Donnerstag, 13. April 1916

     

Die 1. Kompagnie des Bonner Landsturm-Bataillons VIII/6 nagelte Montag nachmittag einen Adler in der Krone unserer Arndt-Eiche Die Kompagnie hatte zu diesem zweck 500 Mark aufgebracht. Die Feier wurde von der Musikabteilung des Bataillons (Musikleiter Unteroffiziert John) mit Meyerbeers Fackeltanz eröffnet. Darauf hielt der Kompagnieführer, Herr Hauptmann Gottschalk, eine Ansprache, in der er die Verdienste unserer Krieger im Felde hervorhob und darauf hinwies, es sei Pflicht eines jeden Daheimgebliebenen, den Feldgrauen an der Front ihre Sorgen abzunehmen, vor allem auch für die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger einzutreten. Die Arndt-Eiche sei von Herrn Kommerzienrat Soennecken zu diesem Zweck gestiftet worden, und die Kompagnie sei stolz darauf, sich mit einer für ihren geringen Mannschaftsbestand hohen Summer an dem wohltätigen Werke beteiligen zu können. Die Ansprache klang in ein begeistert aufgenommenes Kaiserhoch aus, dem das gemeinsam gesungene Heil dir im Siegerkranz folgte. Den ersten Nagel schlug dann der Landsturmmann Mathias Langen als Vertreter der Mannschaften der Kompagnie ein, den zweiten Unteroffizier John für die Musikabteilung, die sich in hervorragender Weise an der Sammlung beteiligt hatte, den dritten Feldwebel Steinfeld für die Unteroffiziere, den vierten Feldwebelleutnant Schlipphacke für die Offiziere der Kompagnie, dann nagelte Hauptmann Gottschalk für die ganze Kompagnie. Nach dem gemeinsam gesungenen Liede Deutschland über alles beschloß die Musik mit einigen Stücken die Feier.
   Nach der Nagelung wurde vom Photographen Plesser eine Aufnahme für das Reichskriegsmuseum in Berlin gemacht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1916Aus einer Kühlzelle im hiesigen Schlachthofe wurde in der vorigen Woche mit Nachschlüsseln ein ganzes Ochsenviertel im Gewicht von mehr als 200 Pfund gestohlen. Der Kriminalpolizei gelang es, den Dieb zu ermitteln, der seine Schuld jetzt auch eingestanden hat.

Als Kriegsbeschädigter hatte ein junger Mann sich in einem Hause der Alexanderstraße eingemietet. Er gab an, er beziehe eine hohe Militärpension und habe eine gute Stellung bei einem hiesigen kaufmännischen Bureau. Er vergaß aber die Miete zu zahlen und als die Vermieterin sich eingehender nach ihm erkundigte, stellte sich heraus, daß der angebliche Kriegsbeschädigte erst vor kurzem nach Verbüßung einer längeren Gefängnisstrafe von Siegburg entlassen worden war. Er wurde in Haft genommen.

Sonnenblumen. In den Volksschulen des hiesigen Landkreises sollen nach Ablauf der Osterferien an die Schüler und Schülerinnen aller Klassen Sonnenblumenkerne unentgeltlich verteilt werden, damit dieselben zum Zwecke der Oelgewinnung während des Krieges von den Kindern selbst oder deren Angehörigen an geeigneter Stelle ausgesät und die Setzlinge später in den Hausgärten, auf den Höfen, Wegabsplissen und Böschungen wie an allen sonst entbehrlichen und passenden Plätzen angepflanzt werden sollen. Vor Beginn der Ferien wurde durch die Lehrpersonen der gewünschte Samenbedarf durch Nachfrage bei den Kindern festgestellt. Auch wurden über Anbau und Pflege der Sonnenblumen die erforderlichen Belehrungen gegeben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Vandalismus. Vorgestern abend gegen 11 Uhr wurden in der Brüdergasse zwei Schaufenster gewaltsam mit Steinwürfen entzwei geworfen. Man glaubt, den Tätern auf der Spur zu sein.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Eine Schafherde passierte vor einigen Tagen das Rheinwerft, wahrscheinlich um zur Weide geführt zu werden. Unter den ruhig dem Hirten folgenden Tieren fielen deren zwei jedem Vorübergehenden auf, weil sie nur mühsam und sichtlich unter größten Schmerzen der Herde zu folgen vermochten. Die Tiere waren beinkrank, – dem einen derselben war handgroß das Fell weg und sah der bloße Beinknochen vor – so daß sie bei jedesmaligem Auftreten auf den kranken Fuß heftig den Kopf zurückschlugen. Zuweilen blieben sie einen Augenblick rastend stehen, als wollten sie kundgeben, es geht nicht mehr. Aber vor dem Stoßen des die Herde bewachenden Hundes, der offenbar ebensowenig Verständnis für die stumme Qual seiner Schutzbefohlenen hatte, wie der Schäfer selbst, humpelten sie jedesmal wieder ein Stück weiter. Dem Besitzer der Tiere erwächst jedenfalls kein Nutzen daraus, wenn solche kranken Tiere ungepflegt bleiben, abgesehen davon, daß es als eine unbegreifliche Roheit zu bezeichnen ist, die Tiere größere Wegstrecken unter den heftigsten Schmerzen zurücklegen zu lassen. Warum konnten sie nicht ruhig im Stalle bleiben? Es war am Platze, den Schäfer zur Anzeige zu bringen, was auch geschehen wäre, wenn Schreiber dss. Hierzu Zeit und Gelegenheit gehabt hätte. Mehr Schutz der Tierwelt, die sich nicht aussprechen noch wehren kann gegen gefühllose Behandlung derer, in deren Gewalt sie gegeben sind. Ein Menschen- aber auch Tierfreund!

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)