Donnerstag, 27. April 1916
Städtischer Unterhaltungsabend. Man schreibt uns: Es ist gelungen, für den gesanglichen Teil des heutigen Volksunterhaltungsabends die Konzertsängerin Frl. Henny Wolff zu gewinnen. Sie hat sich hier in Bonn durch ihr erfolgreiches Auftreten nicht nur im Konzertsaal, sondern auch in unserer Oper vorteilhaft bekannt gemacht. Der Besuch des Abends darf den Freunden guter und in schwerer Zeit doppelt erhebender Kammermusik auf das angelegentlichste empfohlen werden.
Maßnahmen gegen das Hamstern sind in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt a. M. beantragt worden. Die Stadtverwaltung soll Bestandsaufnahmen veranstalten und die über bestimmte, genau festzusetzenden Mengen hinaus aufgespeicherten Vorräte beschlagnahmen. Für falsche Angaben sollen Freiheitsstrafen verhängt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Metropol-Theater. Das Bemühen von Künstlern und Literaten das Kino mehr und mehr vom Verbrecher- und Detektivdrama zu befreien und die lebendige Photographie wertvolleren Aufgaben zuzuwenden, zeigt seine Wirkung im jüngsten Spielplan des Metropol-Theaters. Das Drama „Der Lautenmacher von Mittenwald“, in welchem der Schriftsteller Maximilian Schmidt seinen Roman „Der Bubenrichter von Mittenwald“ selbst für die Verfilmung verarbeitet hat, ist ein glücklicher Schritt auf dem Wege, die oberbayrische Heimatdichtung mit ihrem eigenartigen Menschenschlag inmitten der gewaltigen Naturbühne, der mächtigen Bergkuppen vor dem leiblichen Auge lebendig werden zu lassen. Ebenso bedeutet das Lustspiel „Die Hochzeit des Vater Rhein“, ein phantastischer Gedanke, die Denkmäler einer Stadt, Brunnenfiguren usw. durch die chemische Einspritzung, die ein kluger Professor vornimmt, zu einer grotesken Hochzeitsgesellschaft zu vereinigen, eine beachtliche Fortentwicklung der literarischen Kinokunst. Nicht minder ist es zu schätzen, daß mit Hilfe einer geschickt geschriebenen Komödie, die von drastischem Humor erfüllt ist, der Versuch gemacht wird, das zartere Geschlecht von der unsinnigen Vorliebe für die Pariser Mode abzuwenden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Zentralauskunftsstelle des Rheinischen Arbeitsnachweisverbandes hat in den letzten Monaten mit Rücksicht auf die Einseitigkeit des Arbeitsmarktes sich eingehender mit der inneren Organisation der Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage im Gebiet der Rheinprovinz befaßt. Mit Hilfe von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden wurde die Aufstellung einer Liste begonnen, die alle im Rheinland bestehenden Nachweise enthalten soll und jetzt bereits zu einem vorläufigen Abschluß gebracht werden konnte. Durch andauernde Ergänzungen und Berichtigungen bei Adressenveränderungen soll sie stets auf dem laufenden gehalten werden und dadurch einen möglichst vollkommenen Ueberblick über die in einzelnen Orten vorhandenen Arbeitsnachweise geben. Damit die Zentralauskunftsstelle jederzeit in der Lage ist, eine erschöpfende Auskunft über die Arbeitsmarktlage zu geben, wurde eine regelmäßige Berichterstattung durch alle diese Arbeitsnachweise an die Zentralauskunftsstelle organisiert. Diese Maßnahme stellt einen Versuch dar, den Arbeitsmarkt systematisch zu erforschen und die dadurch gewonnenen Kenntnisse der Praxis der Arbeitsvermittlung unmittelbar zugänglich zu machen. Wenngleich über die Wirkung der neuen Einrichtung noch keine Erfahrungen vorliegen, ist doch ihre praktische Brauchbarkeit verbürgt durch sehr beifällige Aufnahme des Planes in den beteiligten Kreisen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)