Mittwoch, 21. Juni 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Juni 1916Einrichtung von Kriegsküchen. Der Ausschuß für die Einrichtung von Kriegsküchen empfiehlt der übermorgigen Stadtverordnetenversammlung, mit der Inbetriebsetzung von Kriegsküchen in den verschiedenen Stadtteilen – Altstadt, Poppelsdorf, Kessenich und Endenich – sofort vorzugehen. Die weitere Einrichtung und der Betrieb sollen der Inanspruchnahme durch die Bevölkerung angepaßt werden. Es sollen zunächst nur Eintopfgerichte gekocht werden, von denen die ganze Portion, dreiviertel Liter, zu 20 Pfg und die halbe Portion, dreiachtel Liter, zu 10 Pfg, abgegeben werden. In erster Linie sollen die Speisen abgeholt werden. Es wird jedoch angestrebt, in den Küchen einen Raum zur Einnahme der Speisen einzurichten. Die abgegebenen Speisen sollen auf den Lebensmittelkarten angerechnet werden. Die Kosten der Kriegsküchen sollen zunächst aus den dem Lebensmittelamt zur Verfügung stehenden Krediten gedeckt und dort auf besondere Konten geführt werden. Der Ausschuß für die Einrichtung von Kriegsküchen wird sich durch Vertreter der freien und christlichen Gewerkschaften sowie durch geeignete Frauen ergänzen.
   Der städtische Lebensmittelausschuß, der zurzeit aus dem Oberbürgermeister und den Stadtverordneten Butscheidt, Chrysant, Kaiser, Kalt, Dr. Krantz und Tilger sowie den Herren Manns und Zangen besteht, soll verstärkt werden. Es sollen je ein Vertreter der christlichen und freien Gewerkschaften sowie eine Dame hinzugewählt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Bonner Kriegsküche. Am kommenden Freitag soll auch hier mit der Massenspeisung begonnen werden. In verschiedenen Teilen der Altstadt und in Poppelsdorf, Kessenich und Endenich werden Kriegsküchen eingerichtet [...]. Bis jetzt sind zwei fahrbare Küchen, die unter dem Namen „Gulaschkanonen“ bestens bekannt sind, vorhanden; sie werden auch bereits am Freitag ihre segensreiche Tätigkeit aufnehmen. Die Küchenwagen sollen nicht wie in anderen Städten zur Entnahme des Essens durch die Straßen ziehen, sondern auf einem noch näher zu bestimmenden Schulhof Aufstellung finden. Die beiden Wagen, die die Aufschrift „Stadtküche“ tragen, sehen recht schmuck aus und sind in der Farbe ähnlich wie unsere Straßenbahnen gehalten. An der Stirnseite des Wagens, der von einem Pferde gezogen wird, prangt das Bonner Stadtwappen. Auch eine Glocke fehlt nicht. Der heizbare Kochkessel, der sich eines ansehnlichen Umfanges erfreut, erstrahlt einstweilen noch im Silberglanz. Die beiden fahrbaren Küchen stehen bereits fix und fertig auf dem Hof des städtischen Fuhrparks, wo auch die Speisen für die fahrbaren Küchen zubereitet werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Gemüseleere. Die Notiz, die im gestrigen General-Anzeiger unter diesem Stichwort erschienen ist, wird wohl vielfach Erstaunen hervorrufen, wenn gesagt wird, daß wir jetzt „in der Zeit der allerschlimmsten Gemüseknappheit“ leben und daß „unsere Gemüsefelder fast kahl und leer dastehen“. Wenn man durch die Felder geht, wird man sich davon überzeugen können, daß gerade das Gegenteil der Fall ist. Ueppiger und schöner wie in diesem Jahre das Gemüse steht, braucht man es sich wahrlich nicht zu wünschen, und darum ist es im höchsten Grade verwerflich, solch hohe Preise dafür zu fordern, und nachdem die Behörde dagegen eingeschritten war, einfach kein Gemüse mehr auf den Markt zu bringen. Wovon sollen denn die Arbeiter und kleinen Angestellten, die mit ihrem Einkommen (das vielleicht während des Krieges um einige Mark erhöht worden ist) auskommen müssen, mit ihren Familien leben? G.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Ihre Kgl. Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe beehrte Montag nachmittag das Verwundetenheim an der Koblenzer Straße mit einem Besuch und wohnte dabei der Zaubervorstellung von Frau von Frowein bei. Die äußerst gelungene Vorführung fand bei den zahlreich erschienenen Besuchern allgemeinen Beifall. Die Frau Prinzessin, die für jeden Verwundeten und Kranken ein freundliches Wort fand, erfreute jeden vor ihrem Scheiden noch mit ihrem Bilde und Zigarren.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)