Dienstag, 11. Januar 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. Januar 1916Eine Änderung in der Brotversorgung. Das Wolffsche Telegraphen-Bureau verbreitet folgende amtliche Mitteilung: Die Bestandsaufnahme am 16. September 1915 hat ergeben, daß die Brotgetreidevorräte im Deutschen Reich ausreichen, um die Bevölkerung und das Heer bis zur nächsten Ernte zu ernähren. Es hat sich aber gezeigt, daß die freieren Maßnahmen, die bei Beginn des zweiten Wirtschaftsjahres getroffen wurden: Freigabe von Futterkorn, Futterschrot, geringere Ausmahlung und die Erhöhung der Brotmenge, bei den Verbrauchern und Landwirten die Auffassung erweckt haben, als wenn unsere Vorräte überreichlich und Vorsicht nicht vonnöten wäre. Diese Auffassung ist irrtümlich; wir müssen auch im zweiten Jahr streng haushalten, wenn wir nicht nur reichen, sondern auch mit einer hinlänglichen Reserve in das nächste Wirtschaftsjahr hinübergehen wollen. Das Kuratorium der Reichsgetreidestelle hat daher beschlossen, unter vorläufiger Aufhebung der freieren Maßnahmen zu den Bestimmungen des Verteilungsplanes des vorigen Frühjahres zurückzukehren und die Tageskopfmenge wie im Frühjahr 1915 festzusetzen. Für die Bedürfnisse der schwer Arbeitenden nach stärkeren Brotmengen wird wie bisher ausreichend gesorgt werden.

Sprachverein. Der Zweigverein Bonn des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hat gestern unter Teilnahme einer überaus großen Anzahl von Gästen, darunter vieler Feldgrauer, seine Hauptversammlung abgehalten. Wie der stellvertretende Vorsitzende; Pfarrer Dr. Richter, berichtete, hat der Weltkrieg auch in Bonn zu erfolgreichem Kampf gegen die Ausländerei in unserer deutschen Sprache angeregt. Zahlreiche Geschäfte benutzen die vom Verein herausgegebenen Verdeutschungstafeln, in vielen Geschäften werden die Käufer durch Anschläge auf die häufigsten Mißbräuche aufmerksam gemacht, verschiedene Gasthöfe verdeutschen ihre früheren fremden Namen. Es bleibe aber noch immer viel zu tun übrig. Da der Jugend die Zukunft gehöre, habe der Verein die Schulen in seine Werbearbeit einbezogen und bei Herrn Schulrat Dr. Baedorf sowie der Lehrerschaft wohlwollendes Entgegenkommen gefunden. [...]

Das Viktoria-Theater an der Gangolfstraße bringt außer mehreren Lustspielen und kleineren Filmen die Spreewald-Sage „Der Ring des schwedischen Reiters“, sowie den Detektiv-Roman „Die Maske des Ehrlosen“.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Arndt-Eiche in Eisen. Das für Sonntag angesagte Militärkonzert mußte wegen eingetretener Behinderung der Kapelle ausfallen. – Wie schon mitgeteilt, ist beabsichtigt, daß die hiesigen Volksschulen sich auch an der Nagelung beteiligen sollen. Die Schulkinderfreuen sich schon jetzt auf den Tag, an welchem sie zusammen mit den Lehrpersonen zur Arndt-Eiche ziehen. Dort sollen Gedichte aufgesagt und gemeinschaftliche Lieder gesungen werden. Diese Feier wird für spätere Zeiten in der Erinnerung der Kinder haften bleiben, und sie sind stolz darauf, mit an dem Zustandekommen des schönen Bonner Kriegswahrzeichens geholfen zu haben; daß ihr Name im Eisernen Kriegsbuch der Stadt Bonn eingetragen wird, vermehrt natürlich die Freude. Die Anregung, es möchten begüterte und kinderfreundliche Damen und Herren unserer Stadt zur Bestreitung der Kosten Beiträge zahlen, fällt hoffentlich auf fruchtbaren Boden. Schon für 10 Mark erhält man beispielsweise 20 Nagelkarten für Schüler und können diese Karten oder der entsprechende Geldbetrag zur Verwendung an die Lehrpersonen der betr. Schule oder Klasse oder an Herrn Schulrat Dr. Baedorf (Rathaus) zur weiteren Veranlassung abgegeben werden. Auf diese Weise können unsere Mitbürger, die etwa vor langen Jahren die hiesigen Schulen besucht, mit einer geringen Summe der Schule ihren Dank abstatten und gleichzeitig den Schulkindern eine große Freude bereiten. Der Anfang ist gemacht; wer folgt nach? Nicht zu vergessen seien hierbei die Bonner Waisenkinder, die sich auch eine Freude daraus machen würden, einmal zur Nagelung der Arndt-Eiche kommen zu dürfen. Auch für sie finden sich sicher Wohltäter bereit?! Auf solche Weise wird das Interesse an unserem Wahrzeichen sich mehren und wird es immer mehr als Sinnbild gemeinsamer vaterländischer Gesinnung und echten Opfersinnes unserer gesamten Bonner Bürgerschaft werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Beratungsstelle der Hauswirtschaftl. Kriegshilfe. Man schreibt uns: Vor kurzen ist neben dem Marmeladenverkauf in der Universität Am Hof eine Beratungsstelle eröffnet worden, deren Benutzung warm zu empfehlen ist. Es wird dort in allen wirtschaftlichen Anfragen Auskunft erteilt, Rezepte werden gegeben und der Gebrauch der Kochkiste und des Kochbeutels erklärt. Diese letzten Gegenstände haben sich überall als wahrhafte Freunde der arbeitenden Hausfrau erwiesen. Es haben sich daher sachverständige Hausfrauen bereit erklärt, die Anfertigung solcher Kochkisten in der Beratungsstelle zu zeigen, so daß sie mit wenig Kosten hergestellt werden können. Die erste derartige Unterweisung findet statt am Donnerstag, den 13. Januar, nachmittags von 4 bis 6 Uhr. An dieser Stelle werden auch jederzeit Staniol- und Lichterreste angenommen, da die Sammlung dieser Gegenstände wiederholt als wichtig bezeichnet worden ist.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)