Mittwoch, 29. März 1916
Mit den geplanten neuen Reichssteuern, der Erhöhung der Tabakabgaben, dem Quittungsstempel, der Reichsabgabe zu den Postgebühren und dem Frachturkundenstempel für Stückgüter, hat sich die Bonner Handelskammer in ihrer letzten Sitzung beschäftigt. Das Ergebnis der eingehenden Erörterung ist dahingehend zusammenzufassen, die Kammer bedauere es lebhaft, daß wieder zu Steuern gegriffen werden soll, die nicht gleichmäßig die ganze Bevölkerung treffen, sondern vorwiegend von Handel und Gewerbe aufzubringen sind. Es müßte eine derartige Belastung das Gefühl einer unbilligen Behandlung wachrufen. Angesichts der Lage aber, die durch en Krieg hervorgerufen worden ist, und der Notwendigkeit der Aufbringung neuer Mittel will die Kammer davon Abstand nehmen, sich – mit Ausnahme der Quittungssteuer – gegen die übrigen in Vorschlag gebrachten Steuern auszusprechen, in der bestimmten Erwartung allerdings, daß die vorgeschlagenen Steuern nur während des Krieges erhoben werden und daß nach dessen Beendigung von neuem darüber eingehende Erörterungen angestellt werden, auf welche Weise die Mittel zu Deckung eines etwaigen Fehlbetrages im Haushalt aufgebracht werden sollen. Mit der Einführung der Quittungssteuer aber vermag sich die Kammer auch jetzt nicht einverstanden zu erklären, weniger wegen der Belastung an sich, als vielmehr wegen der damit für Handel und Verkehr verbundenen Belästigungen und der Vermehrung der Abfertigungsarbeit. Die Steuer würde sowohl den allgemeinen Warenhandel, aber besonders auch den Kleinhandel in erheblichem Maße treffen und diesen bezüglich einer etwaigen Abwälzung auf das kaufenden Publikum große Schwierigkeiten bereiten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Studentinnenheim in vornehmer Lage und in unmittelbarer Nähe der Universität, wird, wie im Auftrage des Kuratoriums die Ferienvertretung des Katholischen Studentinnen-Vereins Hrotsvit mitteilt, am 1. Mai seine Tore den jungen Damen, die in Bonn studieren, zu ständigem Aufenthalt öffnen. Sehr geräumige, gediegen eingerichtete Zimmer dienen zur Aufnahme einer kleinen Anzahl junger Damen. Die Leitung der Küche liegt in bewährten Händen. Auch solche, die nicht im Hause wohnen, können dort vorzüglichen Mittag- und Abendtisch finden. Ein Gesellschaftszimmer bietet Gelegenheit zur Unterhaltung und auch die geistige Nahrung wird zu ihrem Recht kommen durch eine kleine Bibliothek und zahlreiche ausliegende Zeitungen und Zeitschriften. Ein großer schattiger Park schließt sich dem neuen Heim an, das zu Mittelpunkt des geistigen Interesses der katholischen Studentinnen werden soll.
In den Feldern und Wiesen entwickelt die Frühlingsnatur jetzt eine wunderbare Kraft. Kornfelder und geschützt gelegene Wiesen lassen nach den Regentagen frisches saftiges Grün erkennen. Das Feld zeigt sich in diesem Jahre in seltener Ordnung. In der Nähe der Städte sind die Brachflächen in Kulturland umgewandelt. An den bekannten Nachlässigen jeder Gemeinde hat das gute Beispiel der Fleißigen und die Teuerung kräftig gerüttelt. Die Gemeinden haben überall zur Selbstbebauung der Ackerflächen zugegriffen, wo es an Arbeitskräften fehlte. Unsere landwirtschaftliche Bestellung zeigt vielerorts ein erfreuliches, vielversprechendes Bild. Die für die Landwirtschaft so wichtige reichliche Feuchtigkeit des Frühlings gibt auch dem Walde einen sicheren Naturschutz gegen Waldbrände.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zum Anbau von Gemüse. Auf die von der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz herausgegebene Gemüsesondernummer der Rhein. Monatsschrift für Obst-, Garten- und Gemüsebau wird hiermit aufmerksam gemacht. Der Inhalt dieser Nummer zeigt dem Gartenbesitzer, dem Landwirt, sowie dem berufsmäßigen Gemüsezüchter den Weg zu einem vermehrten und dabei sachgemäßen Gemüsebau, zumal in den nächsten Monaten Gemüse eines der wichtigsten Nahrungsmittel bilden wird. Hefte stehen zum Preis von 15 Mark für 100 Stück bei der Landwirtschaftskammer zur Verfügung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)