Dienstag, 25. September 1917

      

Wer kann Kriegsanleihe zeichnen? „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, heißt ein altes Sprichwort. Für die 7. Kriegsanleihe müßte es heißen: „Wo ein Wille ist, sind viele Wege!“ Wer seine Pflicht zu zeichnen erkannt hat – und wer sollte sie nicht erkennen! –, der muß auch den Willen haben, dieser unabweisbaren Pflicht zu genügen. Außer stande, ein Scherflein beizutragen, sind in Bonn wenige. Am Willen, nicht am Können, hängt bei uns der Erfolg; denn Geld ist viel vorhanden, wird viel verdient und trotz des Krieges viel unnütz ausgegeben.
   Und die Möglichkeit zu zeichnen ist so leicht gemacht! Wer bares Geld hat, kann es wahrlich nicht nützlicher und sicherer anbringen, als in der Kriegsanleihe; denn sie macht den Sieg möglich, der seinen ganzen Besitzstand allein sichert. Wer sein Vermögen in Papieren, Hypotheken und dergleichen angelegt hat, kann es bei den Darlehnskassen flüssig machen. Eine ganz ausgezeichnete Art, dem Reiche zu dienen und zugleich für später eigene Ersparnisse zu sammeln, sind die Kriegsanleiheversicherungen. Endlich finden die kleinen Zeichner im Erwerb on Anteilscheinen zu 5, 10, 20 und 50 M. eine günstige Gelegenheit, sich an der Anleihe zu beteiligen, was ihnen noch erleichtert wird durch Teilzahlungen, Vorschüsse von Fabrik und Dienstherrschaften auf Gehalt und Löhne.
   Darum lehne es keiner ab, auch der nicht, dem zurzeit Barmittel fehlen, sich mit den Vertrauensleuten für die Werbung bei der Anleihe in eine Unterhaltung über die verschiedenen Wege zur Anleihe einzulassen.
   Die Möglichkeit zu zeichnen besteht für viele, sehr viele! Möchten sie im Vaterlandsinteresse, wie im eigenen Interesse ihrer Pflicht genügen!

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Handels- und Gewerbeverein. In der gestern Abend im Stern abgehaltenen Hauptversammlung hieß der Vorsitzende Direktor Roßberg die Anwesenden herzlich willkommen und wies vor Eintritt in die Tagesordnung auf die Bedeutung der jetzt aufgelegten Kriegsanleihe hin. Die Gewerbetreibenden müßten es sich zur Ehre anrechnen, ihr gut Teil zum Gelingen der Anleihe beizutragen, um damit den Anmaßungen des Amerikaners Wilson die beste Antwort zu geben. […]

Polizeibericht. Ein französischer Kriegsgefangener, der sich von seiner Arbeitsstätte Linz heimlich entfernt hatte, wurde in voriger Nacht auf der Rheinbrücke abgefaßt. – Ein Deserteur von hier, der sich schon längere Zeit von seinem Truppenteil entfernt hatte, ist von unserer Kriminalpolizei gestern nachmittag festgenommen worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Muffendorf, 24. Sept. Die Pfirsichernte geht jetzt auch bei den späten Sorten ihrem Ende entgegen. Sie hat bei dem reichen Ertrage unserem Orte in diesem Jahre viele Tausende eingebracht. Der Boden ist für die ausgedehnten Pfirsichpflanzungen hier recht geeignet. Darum bleiben die Stämme hier gesund und erreichen ein höheres Alter als anderswo. Ehe die Bäume absterben, hat man meist schon durch Zwischenpflanzung für Nachwuchs gesorgt. Die meisten der Pfirsiche, welche sich durch auffallende Fruchtbarkeit auszeichnen, sind durch Sämlingszucht hervorgegangen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Straßenreinigung. Obwohl an dieser Stelle schon wiederholt darauf hingewiesen worden ist, daß die „Bonner Trottoir- und Straßenreinigungs-Gesellschaft“ in ganz gröblicher Weise die Gebote der Hygiene verletzt, indem sie die Straßen trocken aufkehren läßt, ist noch keine Besserung dieses Zustandes eingetreten. Die Gesellschaft erhebt monatlich 1,50 Mk. von ihren Abonnenten und kehrt ihnen wie überhaupt den Straßenanliegern Pferdemist und sonstigen Dreck und Staub in die Fenster hinein. Warum duldet unsere Polizei einen solchen Zustand? In der jetzigen Zeit, wo mancher gegen Infektionen weniger widerstandsfähig ist als in Friedenszeiten, muß besonders darauf geachtet werden, daß die Luft nicht ohne Not verunreinigt wird, wie das durch die Kehrfrauen der Reinigungsgesellschaft, und zwar im Beisein ihres sog. Aufsichtspersonals, geschieht. B.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

      

Eine große Bürger-Versammlung wird von einem Ausschuß aus Mitgliedern aller Parteien mit dem Oberbürgermeister an der Spitze vorbereitet. Sie soll nächsten Sonntag im Saale des Bonner Bürgervereins stattfinden und für die 7. Kriegsanleihe werben. Die vereinigten Bonner Männergesangvereine werden Chorlieder vortragen. Als Redner sind Stadtverordneter Justizrat Falck aus Köln und Reichstagsabgeordneter Kuckhoff in Aussicht gestellt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)