Mittwoch, 28. November 1917

   

Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
[…] Die Gemüseverkaufsstelle am Friedrichplatz ist schon seit etwa 14 Tagen im Betriebe, es werden dort die gleichen Gemüse- und Obstsorten verkauft wie auf dem Markte. Es zeigt sich aber das Bild, daß die neue Verkaufsstelle nur sehr schwach in Anspruch genommen wird, während die Hausfrauen auf dem Markte nach wie vor zu einzelnen Tageszeiten Ketten stehen. Wem seine Zeit lieb ist, der gehe daher die paar Schritte weiter zum Friedrichsplatz, er wird dort viel schneller als auf dem Markte abgefertigt.
   Wer Kartoffeln eingekellert hat, muß sie sorgfältig pflegen und gut aufbewahren. Vor allen Dingen darf die wöchentliche Verbrauchsmenge nicht überschritten werden. […] Es sei schon jetzt darauf hingewiesen, daß denjenigen Familien, die ihre Kartoffeln zu schnell aufbrauchen, unter keinen Umständen eine Nachlieferung zugebilligt werden kann, diese Familien werden dann genötigt sein, Steckrüben zu essen.
   Zur Sicherung unserer Futterbestände müssen die Schweine, soweit sie nicht zur Zucht nötig sind, in beschleunigtem Maße abgeschlachtet werden. Es sind dafür verschiedene Maßnahmen angeordnet worden. […] Um die für die Abschlachtung vorgesehenen Schweine festzustellen, wird in der Stadt Bonn ein Abnahmeausschuß gebildet werden. Die abgenommenen Schweine werden unter Umständen zum Höchstpreise enteignet und dann hauptsächlich dem Heeresbedarf zugeführt werden.
   Kinderhorte und Wohltätigkeitsanstalten, die eine Weihnachtsbescherung Bedürftiger beabsichtigen, können durch das Lebensmittelamt in bescheidenem Maße Mehl und Zucker für Weihnachtsbäckereien sowie Aepfel beziehen. Anträge von Einzelpersonen sind zwecklos und bleiben unberücksichtigt. Die Vereine usw. müssen sich ebenfalls die größte Beschränkung auferlegen, sie haben bei ihren Anträgen an das Lebensmittelamt, Abteilung 1a, die ungefähre Zahl der zu bescherenden Personen anzugeben, wobei es sich nur um wirklich Bedürftige handeln darf.
   Der Lebensmittelausschuß hat beschlossen, für das Weihnachtsfest wieder etwas reichlichere Lebensmittelmengen auszugeben. Diese Ausgabe wird sich auf die beiden Wochen vor Weihnachten erstrecken, damit jeder in der Lage ist, sich die ausgelobten Sachen kaufen und herrichten zu können. Das Nähere wird noch mitgeteilt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Einschränkung des elektrischen Stromverbrauchs. Von jetzt ab darf im Stadtkreis Bonn der Verbrauch für Beleuchtung, Kraftbetrieb und sonstige Zwecke im Monat nicht mehr als 80 Prozent der im Jahre 1916 verbrauchten Strommenge betragen. Für jede über die zugelassene Verbrauchsmenge hinaus verbrauchte Kilowattstunde ist ein Aufgeld von 50 Pfg. zu bezahlen. Eine diesbezügliche Bekanntmachung wird in der morgigen Nummer unseres Blattes veröffentlicht.

Ein Sieg der Sammelbüchse. Wir haben vor einiger Zeit mitteilen können, daß Fräulein Mathilde Wirth mit der Sammelbüchse des Roten Kreuzes für die Sache der Kriegswohlfahrtzwecke in Bonner Geldhäusern und gesellschaftlichen Kreisen unserer Vaterstadt die Summe von 15.000 M. zusammengetragen habe. Fräulein Wirth hat seitdem in ihrem Eifer für die Sache des Roten Kreuzes nicht locker gelassen. Und heute, wenige Monate später, hat sie dieser Summe abermals 5000 M. hinzufügen können. Das Gesamtergebnis der von Fräulein Wirth mit der Sammelbüchse erzielten Summe hat somit die Höhe von 20.000 M. erreicht. Die rechte Vorstellung von der vollbrachten einzigartigen Leistung erlangt man, wenn man bedenkt, daß diese Summe von 20.000 M. sich durchweg aus Nickel- und Kupfergeld, sowie kleinen Papierscheinen zusammensetzt. Allerdings hat hier und da auch ein Gönner von Fräulein Wirth, und sie hat deren eine ganze Anzahl, die ihrer Sammeltätigkeit mit Bewunderung gegenüberstehen, eine größere Summe für das Rote Kreuz gespendet.
   Auch die erreichten 20.000 M. lassen Fräulein Wirth, wie wir sie kennen, nicht rasten. Sie wird ach weiterhin in ihrer aufopferungsvollen Art ihre Kraft in der gleichen Weise in den Dienst des Roten Kreuzes stellen – trotz ihrer 72 Jahre. Möge man ihr auch ferner gleich freundlich und gebefreudig bei ihrer Sammeltätigkeit begegnen. Das wäre der beste Dank, den man der prächtigen Dame für ihr bisheriges Wirken zum Ausdruck bringen könnte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

        

Als Fälscher und Betrüger hat sich ein junger Soldat, der vor seinem Eintritt ins Heer bei einer Behörde in der Umgegend angestellt war, versucht. Er hat während seines Urlaubsaufenthaltes in Bonn einen Amtsstempel seiner früheren Behörde und in einer hiesigen Druckerei 20 Brotbücher ebenfalls für seine Behörde bestellt und wollte mit dem Stempel die Bücher vorschriftsmäßig ausfüllen. Er hatte aber doch nicht mit allen Möglichkeiten gerechnet, denn als er gestern die Brotbücher aus der Druckerei abholen wollte, wurde er von der benachrichtigten Kriminalpolizei festgenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)