Montag, 21. Februar 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Februar 1916Die landwirtschaftliche Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte in Bonn, die auch diejenigen Fälle bearbeitet, in denen eine Ansiedlung Kriegsbeschädigter in Frage kommt, hat bis zum 1. Februar 1916 263 Kriegsbeschädigte mündlich und 65 schriftlich beraten. Von den 263 waren 28 selbständige Landwirte, 123 Söhne selbständiger Landwirte, 53 landwirtschaftliche Arbeiter, 59 Angehörige sonstiger Berufe, die zur Landwirtschaft übergehen wollten. Von den 204 Angehörigen landwirtschaftlicher Berufe beabsichtigen, wie die „Kriegsbeschädigtenfürsorge“ mitteilt, vor der Beratung 96, nach der Beratung aber 186 in der Landwirtschaft zu bleiben. Von den letzteren sind nur 7 ihrem Entschlusse untreu geworden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Der sonnig-kalte Sonntag, der den Sturm und Regen der letzten Tage in angenehmer Weise ablöste, wurde reichlich zu Ausflügen benutzt. Im Siebengebirge begegnete man ganzen Scharen von Wanderern. Das sichtige Wetter bot vom Siebengebirge aus einen herrlichen Weitblick stromauf und stromab. Nur nach der Eifel zu war der Blick gehemmt durch dunstige Wolken. Der Westerwaldklub vereinigte an dem Tage eine große Zahl seiner Mitglieder zu einer Wanderfahrt durch Pleistal zum Oelberg. Die an Eindrücken reiche Wanderung, geführt von Herrn Landschaftsphotograph Groß, endete mit einem gemütlichen Beisammensein in Oberdollendorf.

Hochwasser. Der Rhein ist seit Samstag noch weiter gestiegen, und zwar bis heute früh 6 Uhr noch 50 Zentimeter. Der hiesige Pegel zeigte um diese Zeit 6,20 Meter Wasser. Die schmutziggelben Fluten führen vielfach Strauchwerk mit sich, und auch größere Baumstämme sind keine Seltenheit. Gestern früh kamen vom Oberrhein etwa 20 abgesägte Baumstämme von 4 bis 5 Meter Länge sowie Floßholz hier durch. Glücklicherweise trieben die Stämme inmitten des reißenden Stromes hier vorbei, ohne Schaden an den Landebrücken zu verursachen.
   Die Rheinschiffahrt wird durch die starke Strömung der Hochflut sehr behindert. Schleppzüge, die vom Niederrhein bergauf fahren, haben vielfach zwei Schleppschiffe als Vorspann.
   Während die gestern ausgegebenen Hochwasserstandsberichte vom Oberrhein, von der Lahn und vom Neckar noch Steigen des Wassers melden, fällt die Mosel langsam.
   Es ist zu hoffen, daß das Wasser jetzt seinen Höchststand erreicht hat und, sofern das seit gestern eingetretene trockene Wetter anhält, langsam zurückgeht.
   In unserer Rheinpromenade ist das Wasser an verschiedenen Stellen über das Ufer getreten und seit Samstag nacht ist auch der obere Leinpfad vom Schänzchen abwärts teilweise überschwemmt und nicht mehr gangbar.

Das außerordentliche Kriegsgericht (...) Ein jugendlicher Fabrikarbeiter aus Merzbach im Kreise Rheinbach war eines Abends in Rheinbach im Besitz eines Revolvers gefunden worden, ohne daß er einen Waffenschein besaß. Es stellte sich heraus, daß der junge Mensch das Schießeisen gekauft hatte, weil seine Arbeitsgenossen auch ein solches Instrument besaßen. Er hatte sein Taschengeld von wöchentlich einer Mark solange zusammengespart, bis er den Revolver für 6,50 Mark kaufen konnte. Das Kriegsgericht verurteilte den Angeklagten zu 14 Tagen Gefängnis. Jedoch soll er zur bedingten Begnadigung vorgeschlagen werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Februar 1916Godesberg, 20. Febr. Der „Kriegshilfe“ unserer Gemeinde, zu deren Besten im Lyzeum St. Antonius kürzlich eine dreimalige Aufführung des deutschen Mysterienspiels von Eckert stattgefunden hat, konnten als Reinertrag aus diesen Aufführungen tausend Mark überwiesen werden. Zu gleichem Zwecke beabsichtigt der evangelische Kirchenchor in Verbindung mit dem Oratorienchor demnächst das Oratorium „Schöpfung“ von Haydn aufzuführen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

     

Ein Schauwaschen wird am 22., 23., 24. und 25. Februar, jeweils nachmittags 4 Uhr und abends 8 Uhr im Germania-Saal (im unteren Saale) stattfinden. Wie aus der Anzeige in heutiger Nummer hervorgeht, will eine Mannheimer Firma einen Apparat vorführen, der in fünf Minuten eine Bütte schmutziger Wäsche ohne Reiben und Bürsten , tadellos sauber wäscht. Eine derartige Verringerung einer der mühsamsten häuslichen Arbeiten ist der Beachtung aller Hausfrauen wert, umsomehr, als dieser einfache und leicht zu handhabende Apparat große Ersparnisse mit sich bringen soll.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Geschäftliches“)