Dienstag, 3. April 1917

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung und in der Bonner Zeitung am 3. April 1917Städtische Realschule. Einen erfreulichen Eifer bei der Zeichnung von Reichs-Kriegsanleihe haben dieses Mal die Schüler der Bonner Realschule entwickelt, da hier kein Schüler in der Zeichnungsliste fehlt, während bei den früheren Anleihen kaum die Hälfte der Schüler sich beteiligt hatte. Es ist das nicht zuletzt ein Erfolg des praktischen Vorgehens der Bonner Sparkasse, die durch ihre Einrichtung dieses Mal auch den Zeichnern kleinerer Summen Gelegenheit gegeben hat, ihre Vaterlandsliebe zu bestätigen.

Handels- und Gewerbeverein. In der gestrigen Hauptversammlung wurde zunächst der neugewählte Vorsitzende, Herr Julius Roßberg, in sein Amt eingeführt. [...]
   Herr Fusbahn teilte mit, daß der Verein wieder 1000 M. auf die 6. Kriegsanleihe gezeichnet habe. Alsdann sprach Syndikus Dr. Uhlitzsch über die Kriegsanleihe. Die Entscheidung des Krieges stehe bevor. Damit sie für uns günstig ausfalle, müßten die notwendigen Geldmittel jetzt in einer Höhe zusammengebracht werden, daß den Feinden auch die letzte Hoffnung auf ein Versagen unserer Geldwirtschaft schwinde. Auf jede einzelne Zeichnung komme es an. Gerade durch die kleinen Zeichnungen werde nicht nur die Gesamtsumme stark aufgebessert, sondern die Kriegsanleihe werde durch sie auch zur wirklichen Volksanleihe. Die Kriegsanleihe sei unter den heutigen Verhältnissen die sicherste Geldanlage. Dr. Uhlitzsch besprach alles über die Kriegsanleihe Wissenswerte, empfahl besonders, auch die von der Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine zu erwerben, und schloß: Jeder tue seine Pflicht, dann ist der Sieg uns sicher.
   Zu der vorgesehenen Aussprache über den vaterländischen Hilfsdienst betonte Syndikus Dr. Uhlitzsch, es bestehe keineswegs die Absicht, den wirtschaftlichen Untergang zahlreicher selbständiger Existenzen herbeizuführen; die Forderungen des Gesetzes müßten aber erfüllt werden, und ohne Schaden und Opfer werde es dabei nicht abgehen. Diese Opfer haben aber auch unsere Brüder an der Front zu bringen, sie haben dabei aber noch täglich ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Am besten sei es, möglichst freiwillig den Forderungen des Gesetzes Rechnung zu tragen. Vor allem komme es darauf an, Menschen und Transporte zu ersparen und für den Krieg freizumachen, und zu diesem Zweck müßten sich die einzelnen Berufsgruppen zusammenschließen. Dr. Uhlitzsch empfahl, die Feststellung, ob ein Betrieb kriegswirtschaftlich wichtig sei oder nicht, vorläufig noch nicht zu beantragen, damit vielmehr zu warten, bis die Sache durch eine Einberufung zeitgemäß werde. Andere Redner teilten mit, daß von der Behörde eine Zusammenlegung der Kaffeeröstereien schon erwogen werde und daß die Bonner Schuhwarenhändler beabsichtigten, eine gemeinsame Verkaufsorganisation zu schaffen. Dr. Uhlitzsch besprach noch mehrere neue Verordnungen, alsdann schloß der Vorsitzende, Herr Roßberg, die Versammlung mit der dringenden Bitte an die Mitglieder, in ihren Kreisen eifrig für die sechste Kriegsanleihe zu werben.

In allen Wirtschaften darf nach einer gestern bereits in der Bonner Zeitung veröffentlichten Verordnung des Oberbürgermeisters Brot nur gegen Reichs-Reisebrotmarken abgegeben werden. Wer also gezwungen oder gewohnt ist, in einer Wirtschaft Brot zu verzehren, muß rechtzeitig auf dem Lebensmittelamt eine halbe Wochenbrotmarke gegen ein Reisebrotheft umtauschen. Ein Reisebrotheft enthält 20 Marken, die je auf 50 Gramm lauten, die Gesamtmenge von 1000 Gramm entspricht also einem halben Brot. Ein sog. Schnittchen, d. h. eine ganze Scheibe Brot mittlerer Dicke, wiegt etwa 50 Gramm, für jedes Schnittchen muß daher ein Blättchen aus dem Reisebrotheft abgegeben werden. Gäste, die keine Brotmarken haben, dürfen in den Wirtschaften kein Brot mehr bekommen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Das Viktoriabad, das gestern nach mehrwöchiger Pause seine Pforten wieder geöffnet hat, erfreute sich, wie zu erwarten war, eines großen Zuspruchs. Bekanntlich sind vorerst nur die Brausebäder und die Wannenbäder dem Verkehr übergeben worden, doch sollen voraussichtlich am kommenden Donnerstag auch die Schwitzbadabteilungen wieder geöffnet werden. Hoffentlich folgen nun auch bald die Schwimmbäder, damit es unsern Schwimmern und Schwimmerinnen ermöglicht wird, sich nach Herzenslust in dem erquickenden Naß zu tummeln.

Die diesjährigen Osterferien für die ländlichen Volksschulen sind in unserem Landkreise auf die Zeit vom 4. bis zum 11. April beschränkt worden. Auch die Pfingstferien sollen abgekürzt werden, so daß insgesamt 21 Tage gewonnen werden. Diese können in den einzelnen Gemeinden je nach Bedürfnis zu einer beliebigen Zeit im Interesse der Landwirtschaft, namentlich zur Frühjahrsbestellung, als „Arbeitsferien“ für die Schulkinder ausgenutzt werden. Im Landkreise Bonn hat es der Landrat den Ortsschulinspektoren an die Hand gegeben, nach Rücksprache mit bewährten Landwirten sich über den zweckmäßig gelegten Ferienbeginn zu äußern und Vorschläge zu machen. Auch ersucht der Landrat bei derselben Gelegenheit um Aeußerungen der Landwirte über die am 15. April wieder eingerichtete Sommerzeit.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 2. April. Eine vaterländische Versammlung füllte gestern den Kurparksaal bis auf den letzten Platz, woraus der Vorsitzende, Herr Pfarrer Lindmann, in seiner Begrüßungsansprache mit Recht die Folgerung zog, daß für die heilige Sache, um die es sich jetzt in der ernsten Lage handele, unser Volk und insbesondere auch unsere hiesige Bürgerschaft ein volles und würdiges Verständnis besitze und ein erfreuliches reges Interesse entgegenbringe. Herr Reichstagsabgeordneter Becker aus Arnsberg beleuchtete in seinem überzeugenden und kenntnisreichen Vortrag „Der Entscheidung entgegen“ unsere seitherigen Kriegserrungenschaften mit ihrer Bedeutung und die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage unseres Volkes. Mit eindringlichen Worten ermahnte Redner zur weitgehendsten Selbstbetätigung an der Zeichnung der 6. Kriegsanleihe, die ja eine sichere und gutverzinste Kapitalanlage bilde. Auch das Geld sei ein heiliges, nationales Kriegsmittel, wenn es auf dem Altar des Vaterlandes als ein Opfer hingebenden Vertrauens niedergelegt werde, damit bald ein siegreicher deutscher Friede geschlossen werden könne. Die zahlreichen Zuhörer schlossen sich den zündenden Ausführungen des Redners mit herzlichem Beifall an. Nach einem von Herrn Dechanten Dr. Winter ausgebrachten Kaiserhoch schloß mit dem gemeinsamen Gesange „Deutschland über alles“ die erhebend verlaufene Volksversammlung, in welcher auch der Männergesangverein Cäcilia mitgewirkt hatte.

Beuel, 2. April. In der gestrigen, im katholischen Vereinshause abgehaltenen Versammlung begrüßte Herr Pastor Claren die zahlreich Erschienen, worauf Herr Kaplan Lustraeten kurz Zweck und Ziel unseres Strebens in dieser ernsten und großen Zeit darlegte. Der Redner des Tages, Herr Witzler, behandelte im 1. Teile seines Vortrages das Thema: „Vor der Entscheidung“ und entrollte in faßlicher Form noch einmal ein Bild der Hauptereignisse vor und während des Krieges und kennzeichnete unsere Friedensliebe gegenüber dem Vernichtungswillen unserer Feinde, deren Verantwortung für die gewaltigen Menschenopfer, die der Krieg noch fordere, ins Ungemessene wachse. Seien die Opfer auch groß, die wir durch die Fortsetzung des Krieges zu bringen gezwungen seien, so sei auch die Gewißheit unumstößlich, daß wir den Krieg nicht gewollt, daß unser Gewissen frei und daß keine Völker mit uns im Bunde kämpften, denen das Schandmal des gemeinsten Verrats auf ewige Zeiten anhafte. Dem Haupturheber alles Kriegselendes, England, aber müßte das Los bereitet werden, das eine große englische Zeitung am Tag vor dem Kriege der serbischen Nation bereiten wollte: „Könnte man, so schrieb das Blatt, Serbien packen, es auf das Meer hinausschleppen und dort versenken, die Luft Europas wehte auf einmal reiner.“ – Könnten wir, so führte der Redner aus, England auch nicht im Meere versenken, so könnten wir es doch an den Wurzeln seiner Weltmacht treffen, wenn wir nur mutig weiter kämpften bis zum endgültigen Siege. Im 2. Teile führte Redner an der Hand eines reichen Ziffernmaterials mit interessanten Lichtbildern den Anwesenden Deutschlands finanzielle Machtentfaltung wirksam vor Augen. Er zeigte, daß trotz unseres gewaltigen Heeres Deutschland nur 2,2 Milliarden monatlich, England und Frankreich 5,6 Milliarden Kriegskosten zu decken hätten. Von den 250 Milliarden der Gesamtkriegskosten entfielen auf Deutschland nur 83 Miliarden, zudem stehen Deutschland auf allen Gebieten unerschöpfliche Reserven zur Verfügung. Auf die Finanzierung des Krieges eingehend schilderte Redner neben dem Zahlungsmodus das ganze Anleiheverfahren, sowie die Schwierigkeiten der Anleihebegebung, doch sei wie früher die 6. Kriegsanleihe die glänzendste Kapitalanlage, die es gebe, und die unserem Vaterlande die Mittel sicher stelle, um den Krieg siegreich zu beenden.“ Die packenden Ausführungen gipfelten in dem Schlußwort: „Vorwärts, dem friedebringenden Endsiege mit Mut und Vertrauen entgegen!“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

      

Eiersammlungen in der Osterzeit. Wegen der Knappheit an Eiern und der Notwendigkeit, die vorhandenen der Volksernährung zuzuführen, empfiehlt das erzbischöfliche Generalvikariat denjenigen Pfarrern, in deren Pfarreien das Einsammeln von Eiern bei den Pfarrangehörigen zur Osterzeit herkömmlich ist, davon in diesem Jahre Abstand zu nehmen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)