Freitag, 5. Oktober 1917

      

Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz folgenden Dank gesandt: „Eurer Exzellenz und den Söhnen und Töchtern des Rheinlandes herzlichen Dank für die Geburtstagsglückwünsche. Das Rheinland kann unbesorgt sein. Fest steht und treu die Wacht am Rhein. Generalfeldmarschall v. Hindenburg.“

Der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands hat durch seinen Vorsitzenden, Pastor D. Weber in Bonn, dem Kaiser folgendes Telegramm gesandt: „Eurer Majestät gelobt der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine, daß wir, dem leuchtenden Vorbild Hindenburgs folgend, mit Eurer Majestät bis zum völligen Siege durchhalten, die Muskeln straffen, die Nerven spannen und das Auge unverwandt gradeaus auf das Ziel richten werden. D. Weber, Bonn.“

Frauen höherer Stände als Munitionsarbeiterinnen. Am Montag, 1. Oktober, ging von Bonn aus der erste Transport von Frauen höherer Stände nach der Pulverfabrik Troisdorf ab. Eine kleine mutige Schar von sechs Personen, unter denen zwei Studentinnen der Bonner Universität waren, hatte sich eingefunden. Die Führung hatte die Referentin der Kriegsamtsstelle übernommen. Auch die Leiterin der Fürsorgevermittlungsstelle Bonn ging zur Begleitung mit. In Troisdorf war der Empfang der kleinen Schar außerordentlich günstig. Alle Förmlichkeiten wurden mit Leichtigkeit erledigt. Ein zweiter Transport ist in den nächsten Tagen in Aussicht genommen. Es ist zu hoffen, daß diesen Bahnbrecherinnen bald eine große Anzahl weiterer Frauen folgen wird; denn das Vaterland braucht sie.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

       

Einen guten Fang machte am Mittwoch bei einer Prüfungssuche auf dem Venusberg ein Sanitätshund. Der Hund, der auf der Suche nach Scheinverwundeten ausgesandt war, kam nach längerer Zeit aus einer Richtung hinter den Schießständen zurück, wo keine „Verwundeten“ lagen. Da der Hund aber zum Zeichen, daß er einen „Fund“ gemacht, das am Halse hängende Bringsel aufgenommen hatte, entschloß man sich, ihm zu folgen. An einer abgelegenen Stelle tief im Walde sah er Führer schon von weitem eine hochgewölbte Decke auf dem Rasen liegen. Als er sie vorsichtig aufhob, lagen da zwei französische Gefangene in tiefem Schlaf, die auf Anruf erschreckt aufwachten. Neben ihnen lagen wohlgefüllte Rucksäcke mit Lebensmitteln, Schokolade usw. Bei der Vernehmung stellte es sich heraus, daß die beiden Franzosen vor fünf Tagen aus dem Gefangenenlager in Limburg an der Lahn entwichen waren und der Grenze zustrebten. Angesichts eines Revolvers, mit dem der Führer bewaffnet war, gaben die Flüchtlinge jeden Widerstand auf und gingen willig mit zum Militärschießstand, wo sie dem Wachhabenden abgeliefert wurden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 4. Okt. Das hiesige Reservelazarett beging vorgestern abend im Kurparksaale eine Hindenburgfeier, woran etwa 450 Verwundete mit ihre Aerzten, Pflegeschwestern und Sanitätern, sowie die geistlichen und weltlichen Behörden teilnahmen. Herr Bürgermeister Zander beleuchtete in eindrucksvollster Weise die Volkstümlichkeit Hindenburgs. Herr Dechant Dr. Winter brachte den Zuhörern den Nationalheld als Mensch und Christ nahe und Herr Pfarrer Neumann feierte unser liebes, teueres Vaterland, dem wir mit allen Opfern bsi in den Tod treu ergeben sein wollten, den unterhaltenden Teil boten die Kapelle der 160er, Herr Rezitator Ullrich und gemeinsam gesungene Lieder. Den Soldaten wurden Zigarren und Bier verabfolgt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

        

Die Arndt-Eiche in Eisen hat im städtischen Bekleidungsamt in der Gangolfstraße Aufstellung gefunden. Mit dem Abbruch der Ausstellungshalle auf dem Münsterplatz ist begonnen worden.

Ein Volksbelehrungsabend findet im Stadttheater am Montag, d. 8. Oktober, statt. Vorgesehen ist ein Lichtbildervortrag über Deutschland im 4. Kriegsjahr, Lieder des Bonner Männer-Gesangvereins (e.V.) und Musikvorträge des Ersatz-Bataillons Inf.-Rgts. 160.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)