Dienstag, 7. März 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. März 1916Arndt-Eiche in Eisen. Am Mittwoch, 1. März, vollzog die hiesige Loge die Kriegsnagelung unserer Arndt-Eiche in Eisen. Auf die zahlreich erschienenen Mitglieder hielt der Vorsitzende, Dr. Krantz, eine von vaterländischer Begeisterung getragene Ansprache, in der er u. a. folgendes ausführte: Seitdem unsere Loge Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz vor nunmehr 59 Jahren hier in Arbeit gesetzt worden ist, war sie allzeit bemüht, zu sein eine Pflanzstätte deutscher Freimaurertugend. Durch Arbeit an uns selbst, durch Veredlung und opferbereite Tat zur Erhöhung der Wohlfahrt unserer Mitmenschen beizutragen, war stets unser leitender Gedanke. Als treue Bürger haben wir Vaterlandsliebe und Königstreue gepflegt, und als Christen haben wir der reinen Lehre Christie nachzuleben versucht. Dankbar haben wir die Erinnerung an den erhabenen König bewahrt, dessen Schutz unsere Loge als Feldloge die Entstehung und ihren Namen verdankt: „Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz“. „Suum cuique“ lautete der Leitspruch, den diese Feldloge damals erhielt. Jedem das Seine an Arbeit und Pflichterfüllung, jedem das Seine aber auch an Gotteserkenntnis und Menschenliebe, jedem das Seine schließlich an Schönheit und Freude des Lebens. Hier an der Arndt-Eiche in Eisen wollen wir das alte Ehrenzeichen unserer Loge, das Eiserne Kreuz, zur bleibenden Erinnerung befestigen und damit Anteil gewinnen an diesem Bonner Wahrzeichen bürgerlicher Opferfreudigkeit.

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. März 1916Im Deutschen Sprachverein fand gestern abend der vierte Vortrag dieses Winters statt. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Pfarrer Dr. Richter, begrüßte die zahlreich Erschienenen. Darunter viele feldgraue Kameraden, und wies auf die jüngsten Siege im Westen sowie auf die großen Bewegungen, Siege und Aussichten im Osten hin, wobei der bemerkte, dass unser Volk auch nach dem Kriege im Orient große Friedensaufgaben zu erfüllen habe. Der Redner des Abends, Herr Rabbiner Dr. Cohn, schilderte darauf in begeisterten Worten die Wirksamkeit der alten Propheten, der Heldensänger des Volkes vor 2500 Jahren. Eingeklemmt zwischen den damals großen Weltreichen Aegypten, Assur und Babylon in dem kleinen Kanaan, schauten die großen Prophetengestalten ohne Furcht vor Volk und Fürsten mutig in den Kampf hinein, wo oft Israel das Zünglein an der Waage bildete. Mutig verkündeten sie Volk und König, dann auch den großen Weltreichen Gottesgericht und Untergang. Jesaja und Jeremia stehen wie Helden in jener gefahrvollen Zeit. Ergreifend sind Hesekiels Untergangs-Orakel auf Phönizien, das Albion des Altertums, und seine Parallele zur gewaltigen Gegenwart. Aber die Hauptaufgabe der kriegerischen Prophetik war innerlicher, sittlich-religiöser Art, sie drängte auf Verinnerlichung, Vertiefung und Buße und bildet wieder eine Parallele zu unserer großen Gegenwart und dem deutschen Heldenkampf unserer Tage. So verbinden Persönlichkeitsideal und Rückkehr zum Gottesglauben uralte und gegenwärtige „biblische“ Zeit.
  
Den beredten und herzbewegenden Worten des Redners folgte warmer Beifall, dem der Vorsitzende noch besonderen Ausdruck verlieh. Es wurde noch mitgeteilt, daß in vier Wochen der letzte Vortrag in diesem Winter gehalten werde, daß am 9. März der Sprachverein sich an der Nagelung der Arndt-Eiche mit einem Eichenblatt beteiligen werde und daß für Mai ein Werbevortrag in Godesberg in Aussicht genommen sei.

Nagelung einer Tischfahne. Die Stammtisch-Gesellschaft des Vereins für National-Stenographie im Wirtshaus Ruland beschloß, den Sockel ihrer Tischfahne zu benageln. Genagelt werden Silber-Nägel zu 10 Pfg., Gold-Nägel zu 50 Pfg. und kleine Plaketten mit stenographischer Inschrift zu 3 und 5 M. Die erste Nagelung am vergangenen Sonntag brachte bereits einen ansehnlichen Betrag. Die Einnahme wird der Arndt-Eiche überreicht werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. März 1916Märzwanderung des Eifelvereins. Winterlich scharfer Wind blies am Sonntag den Bonner Eifelfreunden um die Ohren, als sie von Ahrweiler-Bachem aus auf der schönen Gebirgsstraße die Höhen von Ramersbach erstiegen. Dort lag Schnee. Durch das Heidegebiet am Addert, durch stille freundliche Täler, wo wieder der Frühling grüßte, durch tiefen Forst, der in prächtigem Rauhreif prangte, ging es zum Fuchskopf, wo im Windschutze des Buchenwald Mittagsrast gehalten wurde. Leise schob sich dann das Vulkangebiet des Brohltales heran, als der Weg zum Roddermaar führte. Das Maar ist ja nun verschwunden, aber noch immer liegt hier in weltverlassener Einsamkeit ein seltsam wildromantisches Fleckchen Erde. Ein Moorbruch ist jetzt des Maares Boden. Dann wird der Krater des Bausenberges erstiegen, fünf Kilometer lang auf seinem Lavastrom gen Gönnersdorf gewandert. Hier liegt der Kopf des Lavaflusses; wild und zerrissen starren die riesigen Lavablöcke aus magerer Vegetation; ein Steinbruch lässt ins Herz der einst feurigen Glut schauen.
  
In Gönnersdorf gabs kriegsmäßig, doch gut und billig Kaffee. Mit dem Abend wurde dann wurde dann durch das idyllisch stille Vinxtal bei Tal Rheineck der Rhein erreicht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Ueber frühzeitige Schulentlassung wird aus dem Landkreise Bonn geschrieben: Wie man hört, hat die Regierung gestattet, daß die Kinder, die im letzten Schuljahre sind, vom 1. März ab schon aus der Schule entlassen werden können, damit sie ihren Eltern bei den jetzt notwendigen Arbeiten im Garten und Feld helfen können. Schon in den ersten Tagen des März sind demgemäß auch die Schulkinder in einigen Gegenden des Kreises entlassen worden. Warum geschiehts dann nicht überall? Ueberall ist doch Arbeitermangel, überall muß jedes Fleckchen Erde bepflanzt werden, um den Aushungerungsplan unserer Feinde zu durchkreuzen. Darum lasse man auch überall die Jugend mithelfen, die Felder zu bebauen und dadurch den Krieg zu gewinnen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)