Freitag, 28. September 1917
Die Schuljugend als Werber für die Kriegsanleihe. Es ist wiederholt vorgekommen, daß von Schülern, die für die Kriegsanleihe warben, gleich die Auszahlung von Geld gefordert wurde. Selbstverständlich erfolgt die Zahlung nur bei Kassen und Banken und nicht bei Werbern. Die Werbetätigkeit unbekannter Schüler und Schülerinnen wird in weiten Kreisen der Bevölkerung als Belästigung empfunden, und es dürfte deshalb zweckmäßig sein, fremde Kinder allgemein einfach abzuweisen. Dagegen kann nicht dringend genug gewünscht werden, daß die Vertrauensleute des städtischen Werbeausschusses auch dort eine freundliche Aufnahme bei ihrer mühevollen Arbeit finden, wo man nicht beabsichtigt, durch sie zu zeichnen, da sie ja nur eine vaterländische Pflicht erfüllen, wenn sie kein Haus überschlagen.
Die Gas- und Strompreiserhöhungen, die von der letzten Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden sind, treten im Oktober an dem Tage in Kraft, an dem die Gasmesser und Stromzähler geprüft wurden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsanleiheanteile als Weihnachtsgeschenk. Eine hiesige größere Firma gibt seit Jahren ihrem großen Personal zu Weihnachten Geldgeschenke. In diesem Jahre hat die betreffende Firma für jeden Angestellten einen größeren Betrag Kriegsanleihe gezeichnet und werden die Anteilscheine den Angestellten und Arbeitern zu Weihnachten überreicht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Hindenburgs 70. Geburtstag. Am 2. Oktober d. Js. feiert unser Generalfeldmarschall von Hindenburg seinen 70. Geburtstag. Das Deutsche Volk wird auch an diesem Tage mit heißem Dank, mit Verehrung und Liebe auf den Jubilar-Heros blicken. In vieler Herzen wird das Verlangen erwachen, das tiefe Empfinden für den ebenso großen Feldherrn wie Menschen nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat zu beweisen.
So hat sich unter der Führung des Reichskanzlers die „Hindenburg-Gabe“ gebildet, die dem Feldmarschall besonders für die Fürsorge, die in den Soldaten- und Marineheimen für die Truppen geschieht, Mittel zur Verfügung stellen soll.
Die Vaterländischen Vereinigungen werden aus diesem Grunde am 2. Oktober d. J. an dem Geburtstage Hindenburgs, abends im Stadttheater einen Vaterländischen Abend veranstalten, dessen Festordnung aus der heute veröffentlichten Anzeige hervorgeht. Herr Universitäts-Professor Geheimer Regierungsrat Dr. Aloys Schulte hat die Festrede übernommen; der Städtische Gesangverein wird unter Leitung seines bewährten Dirigenten, Herrn Professor Grüters, einige Lieder singen; Fräulein Adele Schönfeld vom Stadttheater Köln wird den Vorspruch halten und dann wird durch Schüler des städtischen Gymnasiums ein vaterländisches Jugendspiel „Großer Sieg“ „Schulfrei“ aufgeführt werden.
Alles in allem verspricht die Festfeier einen hohen Genuß und es steht zu erwarten, daß die Bonner Bürgerschaft durch zahlreiches Erscheinen ihre Verehrung für den Generalfeldmarschall tatkräftig zum Ausdruck bringt.
In der Pause werden dann Andenken an die Hindenburgfeier, Postkarten, Schriften und Bilder verkauft und nachmittags 4¾ Uhr wird an der Arndteiche in Eisen Konzert einer Militär-Kapelle stattfinden.
Der Vorverkauf der Eintrittskarten hat bereits im städtischen Verkehrsamt, Poststraße Nr. 27, begonnen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)