend bemerkte Herr Blömer, wie ein Mann aus dem Walde in ein Roggenfeld auf Paulshof [Venusberg] lief. Herr Bitzer, der gerufen wurde, folgte der Spur und fand bald einen russischen Gefangenen, der sich schlafend stellte. Nachdem Herr Bitzer ihm seinen Stock weggenommen hatte, nahm er den Ausreißer mit. Unterwegs versuchte der Russe in den Wald zu entweichen, wurde jedoch mit Hilfe des Hundes wieder eingefangen und der Militärwache auf dem Exerzierplatz übergeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kinderpflege auf dem Lande. Die Provinzialabteilung Rheinprovinz des Deutschen Vereins für Wohlfahrts- und Heimatpflege Bonn, Endenicher Allee 60, hat vor einigen Wochen ein Flugblatt verbreitet und sich bereit erklärt, geeignete Mädchen aus der Stadt zur Kinderpflege während der Ernte auf das Land zu vermitteln. Bedingung war, daß den Helferinnen freie Wohnung und Verpflegung zugesichert wurden. Es haben sich eine große Anzahl geeignete, teilweise sogar besonders in der Kinderpflege vorgebildete Kräfte zur Verfügung gestellt. Die Anzahl der Landgemeinden jedoch, die eine Einrichtung zur Pflege und Wartung der Kleinen einzurichten gedenken, ist bisher noch sehr gering. Dort, wo sie bereits zustande gekommen sind, erfreuen sie sich lebhaften Zuspruchs und großer Beliebtheit.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)