Freitag, 7. Januar 1916

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 7. Januar 1916Butter-Verkauf. Die Stadt Bonn läßt am morgigen Samstag, von vormittags 9 Uhr ab, in einer Anzahl Geschäfte, die im Anzeigenteil dieser Zeitung bekanntgegeben werden, wieder ausländische Butter zu 2,80 M. das Pfund verkaufen. Mehr wie ein Pfund darf an einen Käufer nicht abgegeben werden. Das Brotbuch ist vorzulegen.

Backvorschriften beim Verkauf von Backwaren nach auswärts. Eine Keksfabrik bei Duisburg verkaufte ihre Erzeugnisse auch in einigen Zweiggeschäften in Bonn. Den hiesigen Backvorschriften entsprach jedoch das von der Keksfabrik gelieferte Gebäck nicht. Am 10 Juli 1915 verurteilte das Landgericht Bonn den Geschäftsführer der Keksgesellschaft m. b. H., Kommerzienrat Kaiser, zu 500 M. Strafe wegen Verstoßes gegen die in Bonn geltenden polizeilichen Vorschriften über Backwaren. Kommerzienrat Kaiser legte Revision beim Reichsgericht ein, in der er ausführte, daß er in einem derartig großen Geschäftsbetrieb unmöglich jede Verordnung, jedes Rundschreiben lesen könnte. Die Backwaren wären nach den Vorschriften hergestellt worden, die seiner Fabrik vorgeschrieben wären. Die Ausführung des Bonner Landgerichts, die aus Aufsichtsrücksichten die Vorschriften auf alle Backwaren in Bonn ausgedehnt wissen wollte, bestände nicht zu Recht, denn die einzelnen Vorschriften in den verschiedenen Gemeinden gelten doch nur für die in der Gemeinde vorhandenen oder ihr zugewiesenen Vorräte an Mehl. Das Reichsgericht hielt, wie uns aus Leipzig geschrieben wird, die Revision für begründet, hob das Urteil auf und erkannte auf Freisprechung.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeigen im General-Anzeiger vom 7. Januar 1916Die Feuerwehr wurde im Laufe des gestrigen Tages dreimal zur Hülfeleistung gerufen. Auf dem Kaiserplatz stürzte vormittags ein Mann infolge eines epileptischen Anfalles so unglücklich mit dem Kopf auf das Straßenpflaster, daß er sich schwere Verletzungen zuzog. Beim Eintreffen der Feuerwehr hatte der Verletzte sich bereits mit Hilfe von Passanten entfernt. Mittags mußte die Wehr einen kleinen Brand in einer Kaffeebrennerei an der Nordstraße löschen und am Abend in der Helmholtzstraße einen Zimmerbrand, der durch einen brennenden Christbaum entstanden war.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Sammelstelle für altes Papier. Nicht nur der Anblick von Gemüseabfällen in den Ascheneimern vor manchen Türen unserer Häuser kann in diesen Zeiten Anstoß erregen, sondern auch die Wahrnehmung, daß eine Menge Papier täglich vergeudet wird. Da mit immer größerer Knappheit der Verbandstoffe zu rechnen ist, so wird z. B. Zeitungspapier jetzt, sterilisiert, zu medizinischen Zwecken gebraucht. Für Herstellung von Papier usw. kann altes Papier benutzt werden. Könnte nicht seitens der Stadt oder eines Vereins eine Sammelstelle angegeben werden, wo etwa Papier, Wachsreste, Stoffreste u. a. abgegeben werden können? E. K.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

    

Gefälschte Briefmarken. In den letzten Tagen sind bei mehreren Postämtern in Köln gefälschte Freimarken zu 5 Pfg. vorgelegt worden. Der Druck der aus minderwertigem Papier hergestellten Marken ist schlecht und verschwommen, sodaß die Fälschung auf den ersten Blick zu erkennen ist. In sämtlichen zur Sprache gebrachten Fällen sind die Marken in offenen Geschäften und Gastwirtschaften von zwei weiblichen Personen in Zahlung gegeben oder in bar umgetauscht worden, von denen die eine etwa 22 Jahre alt, groß und schlank ist und schwarzes Kleid und schwarzen Hut trägt, die andere 18 – 20 Jahre alt, etwas kleiner als jene ist und einen grauen Mantel anhat. Das Publikum wird auf das Vorkommen der gefälschten Marken aufmerksam gemacht mit der Bitte, zur Ermittlung und Festnahme der oben beschriebenen Personen behilflich zu sein. Zweckdienliche Angaben werden bei der Oberpostdirektion und bei sämtlichen Postanstalten entgegengenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)