Mittwoch, 12. Januar 1916

     

Volkshochschulkurse. Herr Professor Hashagen wird Donnerstag abend 9 Uhr in der Aula des Städtischen Gymnasiums seine achtstündige Vorlesungsreihe über „Weltmachts- und Weltherrschaftsgedanken (Imperialismus) in den Großstaaten eröffnen. Der Vortragsstoff dürfte im Hinblick auf die herrschende Lage allseitigem Interesse begegnen. Der Redner wird die sämtlichen Gromächte der Reihe nach unter dem im Vortragsstoff genannten Blickwinkel eingehend besprechen und mit England die Reihe eröffnen. Die Vorlesungsgebühr für die ganze Reihe beträgt für Minderbemittelte 1 M., für andere Personen 3 M.

Verbot aller Ausverkäufe. Der Gouverneur der Festung Köln hat alle Ausverkäufe zu herabgesetzten Preisen verboten. Wir verweisen auf die Verordnung im Anzeigenteil dieser Zeitung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. Januar 1916Arndt-Eiche in Eisen. Gestern wurden wiederum vier silberne Nägel zu 5 Mark das Stück eingeschlagen, die das Ergebnis einer Sühneverhandlung waren. Grade die silbernen Nägel wirken sehr schön als Zierat an den Adlerflügeln und besonders als Darstellung am Wellenband des Rheines, das den Sockel der Eiche ziert. Die Eichenblätter finden nach wie vor großen Anklang; die Arndt-Seite der Eiche ist fast vollständig mit gestifteten Eichenblättern besetzt; auf den übrigen Seiten ist noch ein Teil frei, doch empfiehlt sich wegen der regen Nachfrage baldige Bestellung.

Den Kleinkonsumenten bieten sich viele Wege, um ihre freie Zeit und ihre freien Kräfte mit bestem Erfolg ausnutzen zu können. Jede Familie sollte ein oder mehrere Töpfe mit Petersilienwurzeln am Fenster ziehen, einen Topf mit Schnittlauch vorrätig halten und einzelne Lauchpflanzen in größeren Töpfen oder Kästen verwendungsbereit heranziehen. Auch in der Fleischversorgung könnte der Kleinkonsument helfend eingreifen. Kaninchenzucht ist sehr leicht zu treiben, da die Futterbeschaffung durch die Abfälle aus der eigenen Küche und den Nachbarhaushaltungen selbst im Winter leicht möglich ist. Tauben- und Hühnerzucht erfordert zwar gewisse Vorbedingungen, die jedoch sehr wenig ausgenutzt werden. Einen größeren Unterkunftsraum, einen Stall verlangen Schafe, Ziegen und Schweine. Die Ziegenhaltung könnte wesentlich größer sein. Ein in der Nahrung besonders genügsames Tier ist das Schaf. Im Futter schwerer zu befriedigen ist schon das Schwein. Da es sehr schnell wächst, lohnt es auch die Mehraufwendung von Futter sehr bald. Luft, Sonne, peinliche Sauberkeit im Stall und im Futter sind die Hauptbedingungen für die gedeihliche Entwicklung. Werden diese streng befolgt, dann bleiben Seuchen von selbst fern.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Eine höchst gelungene Weihnachtsfeier veranstaltete die Ortsgruppe Bonn des kaufmännischen Verbandes für weibliche Angestellte (Berlin) am Sonntag Nachmittag im Nordischen Hof, wobei eine große Anzahl Verwundeter aus hiesigen Lazaretten bewirtet und reich beschert wurde. Nach einem sinnreichen Prolog und gemeinsamem Gesang des Liedes „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ entwickelte sich ein abwechslungsreiches Programm, das sehr beachtenswerte künstlerische Leistungen brachte. Ein höchst wirkungsvoller Einakter aus der Zeit der Befreiungskriege „Leier und Schwert“ sowie ein Singspiel „Singvögelchen“ brachte den mitwirkenden Damen reichen, wohlverdienten Beifall. Rezitationen, Gedichtvorträge aus Kindermund, gemeinsame Gesänge füllten die Stunden aus und trugen dazu bei, die Teilnehmer und insbesondere die braven Feldgrauen den Ernst der Zeit vergessen zu machen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)