Montag, 10. Januar 1916

    

Städtischer Fettverkauf. Von morgen Dienstag ab wird seitens der Stadt auch Speisefett abgegeben. Näheres in der heutigen Anzeige.

Die Weihnachtsferien gehen heute zu Ende. Morgen wird der Unterricht an allen Schulen wieder aufgenommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. Januar 1916Kino-Varieté Palast-Theater. Die bunte Mischung von artistischen Vorführungen und Kinobildern hat sich als Eigenart der Palast-Theater-Veranstaltungen eine besondere Beliebtheit erworben. Mehr Abwechslung kann man wirklich an einem Abend nicht haben, als im Fluge der Kinokurbel schwedische Landschaften mit ihren an Schleusen reichen Flüssen, ihren Stauwehren und Wasserfällen zu genießen, um dann einen muskulösen Athleten in akrobatischen Glanzleistungen zu bewundern, der die Bühnen einem Kriminalfilm überläßt, an den sich ein Kinodrama aus dem Gesellschaftsleben anreiht, worauf wiederum Kraftmenschen auftreten, die turnerische Leistungen erstaunlichster Art zeigen. Zwischendurch hört man eine Liedersängerin, Regina Herzog, deren umfangreiches und wohlgeschultes Organ eine schätzenswerte Künstlerin erkennen läßt. Zum Schluß des Abends erheitert der bekannte Affe Konsul Peter durch seine Dressuren, wobei das gelehrige Tier namentlich als Kunstradfahrer Interesse erweckt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 10. Jan. In der gestrigen gut besuchten Versammlung des Volksvereins begrüßte Herr Pfarrer Liedmann die zahlreich Erschienenen und vor allem den Reichstagsabgeordneten Becker. Nachdem der Kirchenchor zwei Lieder schön vorgetragen hatte, hielt Herr Dr. Sonnenschein aus M.-Gladbach eine mehr als einstündige Rede über die Zukunft Deutschlands. Er beleuchtete die Entwicklung des Deutschen Reiches während der letzten vier Jahrzehnte im Heerwesen und der Industrie, der Landwirtschaft, der Volksbildung, der sozialen Ausbildung und der Sittlichkeits-Organisation. Der unermüdliche weitere Ausbau all dieser Errungenschaften sei unsere erste Aufgabe für Deutschlands Zukunft. Unsere zweite Hauptaufgabe müsse darin bestehen, England zu zwingen, daß es unserer Entwicklung freien Lauf lasse. Wenn wir dann Träger der Weltkultur seien, so sei ein Wachsen und Erstarken an vaterländischer Gesinnung, an Volkseinigkeit und die Heilighaltung der Familie unser drittes Haupterfordernis für die Zukunft Deutschlands. Dann werde es wahr sein, daß an deutschem Wesen noch einmal die ganze Welt genese. Die Versammlung lohnte den Redner mit lang anhaltendem Beifall.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

    

Sanitätshunde. Von der hiesigen Meldestelle sind wieder 5 Führer mit Sanitätshunden einberufen worden. (...) Bei der Bonner Meldestelle können noch mehrere Herren zur Ausbildung als Sanitätshundeführer eingestellt werden. Die Betreffenden dürfen nicht kriegsverwendungsfähig sein, müssen aber gute Sinnesorgane haben. Meldung sofort bei dem Leiter der Meldestelle Herrn Polizei-Kommissar Flaccus, Bonn, Kirsch-Allee 23 wohnhaft. Die großen Erfolge der Sanitätshunde im Felde machen die weitere Ausbildung von Sanitätshunden immer dringender. Auch die Bonner Meldestelle hofft ihre Tätigkeit und Mitarbeit in dieser segensreichen Einrichtung fortsetzen zu können. Sie richtet jedoch an die bessergestellten Bürger erneut die Bitte, trotz aller Kriegsausgaben, auch der Sanitätshunde zu gedenken, und der Meldestelle weiter Unterstützungen zukommen zu lassen. Es ist eine segensreiche Aufopferung Verwundete zu pflegen, viel höher aber muß deren Errettung vom sicheren Tode bewertet werden.

Gefälschte Briefmarken. Der Verfertiger der in Köln in den Verkehr gebrachten gefälschten Freimarken zu 5 Pfg. und eine von den beiden Frauenspersonen, die die Falschstücke vertrieben haben, sind von der Kriminalpolizei verhaftet worden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)