Sonntag, 9. Januar 1916

   

Arndt-Eiche in Eisen. Ein ungenannter Wohltäter stellt einen namhaften Betrag zur Verfügung, um unbemittelten und würdigen Volksschulkindern die vaterländische Freude der Teilnahme an der Nagelung zu vermitteln. Zweifellos wird das schöne Beispiel zur Nachahmung anspornen. Weitere Beiträge können Herrn Schulrat Dr. Baedorf (Schulamt, Rathaus, Zimmer 30) oder, falls die Zuwendung einer bestimmten Schule gilt, den zuständigen Schulleitern übergeben werden. Wie wir hören, werden nach den Ferien die einzelnen Schulen der Reihe nach mit einem Festakt an der Nagelung sich beteiligen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Januar 1916Durch Unvorsichtigkeit erschossen. Beim Hantieren mit einem Revolver traf ein 17jähriger Banklehrling aus Beuel einen mit ihm befreundeten Anstreicherlehrling so unglücklich durch einen Schuß in den Hals, daß der Verletzte kurz nach Einlieferung in das St. Josefs-Hospital starb.

Der heftige Wind, der am Samstag nachmittag herrschte, hat vielfach an den Gebäulichkeiten Schaden angerichtet. So wurde auf der Kaiserstraße ein Schornsteinaufsatz, eine lange eiserne Röhre, vom Sturm auf die Straße geschleudert, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Rheinuferbahn. Es ist in der letzten Zeit mehrmals beobachtet worden, daß in der Nähe der Westraße [Thomastr.] und an der Viktoriabrücke 8 bis 10jährige Knaben sich auf die Trittbretter der elektrischen Wagen stellen oder setzen, um sich eine Strecke weit „mitfahren“ zu lassen. Da die Knaben bei ihrem äußerst gefährlichen Treiben von dem Fahrpersonal nicht leicht bemerkt werden können und Vorübergehende wegen der Gefahr, die beim Absteigen während des Fahrens entsteht, sich scheuen, sie zur Rede zu stellen, so ist es allein Sache der Eltern, sie vor dem Unfug zu warnen und im Wiederholungsfalle einen ordentlichen Denkzettel zu verabfolgen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Vaterländischer Frauen-Verein. Man schreibt uns: Nicht jedem ist es vergönnt, jetzt im Felde seinen Mann oder seinen „Hund“ zu stellen, aber hinter der Front sollen alle sich im Dienste des Vaterlandes nach ihrem Vermögen betätigen. So dachte auch Claus v. Rechenberg, der edle Spaniel des Forstmeisters H., als er für eine kurze Schaustellung von seinen Gönnern und Gönnerinnen Eintrittsgelder erhob und den „erbellten“ Betrag von 3 Mark dem Vaterländischen Frauen-Verein, Stadtkreis Bonn, für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellte. Welche Selbstüberwindung dies unseren vierfüßigen Kameraden kostete, kann nur der ermessen, der ebenfalls ein große Vorliebe für warme Würstchen hat.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 9. Januar 1916Aus unserem Leserkreise wird uns folgendes geschrieben:
Beuel, 8. Jan. Am vorgestrigen Hl. Dreikönigen-Abend vergnügten sich einige etwa sechzehnjährige junge Leute von hier im Volksgarten am Rathause damit, aus sog. Luftfloberts [Luftgewehren] zu schießen. Da kam nun einem der Jungen (Gymnasiast) der Gedanke, aus seiner nahegelegenen Wohnung den Revolver seines Vaters zu holen. Die Waffe war anscheinend ungeladen, jedoch nach einigem blinden Knipsen krachte plötzlich ein Schuß und einer seiner Kameraden fiel getroffen zu Boden. Die Kugel hatte die Schlagader am Halse durchdrungen und starb der junge Mann noch, ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war. Der Täter wurde verhaftet. Die Augenzeugen, darunter auch ein gleichaltriges Mädchen, standen gestern morgen auf diem hiesigen Rathause zum Verhör. – Im hiesigen St. Joseph-Krankenhause versuchte am gleichen Abend ein von einem Spaziergange, auf dem er anscheinend zu viele Wirtshäuser angetroffen hatte, zurückkehrender verwundeter Soldat sich das Leben dadurch zu nehmen, daß er eine giftige Flüssigkeit austrank. Das Vorhaben wurde dadurch vereitelt, daß ein hinzugerufener Arzt die Ursache des Stöhnens und Gebahrens des Soldaten sofort erkannte und den Magen auspumpen ließ. Der furchtbar wüthende Patient wurde noch am gleichen Abend in die Heil- und Pflegeanstalt nach Bonn verbracht. – Hühnerdiebe treiben hier noch fortgesetzt ihr Unwesen. So wurden in einer der letzten Nächte wiederum aus einem Hühnerbestande wohl 20 Stück, bei einem Polizeibeamten, wo die Diebe allerdings verscheucht wurden, drei Hühner gestohlen. Der frühere Besitzer einer Gans erzielt dieser Tage einen schriftkundig abgefaßten Brief etwa folgenden Inhalts: „Sehr geehrter Herr N.N. Andurch gestatten wir uns, Ihnen unseren besten Dank für den schönen Gänsebraten abzustatten, jedoch war das Tier ziemlich mager, und bitten wir spätere Gänse etwas besser zu füttern, falls wir uns gewogen fühlen sollten, unseren Besuch nochmals zu erneuern. Die Diebe.“

(Volksmund, Rubrik „Stimmen aus der Bürgerschaft“)