Samstag, 29. September 1917
Arndt-Eiche in Eisen. Am 2. Oktober, dem 70. Geburtstag unseres Hindenburg, findet nachmittags 4¾ Uhr an der Arndt-Eiche Militärkonzert statt. Zur Erinnerung an diesen vaterländischen Festtag wird eine Tafel an der Arndt-Eiche angebracht, auch werden zugunsten der Hindenburggabe sog. Hindenburgnägel zu 5 M. das Stück verkauft. Diese Nägel tragen die einzelnen Buchstaben des Namenszuges und dienen als Umrahmung der Hindenburggedenktafel. Sicherlich werden unsere Mitbürger zahlreich diese Gelegenheit benutzen, ihrer Verehrung und Dankbarkeit gegen unseren großen Heerführer Ausdruck zu verleihen!
Mit diesem Tage wird der Betrieb der Anrdt-Eiche auf dem Münsterplatz eingestellt; über die endgültige Aufstellung unseres Kriegswahrzeichens in einem Bonner Museum oder etwa im Arndt-Hause ist noch keine Bestimmung getroffen. Einstweilen wird die Arndt-Eiche bis auf weiteres in das Verwaltungsgebäude des städtischen Bekleidungsamtes an der Gangolfstraße übergeführt werden, wo sie einen sehr geeigneten Platz an dem großen Aufgang zur Freitreppe findet. Dort ist, ohne daß besondere Unkosten für Verwaltung, Heizung und Beleuchtung entstehen, die weitere Benagelung möglich und erwünscht, auch findet dort der Verkauf von Arndt-Postkarten statt und wird jede Auskunft über die Benagelung erteilt. Der bisherige Preis der Adlerfedern von 150 bezw. 100 M. ist auf 100 bezw. 50 M. herabgesetzt worden. Man kann somit auch weiterhin und zwar ohne hohe Kosten, das Andenken gefallener Angehörigen und Freunde sowie Familienereignisse und Festtage in würdiger Weise an unserem Kriegsmal verewigen und die betreffenden Namen im Eisernen Buch der Stadt Bonn eintragen lassen.
Die Werbeanschläge für die Kriegsanleihe sind in verschiedenen Gegenden der Stadt zum Teil beschädigt, zum Teil ganz abgerissen worden. Offenbar handelt es sich um Dummejungenstreiche von Kindern und Halbwüchsigen. Darum seien die Eltern und Lehrer dringend ermahnt, den Kindern das Verletzen oder mutwillige Zerstören dieser Anschläge mit dem Hinweis auf strenge Bestrafung ernstlich zu untersagen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Beratungsstelle für Kriegsanleihe hat in der Zeit ihres Bestehens bereits regen Zuspruch gefunden; die Einrichtung entspricht mithin einem gegebenen Bedürfnis. Manche Leute scheuen, so unberechtigt das auch sein mag, den Weg zur Bank. Allen diesen, soweit sie eine Auskunft über Kriegsanleihe wünschen, wird die in den Räumen des Verkehrsamtes, Poststraße 27, befindliche Beratungsstelle gelegen sein. Rat und Hülfe wird dort bereitwillig und unentgeltlich gegeben. Ein Zwang zur Zeichnung von Kriegsanleihe entsteht durch Inanspruchnahme der Beratungsstelle nicht, doch werden auf Wunsch dort Zeichnungen angenommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonn: Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
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Petroleumkarten. Die große Knappheit an Petroleum gestattet, worauf nochmals hingewiesen sei, nur solche Anträge auf Gewährung einer Petroleumkarte zu berücksichtigen, bei denen der Nachweis erbracht ist, daß eine andere Lichtquelle (Gas, Elektrizität usw.) nicht vorhanden ist oder nicht beschafft werden kann. Auch ist es weiter nicht möglich, an die Empfangsberechtigten mehr als ½ Liter wöchentlich abzugeben. Anträge auf Verabfolgung einer weiteren Petroleumkarte sind daher zwecklos. Sparsamkeit im Verbrauch des Petroleums ist dringend geboten.
[…]
Bekleidungsamt. […] Da der Verkauf gebrauchter Sachen durch das Bekleidungsamt in nächster Zeit wieder eröffnet werden soll, und die Abgabe an die heimkehrenden bedürftigen Krieger immer größeren Umfang annimmt, wird wiederholt gebeten, alle entbehrlichen Kleidungs-, Wäschestücke und Schuhwaren aus den Truhen und Schränken herauszuholen und an die Annahmestelle Martinstraße 18 abzugeben, damit besonders den Wünschen unserer Krieger im weitgehendsten Maße Rechnung getragen werden kann. Bei unentgeltlicher Abgabe von Sachen im Schätzungswerte von 5 Mark wird dem Ablieferer eine Ehrenurkunde kostenlos ausgestellt.
[…]
Sammeltätigkeit. Die Sammelstelle, Am Hof Nr. 1, Eingang am städtischen Mehlamt, nimmt gegen Bezahlung täglich von 3 bis 5 Uhr Frauenhaar, getrockneten Kaffeesatz und Obstkerne aller Art entgegen, die Sammelstelle in der Ortskohlenstelle am Münsterplatz Mittwochs und Samstags von 3 bis 5 Uhr gegen Bezahlung Kastanien, Eicheln, Bucheln und Weißdornfrüchte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf“)