Sonntag, 17. Juni 1917

       

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juni 1917Der Peter- und Paul-Tag (29. Juni) ist kein Feiertag für die Rüstungsindustrie. Die gegenwärtige Kriegslage verlangt gebieterisch die höchst erreichbare Monatsleistung in Stahl und Kohlen, es muß unbedingt vermieden werden, daß durch Feierschichten ein Erzeugungsrückstand eintritt. In den Betrieben der Rüstungsindustrie (Kohlenbergbau, Erzbergbau, Hüttenwesen, Stahl- und Eisenindustrie) wird deshalb am 29. Juni gearbeitet.

In den Bonner Lichtspielen findet anfangs nächster Woche ein Vortragsgastspiel der Deutschen Jagdfilm-Gesellschaft – Berlin „Aus der afrikanischen Wildnis, Jagd- und Reisestudien aus Deutsch-Ostafrika“ statt, das von der auswärtigen Presse – der Film wurde bereits in Berlin, Köln und Hannover gezeigt – sehr beifällig besprochen wird. Neben sehenswerten Naturaufnahmen bringt der Film auch interessante Völkerstudien aus dem Inneren Afrikas; die Eingeborenen mit ihren eigenartigen Sitten und Gebräuchen, sogar ein von Negern ausgedachtes und gespieltes „Liebes-Idyll“ werden vorgeführt. Der Film wurde im Frühjahr 1914 unter großen Schwierigkeiten aufgenommen. Eine ausführliche Besprechung des Werkes behalten wir uns vor.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juni 1917Die Kriegsküche Kessenich unter der bewährten Leitung des Stadtverordneten Butscheidt steht noch immer auf der alten Stufe guten Kochens. An den Gesichtern kann man es den 1100 Teilnehmern nach eingenommener Mahlzeit ablesen, daß alle mit Befriedigung ihre gewohnte Arbeit wieder aufnehmen. Nicht nur Arbeiter und Arbeiterinnen aus den nahegelegenen Fabriken wandern zur Mittagsstunde dahin; nein, auch wirklich „vornehme Stadtleut“ lassen durch ihre Mädchen das stets bekömmliche Essen aus unseren Kriegsküchen holen.
  
Immer noch gibt es törichte Leute, die sich genieren, mit einem Körbchen zur Küche zu gehen, um Essen zu holen. Ich trete meinen täglichen Gang zur Kriegsküche an – es war in der Stadt – da gewahrte ich zu meinem größten Erstaunen, daß man die Notentasche für Klaviersonaten als Essenskörbchen benutzt. „Warum holen Sie gnädigstes Fräulein Ihr Essen in der Notentasche?“ fragte ich. „Ach, war die Antwort, die Leute schauen einen immer so an, wenn man Essen von der Kriegsküche holt“ ....

Große Hitze. Dem außergewöhnlich strengen Winter ist nun ein Sommer gefolgt, der uns ebenso außergewöhnlich hohe Tagestemperaturen bringt. Während wir noch im April Eis und Schnee hatten, wurden bereits am 14. Mai 31 Grad Wärme gemessen, eine Temperatur, wie wir sie sonst nur an Hundstagen zu verzeichnen haben. Auch der Juni bringt uns wieder Tagestemperaturen von 30 Grad Celsius im Schatten und darüber. Heute Samstag nachmittag stieg das Thermometer sogar auf 32 Grad im Schatten. Es ist dies die höchste Temperatur in diesem Jahr.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

       

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 17. Juni 1917Zirkus Pierre Althoff beginnt am 23. Juni, abends 8 Uhr eine Zyklus von Vorstellungen auf dem Adolfplatz in Bonn. Der Zirkus Althoff ist von früheren Jahren her gut bekannt in Bonn. Er gastierte zuletzt im Jahre 1913 in Bonn. Das Unternehmen verbleibt nur bis zum 1. Juli hier und bietet trotz der schweren Zeit, die auch an dem deutschen Zirkus nicht spurlos vorübergegangen ist, immerhin noch Gutes auf allen artistischen Gebieten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Die Hausfrau scheint sich in der Annahme, daß die Vororte weit öfter hitzefrei hätten, doch zu irren, da die Vororte insgesamt nur zweimal hitzefrei hatten. Dabei haben die Kinder der Vororte zu Hause wie auf dem Felde oft weit mehr Hilfsarbeit zu leisten, haben meist weitere Wege zu machen und sind infolgedessen abgehetzter. Daß die Kinder unter diesen Umständen während des Nachmittags-Unterrichts in dieser Hitze keine großen Geistestaten mehr verrichten können, wird jede Mutter mit mir fühlen, zumal jetzt auch auf die Unterernährung Rücksicht zu nehmen ist. Von allen Seiten wird gesagt, man dürfe in dieser großen Zeit nicht kleinlich sein. Wo bleibt aber hier die Großzügigkeit? Auch eine Hausfrau.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)