Donnerstag, 20. Januar 1916

    

Arndt-Eiche in Eisen. Dienstag nachmittag erschienen an der Arndt-Eiche zahlreiche Mitglieder des Eidechsen-Stammtisches der Kaiserhalle. Der Stammtisch hat zwei Eichenblätter gestiftet, auf denen in eigenartiger Weise das Stammtischzeichen, eine begehrlich nach einer Wespe schauende, grünschillernde Eidechse angebracht ist. Die Darstellung ist sehr hübsch und zeigt, wie sich der allzeit hilfsbereite Stammtisch, der schon seit Jahrzehnten in der Kaiserhalle besteht, an der Arndt-Eiche in sinniger Weise verewigt hat. Dieses Beispiel wird sicherlich weitere Stammtische und Gesellschaften zur Nagelung veranlassen.
   Neuerdings sind auch eiserne Nägel und Plättchen zu 50 Mark eingeführt, die in einer Größe von 3 zu 6 Zentimeter um den Rand des Sockels eingeschlagen werden.
   (...) Heute soll das vom Vaterländischen Frauen-Verein gewidmete Schild feierlich an der Eiche befestigt werden. Morgen vormittag 11 ½ Uhr wird die Quinta B des Königlichen Gymnasiums die Arndt-Eiche zur Nagelung besuchen. Die Damen der Elisabeth-Vereine der Bonner Alt- und Neustadt, die bereits ein Eichenblatt gestiftet haben, werden dazu am 26. Jan., nachmittags 3 Uhr, noch die Nagelung des Vereinsnamens mit silbernen Buchstaben-Nägeln auf dem Wellenband des Rheines vornehmen.
   Welchen Anklang die Eichenblätter gefunden haben, beweist die Tatsache, daß von den 104 Eichenblättern an dem oberen Teil der Eiche bereits 76 verkauft sind. Es ist auch ein schöner Gedanke, durch Stiftung eines eisernen Eichenblattes mit dem Namen des Spenders sich am Kriegsmal unserer Stadt zu verewigen und gleichzeitig zu vaterländischen Wohlfahrtszwecken eine Gabe zu spenden. (...)

Anzeigen im General-Anzeiger vom 20. Januar 1916Bonner Wehrbund. Die Uebung am letzten Sonntag verlief folgendermaßen. Die Nachhut einer im Rückzug befindlichen Truppe hatte bei Plittersdorf die Rheinübergänge besetzt mit der Absicht, der feindlichen Vorhut den Uebergang über den Rhein zu wehren. Mit Verschleierung ihres Aufmarsches gelang es der Vorhut, bis zum Eingang von Plittersdorf ungesehen vorzudringen und durch ausgesandte Patrouillen festzustellen, daß der Oberkasseler Uebergang nur schwach besetzt war. Nach dieser Feststellung drang sie im Eilschritt vor, warf die an Zahl schwächeren Gegner zurück und nahm den Rheinübergang. Nach Erledigung der fesselnden Uebung zogen die vereinigten Abteilungen unter den Klängen der Musikkapelle nach Bonn zurück. Durch die Einrichtung der Musikkapelle, die trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens schon recht tüchtig geworden ist, hat der Wehrbund ein neues Werbemittel geschaffen, das sich hoffentlich als zugkräftig erweist. Die Uniformierung der Mannschaft wird dank der Unterstützung aus städtischen Mitteln auch demnächst erfolgen, so daß der Bonner Wehrbund auch in dieser Hinsicht mit den ähnlichen Einrichtungen in anderen Städten auf gleicher Höhe steht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Der Bonner Theater-Bauverein hielt gestern im Krug zum grünen Kranze seine Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Kommerzienrat Fleitmann, erstattete Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, in dem sich der Vorstand der Kriegszeit wegen nur mit der Verwaltung des Vereinsvermögens beschäftigt habe. Die vorhandenen Bestände seien in Kriegsanleihen angelegt worden, wovon der Verein jetzt 205.000 Mark besitze. (...) Außer den 205.000 Mk. Kriegsanleihe bestehe das Vereinsvermögen in einem Barbestand von 5000 Mark. Selbstverständlich werde das Ziel des Vereins, der Neubau des Theaters, im Auge behalten. (...)

Für das Artillerie-Depot Bonn auf dem Bauplatze bei Drahnsdorf wird dem Militärfiskus das Recht verliehen, eine dauernde Grunddienstbarkeit zur Schaffung einer Sicherheitszone von 150 Metern um die zu errichtenden Munitionsmagazine im Wege der Enteignung zu erwerben oder für den Zweck sicher zu stellen.

Schulfrei! Ein Bonner Schulmädchen schreibt uns: Da wir Schülerinnen gesagt bekommen haben, daß Se. Majestät der Kaiser zu Anfang des Krieges einen Befehl erlassen hat, daß alle deutschen Schulkinder bei jedem Siege schulfrei haben sollen, haben wir uns sehr gewundert, als wir gestern nicht frei bekommen haben. Es ist nun das dritte Mal, daß die Schulen in Cöln, Coblenz, Berlin und in den anderen Städten Deutschlands frei gehabt haben, und wir hier in Bonn nicht. 1. bei dem Fall von Belgrad; 2. bei dem Fall von Cetinje; 3. bei der Waffenstreckung der Montenegriner. Eigentlich müßte doch dem Befehl Sr. Majestät Folge geleistet werden. Sind denn die Bulgaren, Türken, Oesterreicher und die Ungarn nicht unsere Verbündeten? Sind wir denn keine deutschen Kinder? – (Vielleicht hat man in Bonn nicht genügend Lehrkräfte, um das vorgeschriebene Jahrespensum auch beim Ausfall vieler „Siegestage“ zu erreichen. Red.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 18. Jan. Das „Eiserne Kreuz“ zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei Godesberg hat bereits einen Betrag von 205.000 Mark erzielt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

   

Der Kath.- Kaufm.-Verein überreichte bei Gelegenheit der Silberhochzeit seines Vorsitzenden, Herrn Wilhelm Tenten, unter anderem ein Eichblatt von 100 Mark zur Nagelung an der Arndt-Eiche. Diesem Blatte fügte Herr Tenten ein zweites hinzu. Auch dieses ist ein Beispiel, wie man bei Gelegenheit von Familienfesten im Genusse der Freuden auch die Tränen derer trocknen kann, die von der Last des Krieges hart betroffen sind. Es sei zur Nachahmung bestens empfohlen. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß der Kath.-Kaufm.-Verein schon zirka 3000 Mark aufgewendet hat, teils für Liebesgaben für die im Felde stehenden Mitglieder, teils für Unterstützung bedürftiger Angehöriger derselben, schließlich auch für verschiedene andere Kriegsunterstützungszwecke. Es ist eine schöne Pflicht, die der Verein auf diese Weise erfüllt, indem die zurückgebliebene Hälfte der Mitglieder die im Felde stehenden in jeder Beziehung unterstützt und so auch die Bande, die dieselben an den Verein knüpfen, immer fester und inniger gestaltet. Es scheint auch das beste Mittel zu sein, wie die um ihren Bestand nach dem Kriege bangenden Vereine all ihrer Sorge enthoben werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)