Sonntag, 23. Januar 1916

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. Januar 1916Vollstrecktes Todesurteil. Die durch Urteil des außerordentlichen Kriegsgerichts Bonn am 4. September 1915 wegen Mordes zum Tode verurteilte Witwe Agnes Höfer geb. Geishecker aus Lengsdorf wurde gestern morgen 8 Uhr auf dem Scheibenstande beim Exerzierplatze unserer Garnison [auf dem Venusberg] hingerichtet. Die Vollstreckung leitete der Erste Staatsanwalt, Geheimrat Schlößer und wurde mittels Erschießens ausgeführt. Die Verurteilte war gefaßt und ruhig. Publikum war nicht zugegen.

Ein schweres Unglück ereignete sich gestern abend gegen ½6 Uhr auf der Rampe unter dem Alten Zoll. Ein Brikettwagen kam von der Konviktstraße her die bekanntlich recht steile Rampe heruntergefahren. Das Pferd wurde scheu, der schwere Wagen fuhr mit großer Gewalt gegen die [die] Rampe begrenzende Mauer, durchbrach die Mauer, und Pferd und Wagen stürzten den Abhang nach dem Rheinwerft hinunter. Der Fuhrmann, ein älterer Mann aus Beuel, war sofort tot. Das Pferd wurde so schwer verletzt, daß es getötet werden mußte. Ein russischer Gefangener hatte sich im letzten Augenblick durch Abspringen vom Wagen gerettet.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)      

    

Metallablieferung. Die Sammelstelle für Metallablieferung befindet sich im alten Kühlhause des städtischen Schlachthofes an der Immenburgstraße. Sie ist täglich vormittags von 9 – 12 Uhr und nachmittags von 3 – 6 Uhr mit Ausnahme des Sonntags geöffnet. Bei der Sammelstelle können auch Gegenstände, die nicht enteignet sind, gegen Zahlung der festgesetzten Uebernahmepreise Freitags abgeliefert werden. Ferner nimmt die Sammelstelle unentgeltlich zur Verfügung gestellte Gegenstände in Empfang, die auf Antrag in den Wohnungen abgeholt werden. Alles nähere ist aus einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes zu ersehen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. Januar 1916Die Vaterländischen Vereinigungen fordern im Anzeigenteil dieser Nummer die Einwohnerschaft auf, am Kaisersgeburtstage der Bonner Volksspende durch besondere Gebefreudigkeit zu gedenken. Die Sammler werden an diesem Tage Zeichnungen auf besondere Beiträge entgegennehmen. Den Kaisersgeburtstag können wir in der Kriegszeit tatsächlich nicht würdiger begehen, als wenn wir dem Wunsche des Kaisers gemäß unserer freundlichen Gesinnung Ausdruck geben durch Gaben der Liebe zur Linderung der durch den Krieg geschlagenen Wunden oder durch erhöhte Teilnahme an der Kriegsfürsorge. Noch nie wurde der Wohltätigkeitssinn der Bonner Bevölkerung vergeblich angerufen; auch diesmal wird sicherlich ein schöner Betrag eingehen. Gebe jeder nach seiner Kraft.

Arndt-Eiche in Eisen. Am verflossenen Montag wurde[n] von dem katholischen Kinderhort Karlschule durch die an ihm wirkenden Damen 27 Nägel eingeschlagen. Auch verschiedene Klassen des Gymnasiums haben sich bereits an der Nagelung beteiligt bezw. dies in Aussicht gestellt. Am Donnerstag wurde seitens des Altkathol. Frauen-Vereins die Eiche zwecks Nagelung besucht, und am Samstag nahm der Evangel. Bürger-Verein Bonn-Süd die Nagelung vor. Die bei der Errichtung der Arndt-Eiche tätig gewesenen Arbeiter wollen sich auch an ihrem Werke verewigen und stifteten eine Sockelplatte, die am Sonntag genagelt wird. Am selben Tage wird der Kinderhort der Stiftsschule mit den Pflegebefohlenen zur Nagelung erscheinen. Die Namen derjenigen Vereine und Firmen, welche bereits Eichenblätter und Nägel gestiftet haben, werden demnächst veröffentlicht werden. Sollten noch Vereine beabsichtigen, am Kaisersgeburtstage ihre feierliche Nagelung vorzunehmen, so wird um baldigste Mitteilung an das Büro der Arndt-Eiche ersucht, wo auch die noch freien Stunden des Tages zu erfragen sind. (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)