Samstag, 15. April 1916

     

Städtischer Kartoffelverkauf. Die Stadtverwaltung hat zwei neue Kartoffel-Kleinverkaufsstellen eingerichtet, in Endenich im Hause Endenicher Straße 312 und in Grau-Rheindorf im Hause Herpenstraße 2.

Goldankaufsstelle Bonn. Es ist in Aussicht genommen, den Veräußerern goldener Uhrketten als Gedenkstücke an die große Zeit eine Uhrkette aus Eisen gegen Erstattung der Selbstkosten zur Verfügung zu stellen. Die Ausgabe der Ketten wird voraussichtlich schon bald erfolgen. Ferner ist bei der zuständigen Stelle angeregt worden, daß auch eiserne Armbänder unter den gleichen Verhältnissen abgegeben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Wo bleiben die Saatkartoffeln? Aus landwirtschaftlichen Kreisen der Umgegend wird uns geschrieben: Viele Landwirte sind augenblicklich in Aufregung, weil die bestellten Saatkartoffeln ausbleiben. Die Bauernvereine haben für ihre Mitglieder in Thüringen und Ostpreußen die gemeinsamen Bestellungen gemacht, für einzelne Privatleute haben die Händler, für andere die Ortsbehörde die Vermittelung übernommen, bisher aber scheint die Lieferung überall auf Schwierigkeiten zu stoßen, da größere Mengen Saatgut noch von keiner Stelle geliefert wurden. Da die Zeit drängt, wird bei weiterer Verzögerung mancher Landmann gezwungen sein, seine eigenen Kartoffeln als Saatgut zu benutzen, wodurch aber nach dem Urteil Sachverständiger die Ernte wesentlich in Frage gestellt würde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Der Ertrag der Stiftung „Henriette Frank-Preis“ aus dem Jahre 1915 ist zu vergeben. Die Empfängerin muß Handarbeiterin (Näherin, Hutmacherin usw.) sein, einen guten Lebenswandel führen und für ihre Familie Opfer gebracht haben. Sie muß in Bonn geboren und ortsangehörig, oder im Falle sie nicht in Bonn geboren ist, mindestens 5 Jahre in Bonn wohnhaft sein. Sie darf ferner nicht verheiratet, nicht jünger als 18 Jahre und nicht älter als 45 Jahre sein. Bewerbungen nebst Zeugnissen und Lebenslauf sind bis zum 30. April ds. Js. beim Oberbürgermeister einzureichen.

Arndt-Eiche in Eisen. Von der Nagelung der Arndt-Eiche durch die Landsturm-Kompagnie am vorigen Montag hat auch Photograph Hänekopp, Weiherstr. 1, eine Aufnahme gemacht und verkauft Postkarten-Bilder davon.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

     

Der Lebensmittelwucher, der schon tiefen Mißmut aufgewühlt, scheint sich, wie uns mitgeteilt wird, wieder irgendwie betätigen zu wollen. Schon jetzt suchen Händler sich den Aufwuchs der Felder in nächster und weiterer Umgebung zu sichern, bieten und zahlen unverhältnismäßig hohe Preise für Gemüse aller Art, die dadurch den Markt entzogen werden; die Folgen werden natürlich wieder unerschwinglich hohe Preise für jegliche Feldfrucht sein, die doch helfen soll, die schwere Zeit des Krieges zu überwinden. Die Behörden und Verbrauchergemeinschaften machen wir schon jetzt auf dieses Treiben aufmerksam, dem zeitig Einhalt geboten werden muß, wollen wir nicht wieder, wie im Vorjahre, vor vollendeten Tatsachen gestellt werden. Können diese Ankäufe nicht rückgängig gemacht werden? Haben wir keine Aufsichtsbehörde, die hier eingreifen kann? Dem „Ausschuß für Konsumenteninteressen“ entsteht hier eine Aufgabe, die zu lösen sich lohnt. Die Beunruhigung, die schon jetzt durch diese Ankäufe in weite Kreise der Bevölkerung hineingetragen wird, kann nur durch ein tatkräftiges Eingreifen von irgendeiner Seite gestillt werden. Es würde uns freuen, hörten wir bald, ob und was in dieser uns alle interessierenden Angelegenheit bereits unternommen worden ist.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)