Freitag, 29. Juni 1917

Wegen des Feiertages Peter und Paul erscheint der General-Anzeiger an diesem Tag nicht.

        

Sendung von Liebesgaben an deutsche Gefangene in England. In Uebereinstimmung mit einem vom holländischen Roten Kreuz ausgesprochenem Wunsche wird davor gewarnt, Gaben für Gefangene in England bei privaten Firmen oder Vereinen in Holland zu bestellen, da sie zum Teil unzuverlässig, zum Teil ungeeignet für diese Tätigkeit sind. Insbesondere steht die „Erste Niederländische Reg. Aushilfs-Aktion für deutsche und österreichisch-ungarische Kriegsgefangene“ in Haag mit keiner anerkannten Organisation in irgendwelcher. Sie dient ausschließlich ihren Inhabern als Erwerbszweck, sodaß von einer Inanspruchnahme unbedingt abgeraten werden muß. Es wird dagegen dringend empfohlen, sich der von den deutschen Rote-Kreuz-Organisationen in Holland geschaffenen Einrichtungen zu bedienen, durch die es möglich ist, neun verschiedene Sorten von Paketen, enthaltend Lebensmittel, Rauchwaren und Wäsche, an die Gefangenen in England zu versenden. Ausgenommen von der Versendung sind Brot und andere Teigwaren, die nicht aus Holland ausgeführt werden dürfen. [...] Wenn auch wegen der U-Bootgefahr keine Gewähr für die Sicherheit des Transportes von Holland nach England übernommen werden kann, so bietet die Benutzung der empfohlenen Einrichtung doch den großen Vorteil, daß nicht nur die deutschen Vorräte geschont, sondern auch infolge des Einkaufens der Sachen im Großen die Preise verhältnismäßig niedrig sind. Außerdem verbürgt die Absendung der Pakete im Namen einer neutralen Rote-Kreuz-Organisation zweifellos größerer Sicherheit gegen Diebstahlgefahr, als wenn die Pakete von Privatpersonen abgesandt würden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Die gemeinnützige Schreibstube zur Beschäftigung Arbeitsloser ist durch den Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogen. Während sie in Friedenszeiten durchschnittlich 18 Stellenlose mit schriftlichen Arbeiten jeder Art, die ihr von Fabriken und Geschäften übertragen wurden, beschäftigen konnte, wurden solche Aufträge seit Kriegsbeginn nur noch spärlich erteilt. Indessen konnte die Schreibstube als Ersatz für diesen Ausfall eine Anzahl Stellenloser innerhalb ihre Geschäftsräume bei kaufmännischen Firmen vorübergehen und dauernd unterbringen. Es bleibt der Schreibstube aber immer noch ein Teil Bedürftiger übrig, die selbst in Aushülfs-Posten nicht unterzubringen sind, für die sie aber in anderer Weise besorgt bleiben muß. Es sind dies ältere stellenlose Kaufleute und Schreiber, sowie vor allem bedürftige Kriegerfrauen und Töchter von gefallenen Kriegern, die sich durch einfache schriftliche Arbeiten noch einen kleinen Nebenverdienst sichern wollen. Die Schreibstube kann aber nur dann all diesen Personen eine Beschäftigung geben, wenn sie wie in Friedenszeiten seitens der Fabriken und Firmen durch Ueberweisung von Arbeiten unterstützt wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)