Mittwoch, 24. Oktober 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. Oktober 1917Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
   Brot und Kartoffeln. Für den Regierungsbezirk Köln ist angeordnet worden, daß das Brot nicht mehr mit Kartoffeln gestreckt, die wöchentliche Brotmenge von 3¾ auf 3½ Pfund herabgesetzt und daneben eine Kartoffelzulage von 1½ Pfund gegeben wird. In Bonn tritt diese Neuregelung am 5. November in Kraft, die 1½ Pfund Kartoffeln werden auf Warenmarken gegeben werden. Die jetzt bestehenden Brotzulagen für Schwer- und Schwerstarbeiter, für hoffende und stillende Frauen bleiben unverändert. Leider lassen es die vorhandenen Getreidevorräte nicht zu, das Ausmahlverhältnis des Brotgetreides, das jetzt 94 v. H. und darüber beträgt, einzuschränken. Wir müssen also bis auf weiteres mit diesem hohen Ausmahlsatz rechnen. Das hat, abgesehen von der Beschaffenheit des Brotes, den großen Nachteil, daß keine Futtermittel für das Vieh anfallen. Die Futterknappheit macht sich namentlich für die gewerblichen Pferde von Woche zu Woche immer drückender bemerkbar. Das städtische Lebensmittelamt ist andauernd bemüht, Futtervorräte hereinzubekommen, doch versagen diese Bemühungen vielfach wegen des großen Mangels, den die Ernte mit sich gebracht hat.
   Die Kartoffelzufuhr ist in der letzten Zeit des großen Wagenmangels wegen etwas geringer gewesen. Bis jetzt sind in Bonn nur rund 17.000 Zentner zum Einkellern angemeldet worden, das ist noch nicht der vierte Teil der Menge, die insgesamt den Haushaltungen zugefahren werden müßte. Die Haushaltungen haben die Möglichkeit, ihren Kartoffelbedarf bis Februar sicherzustellen, es ist daher ganz unverständlich, daß bisher so wenig davon Gebrauch gemacht wird. Die Hausfrauen werden nochmals dringend daran erinnert, ihren Kartoffelbedarf mündlich oder schriftlich beim Lebensmittelamt, Abteilung 12, anzumelden. Die bestellten Kartoffeln werden, wenn die Bezugsscheine bezahlt sind, durch städtische Gespanne oder die bereits bekannt gegebenen Kartoffelhandlungen zugefahren. Besondere Wünsche werden dabei möglichst berücksichtigt.
Anzeige im General-Anzeiger vom 23. Oktober 1917   Die ersten Steckrüben werden nächste Woche eintreffen. Es handelt sich dabei um eine besonders schöne und vor allem gelbfleischige Ware, wie sie hier gern genommen wird. Der Preis wird etwa 5,50 M. für den Zentner betragen. Genaue Angaben werden noch besonders bekannt gemacht. Die Hausfrauen mögen auch ihren Winterbedarf an Steckrüben (Erdkohlrabi) möglichst bald beim Lebensmittelamt, Abteilung 12, anmelden.
   Die Kriegsküchen. Die Preise für die Speisung aus den Kriegsküchen werden voraussichtlich vom 28. Oktober ab erhöht werden. […] Der Neubau der Kriegsküche Ecke Argelander- und Reuterstraße wird noch immer dadurch verzögert, daß die Genehmigung des zuständigen Berliner Kriegsamts noch nicht eingetroffen ist. Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen beträgt diese Woche 6000, sie steigt fortwährend. […]
   Die städtische Milchwirtschaft liefert zurzeit täglich rund 700 Liter Milch und unterstützt damit die Milchversorgung aufs beste. Da für den Winter mit einem weiteren Rückgang der Milchzufuhr gerechnet werden muß, werden noch weitere fünfzig frischmelkende Kühe in die städtische Eigenwirtschaft aufgenommen. In allernächster Zeit steht eine viel schärfere Erfassung der Milch bei den Selbstversorgern bevor. Damit wird dann auch den Besitzern der sog. „Pensions- und Salonkühe“ gründlich auf die Finger gesehen werden.
   Petroleum. In letzter Zeit mehren sich die Klagen, daß in der Stadt Bonn kein Petroleum zu haben ist. Es kann das nur darauf zurückgeführt werden, daß einige Geschäftsleute das ihnen für die Stadt Bonn zugewiesene Petroleum nach auswärts verkaufen. Um das zu verhindern, wird das Lebensmittelamt den Verkauf schärfer regeln und auch dafür sorgen, daß in nächster Zeit in den Vororten Petroleumsverkaufsstellen eingerichtet werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. Oktober 1917Soldatenheim. Der Unterhaltungsabend am vergangenen Sonntag bot den zahlreichen Feldgrauen wieder viel Ernstes und Heiteres. Den Glanzpunkt des Abends bildete aber der Lichtbildvortrag des Ausschußmitgliedes Herrn Lorenz Schröder, der zugleich auch den Abend leitete, über das hochaktuelle Thema: „Deutschlands U-Boote und ihre Tätigkeit“. Der gehaltvolle Vortrag des Herrn Schröder, unterstützt durch schöne und klare Lichtbilder, weckte von neuem in allen Herzen Stolz und Freude und zugleich frohe Hoffnung auf unsere jüngste und so erfolgreiche Waffe zur See. […] Die Sieger im Preiskegeln erhielten schöne Preise. Der Ausschuß des Soldatenheims bittet nochmals ihm für diesen Zweck Preise, wie gute Bücher, nützliche Gegenstände usw. stiften zu wollen, weil sonst diese Einrichtung in Frage gestellt ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Weihnachtspakete für die rheinischen Truppen sollen auch in diesem Jahre verschickt werden. Die Stadt Bonn hat 20.000 Pakete zu liefern, die 100.000 Mark kosten. Davon sollen die Stadtverordneten 50.000 Mark bewilligen, die vaterländischen Vereinigungen haben 40.000 Mark gespendet, der Rest wird durch den Vaterländischen Frauenverein und freiwillige Spenden aufgebracht. […]

Die Hindenburgfeier im Stadttheater am 2. Oktober hat 207,90 Mark Lustbarkeitssteuer verursacht. Die Stadt soll einen Zuschuß zu der Feier in gleicher Höhe leisten, worüber die Stadtverordneten am Freitag zu beschließen haben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)