Donnerstag, 27. September 1917

     

Die Briefbestellung in Bonn. Zu der von uns berichteten Tatsache, daß in der letzten Versammlung des Handels- und Gewerbevereins kein besonderer Wert auf die Abendbestellung gelegt wurde, wird uns geschrieben: Hoffentlich nimmt die Postverwaltung dies nicht als willkommenen Wink, denn es gibt doch sehr viele Leute in Bonn, welche mit diesem Ausfall der letzten Bestellung nicht einverstanden wären, da gerade dieser Gang noch sehr oft wichtige Briefe aus Berlin und Hamburg und diesen Richtungen bringt. Freilich kann man zugeben, daß den Briefträgerinnen nicht wohl zugemutet werden kann, in dunkle, unbeleuchtete Häuser hineinzugehen. Die Briefe brauchen nur dort abgegeben zu werden, wo ein Briefkasten an der Haustür ist, das ist jetzt doch wohl an fast allen Häusern mit sehr wenigen Ausnahmen der Fall. Eingeschriebene Briefe brauchen erst am nächsten Morgen bestellt zu werden. Auch mit dem Anfang der ersten Nachmittagsbestellung um 2 Uhr kann man einverstanden sein, aber die letzte, um 6 Uhr beginnende Bestellung, die meist um 7 schon fertig ist, darf nicht ausfallen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die Heizung der Eisenbahnzüge im kommenden Winter wird, ähnlich wie im vorigen Jahre eingeschränkt werden müssen. Der Hauptgrund ist nicht der Mangel an Kohle, sondern das Fehlen des Materials für Heizschläuche, die aus Gummi oder Ersatz hierfür hergestellt sind. Die Fern- und D-Züge sollen in beschränktem Maße, jedoch soweit wie nur irgend möglich beheizt werden, wähend die dem Lokalverkehr dienenden Züge, wie die der Stadt-, Ring- und Vorortstrecken aller Voraussicht nach überhaupt nicht geheizt werden sollen. Eine endgültige Entscheidung hierüber liegt jedoch noch nicht vor.

Obstschalen. Unscheinbar, aber von doppeltem Vorteil sind die sonst wertlosen Apfel- und Birnenschalen. Für das Kilo dieser Obstschalen, gut getrocknet an der Sonne, am Ofen oder anderem warmen Ort, wird 1 Mk. bezahlt. Jede kleine Menge ist willkommen. Die Schalen werden der Hygiene entsprechend gereinigt, durch ein besonderes Verfahren zu einem wichtigen Bestandteil einer Tee-Ersatzmischung umgearbeitet, die dann dem Geber in der fertigen Ware als billiges, aber ganz hervorragendes Volksgetränk, markenfrei, wieder zugute kommt. – Die Sammelstellen sind durch Plakate kenntlich.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Vaterländische Veranstaltung. Am Sonntag, den 30. September 1917, abends 8 Uhr, findet im großen Saale des Bonner Bürgervereins eine öffentliche vaterländische Versammlung statt, auf die hiermit besonders hingewiesen wird. Patriotische Reden und musikalische Darbietungen erstklassiger Art werden miteinander abwechseln. Als ausgezeichnete Redner sind gewonnen Justizrat Falk und Reichstagsabgeordneter Kuckhoff aus Köln. Der Abend wird verschönt durch Musik- und Gesangvorträge des Ersatz-Bataillons 160 und der vereinigten Bonner Männer-Gesangvereine. Ohne Zweifel wird die Bonner Bürgerschaft durch zahlreichen Besuch der Versammlung zu einer bedeutsamen Kundgebung gestalten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)