Montag, 30. April 1917

      

Das Jubiläum der Bonner Zeitung hat Herr Oberbürgermeister Spiritus folgendes Glückwunschschreiben gesandt:
   
Der Bonner Zeitung gestatte ich mir namens der Stadt Bonn zum 25jährigen Jubiläum aufrichtig Glück zu wünschen.
   Vom vaterländischen Geiste beseelt und geleitet von lebhaftem Interesse für das Gemeinwohl, hat die Bonner Zeitung in den 25 Jahren ihres Bestehens zur gedeihlichen Entwicklung der Stadt Bonn erfolgreich beigetragen, wie sie auch in der jetzigen großen und schweren Zeit unseres Vaterlandes die wichtigen Aufgaben der Presse, insbesondere hinsichtlich der Erhaltung und Kräftigung des gesunden Sinnes der Bevölkerung, getreu erfüllt hat.
   Möge es der Bonner Zeitung beschieden sein, in diesem Geiste in hoffentlich baldiger gesegneter Friedenszeit weiter zu arbeiten und zu wirken zum Wohle für das Vaterland und unserer engeren Heimat“
   In ausgezeichneter Hochachtung
   Spiritus.
Glückwünsche sind ferner eingelaufen von der Deutschen Reichszeitung und vom Wolffschen Telegraphenbureau.

Der letzte Aprilsonntag war in diesem Jahre der erste schöne Frühlingstag. Er brachte uns den so lange ersehnten warmen Sonnenschein und förderte das Wachstum in der Pflanzenwelt fast zusehends. Die Kastanienbäume z. B., die Samstag erst dicke Knospen trugen, beginnen jetzt schon, ihre Blätter zu entrollen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

       

Altkleiderverkauf. In der Annahmestelle für alte Sachen in der Stockenstraße hat sich im Laufe der Zeit ein stattlicher Vorrat alter Kleider- und Wäschestücke, Schuhe und Uniformstücke angesammelt, die teils angekauft, teils in hochherziger Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Trotzdem machen viele Kreise von dem so gemeinnützigen Unternehmen noch nicht den genügenden Gebrauch. Besonders seitens der wohlhabenderen Bevölkerung erscheint eine stärkere Abgabe der alten Sachen erwünscht. Sie werden gut bezahlt, aber viele werden es sich zur Ehre anrechnen, ihre Sachen unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Eine reichliche unentgeltliche Abgabe kommt der minderbemittelten Bevölkerung zu gute, weil hierdurch die Preise der Sachen beim Verkauf besonders niedrig berechnet werden können.

Beschlagnahme von Elektromotoren. Das stellvertretende Generalkommando macht bekannt, daß sämtliche im Besitz von Händlern befindlichen Elektromotoren von zwei Pferdestärken an aufwärts beschlagnahmt werden.

Preise für Gemüse und Obst. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst wird, wie sie mitteilt, an ihrer Entschließung festhalten, Höchstpreise erst dann festzusetzen, wenn sich die Ernte einigermaßen übersehen läßt. Die von ihr für Frühgemüse veröffentlichten Preise sind keine Höchstpreise, sondern nur Richtpreise, die unter der Annahme einer normalen Ernte festgesetzt worden sind. Infolge der noch immer andauernden ungewöhnlichen Kälte werden die Bestellungsarbeiten unter sehr erschwerten Umständen stattfinden, sodaß auch mit einem normalen Verlauf der Ernte jetzt nicht mehr gerechnet werden kann. Die Reichsstelle betrachtet daher die von ihr veröffentlichten Richtpreise für Frühgemüse unter allen Umständen als Mindestpreise und rechnet mit der Notwendigkeit, daß sie die Höchstpreise, deren Festsetzung erfolgen soll, sobald dies irgend möglich ist, nicht unerheblich höher wird bemessen müssen. Die Reichsstelle wünscht, daß dies möglichst allgemein bekannt wird, damit die Arbeitsfreudigkeit in den Erzeugungskreisen unter den jetzigen widrigen Bestellungsverhältnissen nicht leidet. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der zu erwartenden Obsternte.

Fünf Hühner wurden in der Nacht vom Samstag zum Sonntag einem Einwohner der Eintrachtstraße gestohlen. Die Diebe drangen durch Übersteigen der Einfriedung in das Haus ein und erbrachen ein zum Schutz des Hauses angebrachtes Vorhängeschloß.

Ein wertvolles Kaninchen wurde ebenfalls in der Nacht vom Samstag auf Sonntag einem Anwohner der Eintrachtstraße gestohlen.

Eine Leiche wurde gestern nachmittag gegen 1 Uhr in der Nähe des Jesuitenhofes aus dem Rheingelandet. Es handelt sich um eine weibliche Person im Alter von 14 bis 16 Jahren. Die Leiche ist nach der Leichenhalle des Nordfriedhofes verbracht worden. Nach den vorgefundenen Papieren liegt Selbstmord vor.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Kriegs-Kindergärten. Die Provinzialabteilung Rheinprovinz des deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimpflege teilt mit, da sie die Einrichtung von Kriegs-Kindergärten auf dem Lande bei den Bürgermeisterämtern angeregt hat und in Verbindung mit dem Zentralverband katholischer Kinderhorte und Kleinkinderanstalten Deutschlands (Sitz Bonn) kurze Lehrgänge zur Ausbildung der Leiterinnen dieser Kindergärten veranstalten will. Sie hat um die Mitwirkung der Geistlichkeit sowohl bei der Auswahl der Leiterinnen wie auch bei der Einrichtung und dem Betriebe der Bewahranstalten dringend gebeten. Bei der hohen Bedeutung der in Frage stehenden Einrichtungen ist eine solche dringend geboten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)