Samstag, 24. November 1917

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1917Ueber Luthers religiöses Vermächtnis an das deutsche Volk sprach Donnerstag abend Geheimrat Ritschl im dritten der von der evangelischen Gemeinde veranstalteten Vortrage. [...] Luthers Vermächtnis, die unerschütterliche Standhaftigkeit trotz der eigenen Schwachheit, ist an unseren Fronten noch immer im höchsten Grade lebendig. Bei uns in der Heimat gibt es eine doppelte Schwachheit, eine, die sich in mancherlei üblen Erscheinungen auf wirtschaftlichem und sittlichen Gebiete geltend macht, und eine andere, die alles Leiden in Geduld, aber in standhaftem Glauben auf Gottes fernere Hilfe erträgt. Wie unsere todesmutigen Krieger gegen unsere äußeren Feinde, so müssen in der Heimat die Standhaften gegen die Schlaffen die besten Kräfte aufbieten. Nur wenn Luthers standhafte Gesinnung auch bei uns wieder allgemein zur Geltung kommt und alle gegenteiligen Strömungen siegreich überwindet, dann wird auch in unserer Schwäche die Gotteskraft mächtig sein und unser Volk nach einem siegreichen Kriege zum glücklichen Frieden führen. Nur ein Volk, das bis zum Ende beharrt, wird gerettet werden. – Der fesselnde Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen.

In der Auguststraße wurde gestern abend einer Dame von einem unbekannten Räuber das Handtäschchen entrissen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

  

Ein Soldat, der vorgestern abend in einem Hause in der Breitestraße ein Zimmer mietete, verschwand am anderen Morgen unter Mitnahme der Bettwäsche und verschiedener Einrichtungsstücke.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Soldatenheim. Der unter der tüchtigen Leitung des Herrn Organisten Kölzer stehende Beethovenchor, dessen gute Leitungen wir an dieser Stelle schon öfter hervorheben konnten, gab am verflossenen Sonntag den Feldgrauen im Soldatenheim, Josefstraße 46, wieder mal ein schönes Konzert. Die gewählten Chöre ließen gutes Stimmaterial und gute Schulung erkennen. Voll und klar erklangen die Solis bezw. Duette der Damen Frl. M. und H. Römer, Frl. Triller und Herr von Krafft bewiesen in ihren Musikstücken am Klavier bezw. auf der Violine einen hohen Grad von Kunstfertigkeit. Sehr gut gefielen auch die Rezitationen und die Lieder zur Laute von Frl. Jackson. Die schauspielerischen Kräfte des Beethovenchors, die Damen Frl. M. und H. Römer, Frl. Bröhl und Frl. Völker sowie die Herren E. Ritter und H. Brandt steuerten zum Programm zwei hübsche Einakter bei, die viel Beifall fanden. Die Leitung des Abends hatte Herr Schröder.

Unfall. Eine Schaffnerin der elektrischen Straßenbahn kam gestern auf dem Friedrichsplatz so unglücklich unter den Anhängewagen der Straßenbahn, daß ihr beide Füße gequetscht wurden.

Beim Aussteigen aus der Elektrischen rutschte gestern mittag ein Feldwebel, dem ein Bein amputiert war, mit den Krücken so unglücklich aus, daß man ihn unter den größten Schmerzen in das nächstgelegene Haus bringen mußte. Darum für Verwundete: Vorsicht beim Aussteigen!

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)