Sonntag, 28. Oktober 1917
Evangelische Gemeinde Bonn. Die 400-Jahr-Erinnerung der Reformation wird mit Festgottesdienst am 31. Oktober, 9½ Uhr, in der Kirche am Kaiserplatz gefeiert. Sollte die Kirche am Kaiserplatz die Besucher nicht alle aufnehmen können, dann ist um 9¾ Uhr noch Festgottesdienst in der Schloßkirche. Am Abend um 8 Uhr ist eine allgemeine Versammlung in den Sälen der Lese (Koblenzer Straße). Prof. D. Dr. Achelis hat die Festrede übernommen. Am folgenden Tag, 1. Nov., um 10 Uhr, ist eine „Jugendfeier“ in der Kirche am Kaiserplatz, an der sich die gesamte evangelische Schuljugend vom 10. Lebensjahr ab – etwa 1800 Kinder – beteiligt. Erwachsene können an dieser Jugendfeier wegen Ueberfüllung der Kirche nicht teilnehmen. Freitag abend, 2. Nov., ist eine Aufführung Bachscher Kantaten. Näheres darüber im Anzeigenteil. Am 31. Oktober wird von 11 bis 12 Uhr abwechselnd Choralmusik und Glockengeläut vom Turm der Kirche am Kaiserplatz ertönen. – Für die Garnison, die augenblicklich in Elsenborn weilt, sowie für die evangelischen Verwundeten und Kranken aus den Lazaretten ist ein besonderer Festgottesdienst am Sonntag, 4. Nov., (dem üblichen Reformationsfest-Sonntag) 9½ Uhr in der Schloßkirche anberaumt.
In der Gesellschaft für Literatur und Kunst wird am kommenden Samstag ein im Vordergrund des literarischen Interesses stehender Dichter aus seinen eigenen Werken vorlesen. Die Persönlichkeit Heinrich Manns, der von einer Gruppe von zeitgenössischen Dichtern als Führer betrachtet und dessen kürzlich erschienener Roman „Die Armen“ gerade in unseren Tagen viel beachtet wird, bürgt für einen interessanten und lehrreichen Abend.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die steigende Papierknappheit macht es erforderlich, daß wir Einschränkungen in der Berichterstattung über Theater, Konzerte, Vorträge und Vereinsveranstaltungen eintreten lassen und es werden von heute ab unter einer besonderen Rubrik diese Besprechungen in gekürzter Form in der Sonntagsnummer erscheinen. Die verehrlichen Leser bitten wir, die Maßnahme, zu der wir notgedrungen greifen mußten, mit Verständnis entgegenzunehmen.
Metalle heraus! Die Frist zur freiwilligen Ablieferung der beschlagnahmten Metalle läuft am 31. Oktober ab. Bis dahin wird noch der erhöhte Preis bezahlt. Es sind bereits zahlreiche Bestrafungen erfolgt, weil bei Haussuchungen Gegenstände aus Kupfer, Kupferlegierungen und Aluminium vorgefunden wurden, die bereits seit langer Zeit beschlagnahmt sind.
Abblenden! Die Verordnung über die Maßnahmen gegen Fliegergefahr ist bereits seit dem 13. ds. Mts. in Kraft, ohne daß sie genügende Beachtung gefunden hat. Wie die Behörde im Anzeigenteil bekanntgibt, wird nunmehr unnachsichtlich gegen diejenigen vorgegangen, die der Verordnung bis heute nicht entsprochen haben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)