Montag, 10. Juli 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Juli 1916Zum Tode des Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe. Oberbürgermeister Spiritus hat dem Kaiser gestern im folgenden Telegramm die Anteilnahme der Stadt Bonn zum Tode des Prinzen Adolf ausgedrückt.

An Seine Majestät den Kaiser und König
Großes Hauptquartier
Eure Kaiserliche und Königliche Majestät wollen wir allergnädigst gestatten, die tiefempfundene Anteilnahme der Bürgerschaft der getreuen Stadt Bonn aus Anlaß des Ablebens Seiner Durchlaucht des Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe alleruntertänigst zum Ausdruck zu bringen.
Oberbürgermeister Spiritus.

Es ist darauf folgendes Antworttelegramm des Kaisers eingetroffen:

Großes Hauptquartier, den 9.7.1916
Herr Oberbürgermeister Spiritus, Bonn.
Seine Majestät der Kaiser und König lassen für die treue Anteilnahme der Bonner Bürgerschaft an dem Hinscheiden Allerhöchstihres Schwagers des Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe herzlich danken.
Geh. Kabinettsrat von Valentini

Prinz Adolf entschlief sanft und friedlich um 12.45 Uhr in der Nacht zum Sonntag. Der Prinz war vor etwa vier Wochen aus dem Felde zurückgekehrt und hatte sich in die Schorlemmscher Heilanstalt in Bad Godesberg begeben, um sich von seiner starken allgemeinen Erschöpfung zu erholen. Schon nach wenigen Tagen entwickelte sich noch eine Lungenentzündung, die die Herztätigkeit stark beeinflusste. Schon vor 14 Tagen war der Zustand des Prinzen einmal sehr ernst, es trat jedoch eine vorübergehende Besserung ein. Samstag abend nahm die Herztätigkeit schnell immer mehr ab, bis das Herz um 12 ¾ Uhr ganz versagte.
   Das Rathaus und alle anderen städtischen Gebäude, die Universität, die Schulen und sämtliche staatliche Gebäude haben wegen des Todes des Prinzen Adolf halbmast geflaggt. Auch die Brückenpfeiler, die Rheinbadeanstalten und sehr viele Privathäuser haben Trauerfahnen aufgezogen.
   Die Leiche des Prinzen wird nach einer Trauerfeier im Bonner Palais nach Bückeburg überführt und dort in der neuen Fürstengruft beigesetzt. Die Zeit der Trauerfeier, der Ueberführung zum Bahnhof und der Beisetzung in Bückeburg war heute vormittag noch nicht bestimmt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Juli 1916Der Straßenhandel mit Kornblumen und Klatschmohn ist vom Gouverneur der Festung Köln verboten worden. Der Wortlaut dieser Verordnung ist in der heutigen Nummer des Blattes abgedruckt.

Die Regelung des Verkehrs mit Eiern. An maßgebender Stelle soll die Absicht bestehen, die Versorgung der Eier einheitlich für das Deutsche Reich zu regeln, vielleicht am zweckmäßigsten durch die Einführung von Eierkarten. Auch die Festsetzung von Höchstpreisen für Eier wird sich kaum noch länger hinausschieben lassen.

Die Ernte reift. Aengstliche Gemüter befürchten immer wieder von den häufigen Regengüssen eine ernste Gefahr für die diesjährige Ernte. Daß diese Besorgnis jedoch völlig unbegründet ist, kann man tagtäglich von jedem erfahrenen Landwirte hören. Nachdem jetzt die sehr reiche Heuernte glücklich unter Dach gebracht ist und durchschnittlich das 1½ fache des vorigen Jahrgangs ergeben hat, sieht der Landwirt den Regenschauern ohne sonderliche Kopfschmerzen entgegen, denn der Blick auf alle Feldfrüchte zeigt, wie dort alles nach Herzenslust gedeiht. Die Fruchtkörner schwellen zu immer größerem Umfange an, Hafer und Gerste recken sich so kräftig, daß sie den hochgeschossenen Roggenhalmen fast Konkurrenz machen, und die Wiesen und Kleefelder versprechen schon jetzt einen zweiten Schnitt, der hinter dem ersten kaum zurückbleiben dürfte. Während die Größe im Jahre 1915 kaum kniehoch gediehen war, hat sie heute die Höhe mittlerer Roggenfelder erreicht. Dabei sind die Aehren so kräftig entwickelt, daß eine Vollernte zu erwarten ist. Alte Landwirte versichern, daß ihnen kein solch herrlicher Stand der gesamten Getreidefelder bekannt sei wie in diesem Jahre. Man findet beispielsweise Kornähren, die über hundert Körner Frucht enthalten. Das stellt einen selten erlebten Erfolg dar. Dabei steht der Roggen durchweg sehr dicht bei ganz außergewöhnlicher Höhe der Halme. Der Strohertrag ist dementsprechend in diesem Jahre geradezu riesig. Mit dem ersten Roggenmehl dürfte schon Anfang August zu rechnen sein, da wegen der in Aussicht gestellten Druschprämien für frühzeitig gelieferten Roggen schon jetzt Vorkehrungen getroffen werden, daß die Dreschmaschinen sofort ihre Arbeit beginnen können.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vaterländischer Frauenverein. Die Verwaltung der Drachenburg im Siebengebirge hat dem Vaterländischen Frauenverein Stadtkreis Bonn in hochherziger Weise ein nordisches Sommerhaus für seine Schwestern als Erholungsheim in den Sommermonaten zur Verfügung gestellt. Das schöngelegene Blockhaus enthält Schlafzimmer für vier Schwestern nebst Wohnräumen, gedeckter Veranda, Badezimmer und Küche. Für die Verpflegung der Schwestern sorgt der Vaterländische Frauenverein, er wird hierbei durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Besitzerin des Belgischen Hofes in Köln, Frau P. J. Thelen, Pächterin der Wirtschaft auf dem Drachenfels unterstützt.

Drei unerschrockene Gefreite. Am 1. April lag die Stellung der 6. Kompagnie 9. Rhein. Infanterie-Regiments Nr. 160 im heftigen Artillerie- und Minenfeuer des Gegners. Plötzlich wurde das Feuer auf die rückwärtigen Gräben verlegt, und die französische Infanterie ging zum Angriff vor. An einem weit vorgeschobenen Sappenkopf standen die Gefreiten Brombach (Beuel, Kreis Bonn) Derkum (aus Bonn) und Weinberger (aus Bonn) auf Leitern und warfen eine Handgranate nach der anderen in den Feind. Mehrmals gelang es den Franzosen, bis zur Sappe vorzudringen, aber jedes Mal mußten sie vor der verheerenden Wirkung der wohlgezielten Handgranaten weichen. Mit unerschütterlicher Ruhe standen die drei Gefreiten im feindlichen Infanteriefeuer und schleuderten ihre todbringenden Geschosse. Von den zum Sturm vorgegangenen Franzosen konnten sich nur wenige in den eigenen Graben retten; die anderen lagen tot oder verwundet vor dem Sappenkopfe.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)