Donnerstag, 23. August 1917

      

Die Sozialdemokratie veranstaltet am Sonntag nachmittag 3 Uhr in der Germaniahalle eine Volksversammlung. Der Redner, Redakteur Sollman aus Köln, wird über „Brot, Freiheit, Frieden“ sprechen.

Ein belgischer Arbeiter, der Obst und Gemüse gestohlen und auch gebettelt hat, wurde von der Kriminalpolizei festgenommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. August 1917Eine Turner-Kundgebung am Arndt-Denkmal. In innerster Seele empört über die durch den Reichskanzler gemachten Enthüllungen der französischen Kriegsziele, erläßt der Kreisauschuß des zur Deutschen Turnerschaft gehörigen Rheinischen Turnerverbandes nachstehenden Aufruf zu einer vaterländischen Kundgebung am 2. September am Arndt-Denkmal auf dem Alten Zoll in Bonn:
     „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!
Was die Väter geschworen, die Söhne und Enkel wollen auf’s Neue geloben, es zu halten: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, bis seine Flut begraben des letzten Mann’s Gebein!“
    Tiefdunkle Nacht der Knechtschaft und der Schmach soll wieder über unser Vaterland hereinbrechen. Zertreten, geknechtet und ausgebeutet als Opfer ihrer Eroberungslust, wie einst in den Zeiten der Zerrissenheit und der Ohnmacht, so haben sie es uns zugedacht; so war und so ist auch noch heute der Feinde wahnwitziges Ziel!
Anzeige im General-Anzeiger vom 23. August 1917    In flammender Entrüstung muß das ganze deutsche Volk sich aufbäumen, angesichts der jüngsten politischen Enthüllungen. Besonders haben wir Rheinländer mit tiefstinniger Empörung vom geradezu ungeheuerlichen, unter der heuchlerischen Maske der Völkerbefreiung verborgenen Kriegsziel vernommen: neben dem wiederholten Raube zurückeroberten Landes Losreißung der Rheinlande vom deutschen Vaterlande. Dagegen wollen wir am Arndt-Denkmal in öffentlicher, vaterländischer Kundgebung aufs neue das Gelöbnis ablegen, daß das in Stein gegrabene Wort des Heroldes deutscher Treue so tief und unvergänglich in den Herzen aller Rheinländer wurzelt, daß es nur mir diesem Herzen selbst unserer Brust entrissen werden kann. Vor unseren Fahnen wollen wir es laut hinausklingen lassen:
    „Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust! Wir wollen alle Hüter sein!“
Der Kreisausschuß hegt die feste Zuversicht, daß die Turnvereine aus allen Gauen unserer herrlichen Rheinlande der Aufforderung zur Teilnahme durch Entsendung einer Fahnenabordnung zu dieser feierlichen Kundgebung Folge leisten werden. Nachmittags sammeln sich die Vereine auf dem Arndtplatze hinter dem vom Kreisturnwart bewohnten Arndthause Coblenzerstraße 75.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

        

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. August 1917Flankenfeuer. Die Kriegsspiele im Bonner Bürgerverein, die so großen Beifall gefunden haben, werden am Samstag, den 25. August, und Sonntag, den 26. August, zum Besten der Arndt-Eiche und der Uboot-Leute wiederholt werden. Wir wünschen der Aufführung den gleichen Erfolg wie bei den ersten Malen.

Vorbereitungen für die 7. Kriegsanleihe. Mit der Auflegung der 7. Kriegsanleihe ist Mitte September zu rechnen. Es wird selbstverständlich vaterländische Pflicht der Kreditgenossenschaften sein, auch aus dieser Anleihe eine rechte Volksanleihe zu machen. Kein anderes Geldinstitut ist mehr dazu befähigt als die Kreditgenossenschaft mit ihren engen persönlichen Beziehungen zu den Einzelmitgliedern. Von ihrem Eifer und ihrer Werbung und ihrer Aufklärung hängt es diesmal mehr denn je ab, ob die Beteiligung der breiten erwerbstätigen Volksmassen die hochgespannten Erwartungen erfüllt. Dessen sind sich auch die leitenden Reichsstellen bewußt, sie haben mit den genossenschaftlichen Verbänden schon Fühlung genommen und die Richtlinien für die Werbearbeit zur 7. Kriegsanleihe vereinbart. Wesentliche Verbesserungen gegen das bisherige Verfahren bedeute die in Aussicht genommene stärkere Heranziehung der leitenden Vorstandsmitglieder der Kreditgenossenschaften zur Mitarbeit und die beabsichtigte Schaffung eines Ausgleichs gegenüber der Konkurrenz der Sparkassen. Der Dank für dieses Entgegenkommen den genossenschaftlichen Wünschen gegenüber wird, davon sind wir fest überzeugt, in den von den Kreditgenossenschaften aufgebrachten Summen zu erfreulichem Ausdruck kommen.

Soldatenheim. Das Soldatenheim in der Josefstraße 46 (Vereinshaus) verrät nun schon von weitem, wo es die Stätte seiner Wirksamkeit aufgeschlagen hat. Eine schöne neue Fahne in den deutschen Farben mit der Aufschrift „Soldatenheim“ macht die Soldaten darauf aufmerksam. Diese Fahne ist ein Geschenk der hiesigen Bonner Fahnenfabrik, welche hiermit ihre Sympathien für die Bestrebungen des Soldatenheims zum Ausdruck bringen wollte. Daß auch die Soldaten gerne zum Soldatenheim kommen, bewies wieder der vergangene Sonntag. Wieder fand ein Preiskegeln statt, für das einige hübsche Preise gestiftet waren. Die neue Einrichtung scheint sich zu bewähren und bei den Feldgrauen viel Anklang zu finden. [...]

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)