Freitag, 25. Februar 1916

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Februar 1916Bonn im Schnee. Nach dem frühlingsmäßig warmen Wetter, das schon mehrere Wochen geherrscht und in den Obstgärten manchen Baum zur Blüte gebracht hat, ist nun der Winter noch einmal eingekehrt. Ein Schneetreiben, das in der Nacht begann und bis gestern mittag andauerte, zauberte das heuer so seltene Bild einer richtigen Winterlandschaft hervor. Die Jugend machte sich die ungewohnte Erscheinung schnell zunutze, sie veranstaltete nicht nur lustige Schneeballgefechte, sondern holte auch die Schlitten noch einmal hervor. Die Freude dauerte freilich nicht lange; denn am Abend war schon der größte Teil des Schnees und damit auch das Vergnügen wieder zu Wasser geworden.

Ein Gemeindeabend für verwundete Soldaten findet am Sonntag, d. 5. März, im evangelischen Gemeindehause statt. Herr Pfarrer Kremers hat den Vortag über ein vaterländisches Thema übernommen. Außer den Kriegern aus den Bonner Lazaretten sind die Gemeindemitglieder, soweit der Raum reicht, herzlich willkommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Zu den Kämpfen im Westen. Von der Mosel, aus der Eifel und von der Ahr gehen uns Nachrichten zu, daß seit vorigen Samstag Tag und Nacht andauernder Kanonendonner aus dem Westen mit ungeheurer Heftigkeit zu hören ist. Von der Eifel wird gemeldet, daß am Mittwoch früh ein Trommelfeuer einsetzte, das selbst bei verschlossenen Fenstern hörbar war. Deutlich vernahm man die Schläge der großen Geschütze und das anhaltende Rollen der kleinen Kanonen. Auch im Ahrtal, von Neuenahr an bis an die Oberahr, auf der Landstraße und an ruhigen Stellen ist der Donner der Geschütze genau zu vernehmen. Von der Landskrone, dem Neuenahrer Berg, dem Steintalskopf und auch in den hochgelegenen Ortschaften ist das unaufhörliche Trommelfeuer zu hören. Ueberall an geeigneten Stellen sieht man die Menschen lauschend stehen. Am Dienstag wurden an der Ahr Schulkinder von den Lehrern auf die Höhen geführt, um dem Donnern unserer siegreichen Geschütze zu lauschen.

Schülerherbergen des Eifelvereins. Der Oberpräsident der Rheinprovinz hat wie in früheren Jahren auch für das Jahr 1916 zum Besten der Schülerherbergen der Eifel einen Beitrag von 150 Mark bewilligt. Die meisten Herbergen der Eifel und am Rhein werden in den Pfingst- und Sommerferien geöffnet sein, die Eifelherbergen auch in den Osterferien.

Kriegsgemüsezucht der Stadtgärtnerei. Die Aufforderung an die Blumengärtnereien, den Anbau von Frühgemüse statt von Blumen zu pflegen, hat bekanntlich zu einer Entgegnung der Handelsgärtner-Vereinigung in unserem Blatte geführt. Dies gab dem städtischen Gartendirektor Günther Veranlassung, in der gestrigen Monatsversammlung der Gartenbau-Vereine auf die Frage zurückzukommen und auf die erfolgreiche Kriegsgemüsezucht der Bonner Stadtgärtnerei zu verweisen. Schon gleich zu Beginn des Krieges sei auch die Bonner Stadtgärtnerei zum Vorteil der Volksernährung mobil gemacht worden. Man habe alle überflüssigen Züchtungen fortgeworfen und dafür Gemüse angebaut. Alle Besitzer von Brachländereien im Weichbilde der Stadt seien aufgefordert worden, ihr Land entweder selbst zu bebauen oder es der Gärtnerei zur Verfügung zu stellen. Es seien daraufhin rund 13 Hektar der Stadtgärtnerei zur Bebauung überwiesen worden. Die Stadtgärtnerei habe davon fünf Hektar an Bewerber abgegeben. 5 ½ Hektar selbst mit Kartoffeln und den Rest mit Gemüse bebaut. Mit 230 Zentnern Saatkartoffeln habe die Stadtgärtnerei 2219 Zentner Speisekartoffeln im Werte von 8300 Mark geerntet, sie habe mit dem von ihr selbst gezogenen Gemüse bisher durchschnittlich 100 Familien mit Gemüse versorgen können. Das Gemüse habe einen Gesamtwert von 6500 Mk. Dieses Ergebnis sei umso mehr anzuerkennen, als das bebaute Land ganz ungepflegtes Oedland war. [...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Stadttheater. Sudermanns vieraktige Komödie „Die Schmetterlingsschlacht“ wurde uns Dienstag abend von den Kölnern in abgerundeter Darstellung geboten. Die vermögenslose Beamtenwitwe, die ihre 3 Töchter unter allen möglichen Entbehrungen unter die Haube zu bringen sucht, wurde von Marie Wolff mit gewinnender Wahrheit wiedergegeben. Ihre Töchter, „Die Schmetterlinge“, fanden in Lotte Klinder, Else Bischoff und Charlotte Landen ausgezeichnete Vertreterinnen. Den welterfahrenen routinierten Reisenden Keßler stellte Richard Alzmann mit viel Raffinement auf die Bühne. Mit ausgezeichneter Charakteristik gab Gustav Turrian die alte Krämerseele Winkelmann. Seinen Sohn Max traf Paul Würthenberger in bescheidener Zurückhaltung, sehr im Gegensatz zu dem Windhund Kessler, ausgezeichnet. Georg Kiesan fand sich in der Rolle des Apothekerlehrlings Vogel hervorragend zurecht. Die Szenen waren unter der Spielleitung von Gustav Turrian gut gestellt, sodaß sich der Abend zu einem, wie schon Eingangs gesagt, vortrefflichen gestaltete.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)