Dienstag, 11. April 1916

     

Ein Ostergruß der Bonner Universität an ihre Studenten im Felde.
Die Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn hat einen Ostergruß an ihre Angehörigen im Felde herausgegeben. Das 94 Großoktavseiten starke Heft trägt auf dem Titelblatt das Siegel der Universität und ist ferner mit einer Anzahl Bonner Ansichten geschmückt. (...)
   Unter der Ueberschrift „Aus dem Leben der Universität“ werden dann all die Ereignisse und Veränderungen aufgeführt, die seit dem Beginn des Krieges und durch den Krieg bei der Universität zu verzeichnen sind. U. a. wird gesagt, daß der Bonner Lazarettzug K. 1, der von Herrn Professor Pflüger tatkräftig geführt wird und dessen Pflegepersonal sich bisher fast ausschließlich aus akademischen Kreisen zusammenstetzte, bis Ende März 80 Fahrten zurückgelegt und über 7000 verwundete und erkrankte Krieger in die Heimat zurückgebracht hat. Bis zum Schluß des letzten Semesters, 1915/16, waren von den 4061 immatrikulierten reichsdeutschen Studierenden 3316 = 82 v. H. im Heeresdienst, außerdem sind im Verlaufe der 20 Kriegsmonate über 100 Dozenten und Assistenten und über 25 Beamte der Universität sowie über 20 Dozenten und Assistenten und über 10 Beamte der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf in den Heeres- oder Sanitätsdienst eingegliedert worden. So konnten im letzten Semester nur noch 802 Männer und 440 Frauen Vorlesungen und Uebungen belegen, wozu noch etwa 140 Gasthörer kamen.
   Auf dem Felde der Ehre sind bisher 257 Studenten gefallen, und zwar 14 evangelische und 29 katholische Theologen, 43 Juristen, 37 Mediziner und 134 Angehörige der philosophischen Fakultät. Unter den gefallenen Angehörigen der philosophischen Fakultät befinden sich 34 Studierende der landwirtschaftlichen Akademie. Aus dem Lehrkörper sind vier Dozenten und sieben Assistenten für das Vaterland gestorben. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Auch eine Blumenfreundin. Man schreibt uns: Gestern morgen gegen 6 Uhr beobachtete ich im Hofgarten eine gut gekleidete Frau, die aus dem Blumenbeet vor dem Simrock-Denkmal Pflanzen samt den Wurzeln auszog und in eine mitgebrachte Tasche legte. Bei meinem Erscheinen entfernte sich die Frau eiligst nach der Coblenzerstraße zu. Als ich heute morgen um dieselbe Zeit jene Stelle passierte, war die Frau wiederum damit beschäftigt, Blumen aus dem Erdboden auszuheben. Ich rief ihr zu, daß ich sie zur Anzeige bringen würde, worauf sie sich wieder schleunigst nach der Coblenzerstraße zu entfernte. Die Frau, die mit hellem Mantel und Hut bekleidet war, sah ganz danach aus, daß sie in der Lage ist, ihre Liebhaberei für Blumen auf ehrliche Weise zu befriedigen. Leider erlaubte meine Zeit es nicht, der „Blumenfreundin“ nachzugehen und ihren Namen feststellen zu lassen. Vielleicht läßt unsere städtische Gartenverwaltung durch einen ihrer Angestellten am frühen Morgen einen Rundgang durch die Anlagen machen, um derartigen Spitzbübereien ein Ende zu bereiten.

Unfall. Um dem Konzert, das gestern nachmittag an der Arndt-Eiche veranstaltet wurde, besser lauschen zu können, kletterten eine Anzahl Knaben auf die umstehenden Bäume. Plötzlich fiel ein Junge aus beträchtlicher Höhe zur Erde, wo er bewußtlos liegen blieb. Ein Militärarzt nahm sich des Knaben an und ließ ihn nach der elterlichen Wohnung bringen. Anscheinend hatte der Junge innerliche Verletzungen davongetragen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Die Butterversorgung in Bonn wird demnächst eine andere Regelung erfahren. Die Zahl der Butterkarteninhaber wird in 4 Abteilungen eingeteilt. Die erste Abteilung hat das Anrecht, Mittwochs Butter zu kaufen, die zweite Donnerstag, die dritte Freitags, die vierte Samstags. In der darauffolgenden Woche schiebt jede Abteilung einen Tag vor und die erste Abteilung tritt an die vierte Stelle. Das wiederholt sich, bis nach vier Wochen die erste Abteilung wieder Mittwochs ihre Butter beziehen kann. – Wie wir ferner von unterrichteter Seite erfahren, besteht nicht die Absicht, in Bonn Fleischkarten einzuführen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)