Mittwoch, 23. Februar 1916

   

Das Soldatenheim im Gesellenhause wurde am letzten Sonntag von vielen Soldaten besucht. Leiter der Veranstaltung war Herr Klutmann. Herr Volksschullehrer a. D. Rech hielt einen Vortrag über den Dichter der Befreiungszeit Ernst Moritz Arndt und führte die Zuhörer durch die Gedichtvorträge der Herren Trümper und Rings in den Geist der Arndtschen Muse ein: glühende Abwehr und brennender Zorn über die Vergewaltigung des Vaterlandes. Meisterlich erfaßt waren die vier herrlichen Liederspenden der Bonner Liedertafel unter Leitung ihres so begabten Dirigenten, Herrn Musikdirektor Jos. Werth. Auch die Soli der Herren Chormitglieder Borgmeyer, Knebel und Ohlenhardt boten gar Treffliches. Allgemein war daher der Wunsch unserer Feldgrauen: Auf baldiges Wiedersehen! Im weiteren Verlauf der Abendstunden fand die Lappenmalerkunst des Herrn Däntler verdiente Anerkennung. Die beiden von Soldaten flott gespielten Einakter „Fritz sein hart“ und „In Zivil“ beschlossen den Reigen der Darbietungen. Der Soldatenheim-Nachmittag läßt die braven Verteidiger der vaterländischen Scholle in abwechselungsreicher Folge gute Erholung finden u. verdient als grundsätzlich interkonfessionelle Veranstaltung allseitige Förderung u. regsten Besuch. Der Arbeitsausschuß des Soldatenheimes wird jeden Freitag das nächste Tagesprogramm in den Bonner Zeitungen bekannt geben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Amtliche Bekanntmachungen im General-Anzeiger vom 23. Februar 1916Arndt-Eiche in Eisen. Die Feier der Nagelung des von der Universität für die Arndt-Eiche gestifteten Schildes durch Lehrkörper und Studentenschaft findet am kommenden Montag nachmittag 5 Uhr statt. Die Auffahrt der Chargierten erfolgt um ½5 am Haupteingang zur Universität. In einem Anschlag am Schwarzen Brett wird die gesamte Studentenschaft eingeladen, an der Feier teilzunehmen.

Der Winter in Wald und Flur. Man schreibt uns: Der diesjährige Winter, der so milde war, wie selten einer, und schon im Januar blühende Aprikosen und Kirschen, Veilchen und Primeln brachte, hat draußen in der Flur weniger vorgetrieben, als anzunehmen war. Abgesehen von schweren harten Wintern, die den Weizen zum Erfrieren brachten, abgesehen von langen Schneelagen, unter denen die Frucht gelb und grau wurde, hat dieser Winter vor den anderen nicht allzu viel voraus. Weizen und Roggen stehen im allgemeinen dicht. Die einzelnen Pflanzen sind besser bestockt als sonst um diese Zeit. Die Felder sind sämtlich dunkelgrün und die junge Saat strotzt vor Kraft und Gesundheit. Das hat die Frucht im diesjährigen Winter gewonnen.
  
Ihr weniger genützt, stellenweise bei undurchlässigem Untergrund ihr viel geschadet, hat die ungewöhnliche Nässe, der viele Regen. Viele Felder bilden jetzt weite Wasserflächen und unter dem Luftabschluß leidet die Saat stark. Da ist es an der Zeit, daß trockene Märzwinde eintreten und den Ueberschuß an Wasser und Feuchtigkeit aufsaugen. Der viele Regen hat auch die Vorbereitungen für die Frühjahrsbestellung stark zurückgehalten. Sehr viele und weite Ackerflächen sind noch ungepflügt, oft noch, wie die vorjährige Ernte sie verlassen hat, in der Flur. Es ist ja noch sehr früh im Jahre, erst Februar, und wenn der Vorfrühling nur ein einigermaßen besseres Gesicht zeigt, wird noch alles in Ordnung kommen. Auch der Wald ist in Anbetracht des milden Wetters nichts voraus. Das macht wohl auch die stehende Nässe, die vom Boden festgehalten, mehr Kälte festhält, als die umgebende Natur vermuten läßt. Frühlingsmäßig ist die Natur nur an geschützten Stellen, in den wärmeren Ortschaften und Städten, in windgeschützten Tälern, an sonnigen Hängen. Draußen war auch diesmal Winter, wenn auch gelinde.

Der plötzliche Wetterumschwung kam den Landleuten sehr erwünscht. Sie sind zufrieden, daß sie die dringlichsten Arbeiten in Garten und Feld, welche durch das langanhaltende Regenwetter zum Stillstand kamen, nun zum Abschluß bringen können. Der eingetretene Frost ermöglicht es, mit schwerem Fuhrwerk Dünger auf den Acker zu bringen, behindert aber das Pflügen nicht. Der Nachtfrost hat bisher weder den weit vorgeschrittenen und vielversprechenden Obstblüten noch den jungen Saaten geschadet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Installationskurse für Kriegsbeschädigte. Auf Veranlassung des stellvertretenden Generalkommandos des 8. Armeekorps werden in Köln im Anschluß an die den Königlichen Maschinenbauschulen angegliederten Fachschulen für Installations- und Betriebstechnik Installationskurse für Kriegsbeschädigte eingerichtet. Die Kurse sollen dem jetzt bestehenden Mangel an genügend vorgebildeten Installateuren abhelfen und so daran mitwirken, Deutschland in der Lichtversorgung vom Auslande unabhängig zu machen. Aufgenommen werden kriegsbeschädigte gelernte und angelernte Gas- und Wasser-Installateure bzw. Elektroinstallateure, die durch ihre Beschädigung an der praktischen Ausführung ihres Gewerbes nicht gehindert sind, ferner nicht felddienstfähige Installateure, wenn erforderlich auch andere gelernte und angelernte Metallarbeiter der gleichen Art. Die Kurse dauern für gelernte und angelernte Installateure vier, für andere Metallarbeiter sechs bis acht Wochen. Die Anmeldung zur Teilnahme hat seitens der örtlichen und militärischen Beratungsstellen, sowie der Ersatzbataillone bei der Provinzial-Beratungsstelle für kriegsbeschädigte Handwerker zu Köln, Maternusstrasse 9, zu erfolgen, die nach endgültiger Feststellung der körperlichen und fachlichen Geeignetheit durch die Fachlehrer der Kurse die Betreffenden zur gegebenen Zeit einberuft und in die Kurse einweist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

      

Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe weist, wie im Inseratenteil auch an dieser Stelle noch einmal auf seine Verkaufsstelle am Hof hin.
  
Alle Marmeladen, Eiwürfel, Malbaka u. s. w. sind auf ihren Nährwert untersucht und von den Damen der Kriegshilfe ausprobiert und gut befunden worden.
   Ganz besonders eindringlich werden die Bonner Frauen gebeten, die neben dem Verkaufslokal eingerichtete hauswirtschaftliche Beratungsstelle aufzusuchen.
   Jede Hausfrau kann sicher sein, dort in allen wirtschaftlichen Fragen und Nöten, die die gegenwärtige schwere Zeit für alle mit sich bringt, bereitwilligen und eingehenden Rat zu erhalten. Ebenso werden Ratschläge erfahrener Hausfrauen zum Nutzen der Allgemeinheit dankbar angenommen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)