Montag, 17. April 1916

     

Am Karfreitag dürfen öffentliche theatralische Vorstellungen, Vorstellungen in den Kinematographentheatern, Schaustellungen und sonstige öffentliche Lustbarkeiten mit Ausnahme der Aufführung ernster Musikstücke nicht stattfinden.

Ein Mysterienspiel. Im Bonner Bürgerverein fand gestern abend die erste Aufführung des Mysterienspieles „Das Heil der Welt“ von Erich Eckert statt. Erich Eckert, der als Dramaturg und Spielleiter in Mainz tätig war, hat das in manchem Sinn dankenswerte Bestreben, die alten, von naiver Gläubigkeit erfüllten Mysterienspiele des Mittelalters zu erneuern. So hat er sein Werk „Das Heil der Welt“ ein Mysterienspiel in 4 Aufzügen, einem Vor-, Zwischen- und Nachspiel mit Benutzung mittelalterlicher Quellen geschaffen. Eckerts Mysterienspiel behandelt das alte Motiv: Kampf zwischen der heiligen Kirche und Frau Welt und Sieg der Kirche. (...) Die Aufführung, an der Damen und Herren der Bürgerschaft mitwirkten, war sorgfältig vorbereitet. Es wurde mit der den meisten Liebhaberaufführungen eigenen Hingebung gespielt. Der Spielleiter, Herr Eckert, sollte aber seinen Darstellern mehr Einfachheit einprägen und das gewaltige Rudern mit den Armen abgewöhnen. Oberster Grundsatz aller Dilettantenaufführungen sei Schlichtheit und möglichst ungezwungene Natur. Und falsches Pathos und mißverstandene Nachahmungen des Theaters sind nirgends weniger am Platze, wie gerade in einem Mysterienspiel. Der Darsteller des Mönches fiel durch die Inbrunst und innere Kraft des Ausdrucks auf. Es war die rechte Art, im Namen der Kirche zu sprechen. Die Chorlieder und Musikeinlagen wurden von Herrn Musikdirektor Veith sehr ansprechend geleitet. Die Aufführung war völlig ausverkauft. Heute abend findet eine Aufführung des Mysterienspiels „Das Heil der Welt“ für die Verwundeten der hiesigen Lazarette statt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Gegen die Umgehung der „Sommerzeit“. Die Einführung der Sommerzeit will offenbar manchem nicht als durchaus lobenswerte Neuerung erscheinen, obgleich man meinen sollte, daß die Vorteile jedem einleuchten müssen. Um nun eine Umgehung der Maßregel zu verhindern, hat der Reichskanzler in einem Erlasse, der Anweisung über das Umstellen der Uhren in den öffentlichen Gebäuden (Kirchen, Schulen, Rathäuser, Gerichtsgebäude, Verkehrsanstalten usw.) gibt, ausdrücklich bemerkt, daß „jedem etwaigen Versuche, die Wirkung der Neuerung durch Verlegung der Geschäftszeit, der Polizeistunde und dgl. Abzuschwächen oder aufzuheben, mit allem Nachdruck entgegengetreten“ werden solle.

Auf Grund gefahren. Ein großer Schleppkahn der Rheinschiffahrts-Gesellschaft Duisburg-Ruhrort fuhr gestern früh oberhalb der Stadthalle auf eine Sandbank und legte sich längsseits gegen den Strom. Da das Wasser des Rheines anhaltend steigt, dürfte es bald gelingen, den Schleppkahn wieder freizumachen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Die hiesigen Friseure stehen sich genötigt, wegen der Teurung in Seifen usw. Bedarfsartikeln ihre Preise in angemessener Weise zu erhöhen.

Zirkus Hagenbeck kommt zu Ostern nach Bonn.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)