Samstag, 25. August 1917
Die Städtische Pilzbestimmungsstelle wird an ihren Sprechstunden von 80 bis 100 Personen täglich besucht, fast eine gleich große Anzahl wünscht außerhalb der Sprechstunden Rat und Auskunft. Es ist deshalb auch für Dienstag und Freitag eine Sprechstunde festgesetzt worden, so daß nunmehr an allen Wochentagen Gelegenheit zur sofortigen Belehrung gegeben ist. Die Pilzsucher mögen sich nach Möglichkeit an diese Sprechstunden halten und nicht unwillig werden, wenn außerhalb der Sprechstunden nicht jedes Mal alle gewünschte Auskunft erteilt werden kann. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Pilzbestimmungsstelle tun ihr Möglichstes, allen billigen Anforderungen gerecht zu werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Kriegsküche Poppelsdorf erfreut sich immer noch einer sehr großen Teilnehmerzahl. Das Essen mundete im allgemeinen diese Woche; besonders die grünen Bohnen am Donnerstag standen in ihrer Zubereitung denen von tüchtigsten Hausfrauen nicht nach!
Mein Tischnachbar, der vor dem Krieg ein Liebhaber von geistigen Getränken gewesen ist (die Nase hinterlässt deutliche Spuren aus dieser köstlichen Zeit), beschwerte sich über die Graupen mit Rhabarber von Dienstag. Er meinte, das sei kein Essen für einen Mann, auch nicht, wenn man sechs Portionen bekäme! Auf meine Frage, wie es ihm im Großen und Ganzen in der Küche schmecke, antwortete er auf echt Bönnsch: „Jo, junge Här, me wolle ald de Muhl halde; de Wohrhet kann me jo jetz nich sage, weil me keene Schnaps mie kritt!“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wenn Flieger kommen. Die Erfahrungen aus den letzten nächtlichen Fliegerangriffen auf die Heimat haben ergeben, daß das Verhalten der Bevölkerung im allgemeinen richtig und gut war. Doch kommt es immer noch vor, daß einzelne aus Neugier auf die Straße oder an die Fenster laufen, um nach den Fliegern zu schauen.
Auf die Gefährlichkeit dieser Neugier wird besonders hingewiesen.
Wird die Bevölkerung nachts durch Luftangriff geweckt, so ist das Beste, sie verlässt Raum und Bett nicht. Gegen Zufallstreffer ist der einzelne weder im Bett noch im Keller sicher. Häufen sich aber die Menschen in Kellern an und eine Bombe durchschlägt das Gewölbe, so bringt sie vielen den Tod.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)