Mittwoch, 26. Januar 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Januar 1916Arndt-Eiche in Eisen. Die Freude an unserem Bonner Kriegswahrzeichen mehr sich mit jedem Tage, und die Einnahmen werden allmählich immer größer. Zurzeit – also fünf Wochen seit der Einweihung – beträgt die Gesamteinnahme bereits über 20.000 Mark. Am vergangenen Montag betrug die Tageseinnahme 1.011 Mark; gewiß ein überaus erfreuliches Ergebnis.
   Ein reizendes Bildchen war es am vergangenen Sonntag, als an der einen Seite der Eiche zwei kleine Kinder im Alter von etwa 2 Jahren mit Unterstützung ihrer Mutter ihren Nagel einschlugen, während an der anderen Seite ein 88jähriger, aber noch rüstiger Greis mit wallendem weißen Barte seinen Nagel in den Stamm der Eiche einschlug mit den vernehmbar gesprochenen Worten: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.
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Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Januar 1916Der Bonner Lazarettzug ist gestern nachmittag von seiner 25. Fahrt in Bonn eingetroffen. Nachdem ein Teil der mitgebrachten Verwundeten in die hiesigen Lazarette gebracht worden war, ist der Zug nach Andernach und Koblenz weitergefahren.

Die Lichtspiele der Woche. In Bonner Lichtspielen werden in dieser Woche die Dramen „Mein ist die Rache“ und „Judaslohn“ sowie die Lustspiele „Auf Hoheits Fürsprache“, „Gefüllte Karpfen“ und „Der Schirm des Anstoßes“ gegeben. Von den übrigen Filmen ist vor allem die Aufnahme des Einzuges der Deutschen in Warschau zu nennen.

Im Metropol-Theater wird der vierte Film der bekannten Filmdarstellerin Maria Carmi-Vollmöller vorgeführt: „Die rätselhafte Frau“, Tragödie in fünf Akten. Ferner sind zu nennen das Lustspiel „Seine schwache Seite“ und der Abenteuerfilm „Das Kind in der Leopardenhöhle“.

Das Viktoria-Theater bringt in diesen Tagen als besonderes Zugstück das dreiaktige phantastische Filmspiel „Marionetten, Pierrots und Kolombinchens Abenteuer“, außerdem eine Reihe anderer Filme.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Januar 1916Im Kriegskinderheim auf Hoheneich [in Endenich] sind annähernd 45 Kinder bis zu vier Jahren in voller Pflege, darunter eine hohe Zahl im Säuglingsalter. Außer der Leiterin und ihrer Schwester sind fünf junge Damen und zwei Angestellte unausgesetzt mit der Körperpflege der Kinder und der Versorgung ihrer Wäsche usw. tätig. Der Gesundheitszustand der Kleinen ist recht befriedigend. Kinderchen, die schon seit Beginn des Krieges gepflegt werden, gedeihen zur Freude der Pflegerinnen vortrefflich. Trotz vieler Opfer wird die Sorge um die Beschaffung der täglichen Bedürfnisse immer größer. Bisher gelang es mit annähernd 20 Mark für das Kind und den Monat die nötigsten Kosten zu bestreiten, jetzt muß aber mit größeren Ausgaben gerechnet werden. Der Dank der Väter wird durch viele Karten aus den Schützengräben rührend ausgedrückt. Man möge das Kriegskinderheim nicht vergessen, wenn in diesen Tagen zum Geburtstag des Kaisers die Herzen und Hände sich zu Taten der Liebe öffnen.

Verlängerung des Inventurausverkauf-Verbots. Das bisher nur für den Monat Januar erlassene Verbot der Veranstaltung von Inventur- und Saison-Ausverkäufen in Web- und Wirkwaren aller Art, weißen Wochen und ähnlichen Veranstaltungen, bei denen herabgesetzte Preise angekündigt werden, wird, wie „Der Konfektionär“ mitteilt, in unveränderter Weise auch für den Monat Februar verlängert. Um eine Aussprache über die zu dem Verbote geäußerten Wünsche der Detaillisten herbeizuführen, findet in den ersten Tagen des Februar im Reichsamt des Inneren eine Besprechung statt, zu der die beteiligten Kreise Einladungen erhalten haben.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Januar 1916Metallablieferung. Um vielfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen, werden zukünftig auf Antrag die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Gegenstände in den Wohnungen abgeholt. Die Besitzer, die unentgeltlich Gegenstände an den Reichsmilitärfiskus abtreten, werden daher gebeten, dieses durch Postkarte „an den Herrn Oberbürgermeister zu Bonn, Rathaus“, mitzuteilen. Die Abholung erstreckt sich jedoch nur auf die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Gegenstände. Bei den gegen Bezahlung abzuliefernden Gegenständen kann ein Abholen nicht erfolgen, da in den Uebernahmepreisen die Ueberbringungskosten enthalten sind.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

   

Der „Deutsche Frauendank 1915“ bittet bei Gelegenheit von Kaisersgeburtstag auch seiner Sammlung zu gedenken, da die Spende noch keine genügende Grundlage bildet für eine ausreichende Beihilfe zur Berufsbildung der Kinder von Gefallenen und Kriegsteilnehmern der Stadt Bonn. Neun Zehntel der gesamten Summe stehen zu diesem Zweck dem Arbeitsausschuß zur Verfügung, der auch das Kapital angreifen darf. Gaben nimmt entgegen die Deutsche Bank am Kaiserplatz auf Konto „Deutscher Frauendank 1915“ Elisabeth Korff.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)