Sonntag, 21. Mai 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Mai 1916Die Großherzogin von Sachsen ist gestern nachmittag in ihrem Hofzuge in Bonn angekommen. Sie begab sich mit ihrem Gefolge nach dem Königshof, verweilte dort einige Stunden und reiste gestern abend 8 Uhr weiter.

Keine Kleiderkarten. Der Handelskammer zu Koblenz hat die Reichbekleidungsstelle auf Anfrage mitgeteilt, daß nicht beabsichtigt ist, Kleiderkarten, d. h. Bezugsbescheinigungen ohne Berücksichtigung des Bedarfs, auszugeben.

Schiffsverkehr aus dem Rhein. Die Köln-Düsseldorfer Dampfer haben am gestrigen 20. Mai ihren vollen Sommerbetrieb wieder aufgenommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Arndt-Eiche in Eisen. Eine überaus hochherzige Spende wurde gestern unserem Kriegsmal und seinem hehren Zweck, der Fürsorge für Witwen und Waisen von Bonner Kriegern zuteil, indem eine Dame, die ihren Namen nicht genannt haben will, die Summer von fünftausend Mark schenkte. Herzlicher Dank sei der Spenderin auch an dieser Stelle für ihre so überaus große Gabe ausgesprochen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Bonner Kriegs-Gedenk-Sammlung. Die Bonner Vaterländischen Vereinigungen beabsichtigen in unserer Heimatstadt eine Stätte zu errichten, die dem Gedenken an den großen Krieg gegen unser Vaterland und seinen Rückwirkungen auf die Bevölkerung daheim gewidmet ist. An alle unsere Mitbürger ergeht der Ruf zur Mitarbeit. Es ist geplant, – etwa in Verbindung mit anderen Sehenswürdigkeiten – eine Sammlung in gesonderten Räumen zu schaffen, die unsern Nachkommen ein deutliches Bild der schweren Zeit der Kriegsjahre vor Augen führen soll. Alles, Großes und Kleines, was diesem Gedenken dienen kann, soll der Sammelstelle überlassen werden, und zwar sowohl Gegenstände, die Bezug haben auf die tapferen Söhne der Stadt draußen an den Fronten oder auf See, als auch Erinnerungsstücke der Kriegszeit in der Heimat. Es sind u. a. erwünscht: Bilder von Ereignissen, besonders aus der ersten Zeit des Weltkrieges, auch von Bonnern an der Front oder von zeitweiligen Vereinigungen für die Zwecke des Krieges, wie z B. der Wollsammler, der Pfadfinder u. s. f.; Feldbriefe, in Original oder Abschriften; Zeichnungen aus dem Feld; Tagebücher; seltenere Drucke mit bezüglichen Aufsätzen über Dinge, an denen unsere Bonner beteiligt waren, oder die von solchen verfaßt sind; Schilderungen von Ereignissen daheim und draußen, z. B. wie unsere Helden, deren Bilder nicht fehlen sollen, sich ihre Ehrenzeichen verdienten; auch Zeichnungen, Briefe, Scherze von Kindern zum Gedächtnis dessen, wie der große Krieg sich in der Seele der Jugend widerspiegelt; selbstredend Beiträge für das große Gebiet der Kriegswohlfahrtspflege in der Stadt, kurz Erinnerungsstücke im weitesten Umfang. Die Namen der Stifter oder der Verfertiger der Stücke sollen genannt werden, und sowohl eine dauernde Ausstellung ist in Aussicht genommen, als auch die Ausstellung wechselnder Reihen. Da sich der Umfang der eingehenden Sachen naturgemäß noch nicht übersehen läßt, so ist vorläufig unter Leitung des Herrn Professor Dr. Knickenberg eine Sammelstelle im städtischen Lyzeum in der Loestraße eingerichtet. Hier werden die Gegenstände schon jetzt, soweit möglich, zur gelegentlichen Besichtigung öffentlich aufgestellt werden; endgültige Entschlüsse müssen bis zum Ende des Krieges aufgespart bleiben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)