Samstag, 8. Dezember 1917

   

Goldankaufwoche.
Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 8. Dezember 1917Am morgigen Sonntag beginnt die Goldankaufwoche, die im ganzen Rheinlande zur Stärkung des Goldschatzes unserer Reichbank abgehalten wird und am Sonntag, 16. Dezember, endet. Ueber den Zweck dieser Goldsammlung und ihren hohen Nutzen für das Durchhalten und die Kriegsführung unseres teuren Vaterlandes sind kaum noch Worte zu verlieren. Es sei nur kurz darauf hingewiesen, daß wir das Gold gebrauchen, um die wachsende Zahl der Geldnoten zu decken, Nahrung und Rohstoffe im Ausland zu kaufen und nach dem Kriege die Friedenswirtschaft auf die alte Höhe zu heben. Denn je mehr Gold unsere Reichbank hinter sich hat, umso schneller wird unsere Währung im Ausland steigen und umso schneller wird die Teuerung, unter der wir jetzt alle leiden, sinken. Die Weihnachtsopferstimmung müßte so recht dazu angetan sein, alles eitle Gold der Goldankaufstelle in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft, Am Münsterplatz Nr. 1-3, zu bringen. Die eiserne Zeit, die wir durchleben, verabscheut goldenen Schmuck.
  
Um die Bürger zu der Ablieferung zu mahnen, haben es wieder zahlreiche ehrenamtliche Helfer übernommen, die einzelnen Familien aufzusuchen. Bürger, denkt daran, daß diese Männer und Frauen wackere Vorkämpfer für die Größe unseres Vaterlandes sind und kommt ihnen freundlich entgegen, überlegt mit ihnen die Maßnahmen, und Ihr werdet sehen, daß noch manches Schmuckstück überflüssig in Eurem Haushalt, dagegen ungemein wertvoll für die Schatzkammer unserer Reichbank ist.
   Die Stadt Bonn muß ihren alten Ruhm vaterländischer Hingabe wiederum glänzend erhärten. Vor 100 Jahren haben Preußens Männer und Frauen alles, was ihnen lieb und wert war, dem Vaterlande in seiner Not geschenkt. Unsere Zeit ist nicht weniger vaterländisch gesonnen, sie darf es daher auch nicht in ihrem Handeln sein.
   Also nochmals: Auf zur Goldankaufstelle mit allem eitlen Golde.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

   

Weihnachtsbescherung für die rheinischen Truppen und Weihnachtsbescherung für die bedürftigen Witwen und Waisen von Bonner Kriegern.
Zum vierten Male in diesem grausamen Ringen der Völker sehen wir dem Weihnachtsfest entgegen und wiederum erwächst uns Daheimgebliebenen die heilige Pflicht, unseren Grauen und den Witwen und Waisen von Bonner Kriegern dieses Fest nach Möglichkeit zu verschönen.
    Vier Winter im Felde! Wir in der Heimat haben uns in der langen, langen Zeit an den Gedanken gewöhnt, daß lebende Menschen, die all das gleiche Recht auf Heiterkeit und Zukunftsglück besitzen wie wir, mit ihren Leibern eine Mauer bilden, um dem gegen das Herz unseres Landes gerichteten Ansturm zahlloser Feinde stand zu halten.
   Welche Summe von Opfern aber täglich und stündlich dargebracht werden muß, um diesen Schutz, der uns ein friedliches Weiteleben sichert, wirksam zu erhalten, dessen sind wir uns wohl nicht immer voll bewußt. Wir müssen daher ein winziges Teil unserer Schuld abtragen und dazu bietet uns das Fest der Liebe, das schöne Weihnachtsfest, eine gute Gelegenheit. Halten wir uns di unendliche Mühsal und die Nöte unserer Frontsoldaten, gegen die unsere beschämend klein sind, stets lebhaft vor Augen, so muß auch der krasseste Egoist sich inne werden, daß wir Daheimgebliebenen allen Grund haben, auf manches zu ihren Gunsten freudig zu verzichten.
    Auch die bedürftigen Hinterbliebenen, derer, die ihre Treue mit dem Tod besiegelt haben, so wie der dürftigen Angehörigen der lebenden Krieger muß gedacht werden.
    Die Vaterländischen Vereinigungen haben es auch in diesem Jahre wieder übernommen, rund 17.000 Weihnachtspakete für rheinische Truppen herzustellen und eine Weihnachtsbescherung für bedürftige Witwen und Waisen von Bonner Kriegern in die Wege zu leiten.
[...]
     Mitbürger! Stellt daher eiligst Geld oder andere Liebesgaben, Zigarren, Zigaretten, Tabak, Wäsche, Hosenträger, Marmelade, gute Bücher usw. für die Weihnachtspakete und die Weihnachtsbescherung zur Verfügung. Alle Banken und die Stadthauptkasse nehmen Geldbeträge an und die Sammelstelle der Rheinisch-Westfälischen-Diskonto-Gesellschaft, Münsterplatz 1-3 ist zur Entgegennahme von Liebesgaben aller Art bereit.
    Gewaltige Mittel sind zu dem Liebeswerk erforderlich aber um so weniger wird die Treue und der Opfersinn der Bonner Bürger versagen.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)