Sonntag, 27. Februar 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. Februar 1916Wegen des großen Erfolges vor Verdun fiel in den Schulen gestern der Unterricht aus. Die städtischen Gebäude und viele Privathäuser hatten schon vorgestern bei dem Bekanntwerden des Berichts der Obersten Heeresleitung die Fahnen aufgezogen. Die Zahl der Fahnen in den Straßen vermehrte sich noch ganz bedeutend gestern vormittag, als die Erstürmung der Panzerfeste Douaumont durch Sonderblätter bekannt wurde und dieses wichtigen Erfolges wegen auch die Glocken aller Kirchen läuteten.

Arndt-Eiche in Eisen.
Man schreibt uns: In der verflossenen Woche stieg die Gesamteinnahme der Arndt-Eiche auf rund 43 000 Mark. Wenn diese Summe zweifellos einen sehr schönen Erfolg darstellt, so muß doch betont werden, daß noch manche Kreise abseits stehen, und zwar solche, den die Stiftung höherer Beträge wenig ausmacht. Möge man doch immer wieder sich bewußt werden, daß die Heldentaten unserer tapferen Krieger zu Wasser und zu Lande, in der Luft und unter See eine immerwährende Dankespflicht erzeugen, der sich niemand entziehen kann und darf.
   In der verflossenen Woche sind u.a. zur Nagelung erschienen die Unterrichtsanstalt St. Joseph an der Höhe und das Unteroffizierskorps der Ersatz-Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 7. Gleichfalls beteiligten sich an der Kriegsnagelung ein Skatklub aus der Lese, während die Gesellschaft „Postwagen“ aus der Wirtschaft Hombach ihren Namen durch silberne Buchstabennägel verewigte.
   Am heutigen Sonntag wird der Bonner Turnverein mit dem Bonner Wehrbund in feierlicher Weise die Kriegsnagelung vornehmen. Die Vereine versammeln sich mit den Fahnen auf dem Arndtplatz und ziehen von dort um 4½ Uhr zur Arndt-Eiche, wo Prof. Dr. F. A. Schmidt eine Ansprache halten wird; nach dem Absingen des Arndtschen Liedes: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“, erfolgt die Nagelung.
   Am morgigen Montag, nachmittags 5 Uhr, findet die Kriegsnagelung durch den Lehrkörper und die Studentenschaft unserer Universität statt. Unter Begleitung der Militärkapelle begeben sich Rektor und Senat mit den Chargierten der studentischen Korporationen von der Universität zur Arndt-Eiche, wo der Arbeitsausschuß mit seinem Vorsitzenden, Herrn Oberbürgermeister Spiritus, versammelt ist. Im Namen der Studentenschaft wird ein Angehöriger der Vereinigung katholischer Theologen das Hoch auf den Kaiser ausbringen. Alsdann werden der Rektor, Herr Geheimrat Anschütz, und Herr Oberbürgermeister Spiritus Ansprachen halten. Die Nagelung erfolgt durch Anbringung eines in Eisen getriebenen künstlerischen Schildes, auf dem das Siegel der Universität angebracht ist. Das Schild wird mit einzelnen Nägeln befestigt; den ersten Nagel schlägt der Rektor ein, den zweiten der Vorsitzende der Vertreterversammlung; alsdann folgen die Chargierten, welche Nägel mit dem Zirkel ihrer Korporation einschlagen. Während der Nagelung spielt die Musikkapelle.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 27. Februar 1916

Frühlingsblumen für den Tisch. Kalte Schneeluft hat der Knospenentwicklung des Frühobstes im Hausgarten Halt geboten. Schaden haben nur die Aprikosen gelitten, deren zum Teil geöffnete Blüten ihren frischen Glanz verloren. Unschuldig bestraft, lassen sie mutlos die gelb gewordenen Blätter hängen. Manches kleine Reis jedes Jahr stark blühender Aprikosen-, Pfirsich- und Frühbirnenbäume, die durch die warme Witterung des Februar nahe vor der Blütenöffnung standen, kann ohne Schaden noch vom Baum entfernt werden. In Wasser im warmen Zimmer ans sonnige Fenster gestellt, öffnet der Blütenzweig seine Blumen in einigen Tagen in der schönsten Entfaltung. Wir können uns so jetzt durch die Gunst der frühwarmen Witterung einen kleinen Vorfrühling in der warmen Stube verschaffen, an dem das Auge in den trüben Kriegstagen seine besondere Freude hat.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Festliches Glockengeläute in allen Kirchen der Stadt gab der Einwohnerschaft Kunde von der hervorragenden Waffentat unserer Truppen auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Das Vordringen unserer Streitkräfte hatte vor Verdun erst vor drei Tagen eingesetzt und nun liegt schon die Kunde von der erstaunlichen Tat vor. Der Eckpfeiler im Nordosten von Verdun, die Panzerfeste Douaumont ist erstürmt und fest in unserer Hand. Mit der Freude über diesen hervorragenden Erfolg verbindet sich heißer Dank für unsere wackeren Streiter und die zuversichtliche Hoffnung auf den weiteren Sieg bis zu einem ehrenvollen Frieden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)