Sonntag, 25. Februar 1917

     

Lichtbildervortrag über die Nahrungsmittelversorgung der Stadt Bonn. Herr Beigeordneter Piehl wird in seinem Lichtbildervorträger über die Nahrungsmittelversorgung der Stadt Bonn in der Kriegszeit (im Liberalen Bürgerverein) die gesamten städtischen Einrichtungen und Anlagen auf diesem Gebiete in Lichtbildern vorführen: die vielen Lager für Mehl, Kartoffeln, Kolonialwaren, Zucker, Speck, Fleisch, Futtermittel, ferner die Schweinemast, die Milchwirtschaft usw. Auch der Bonner Fleischverbrauch in den letzten drei Jahren soll, getrennt nach einzelnen Fleischarten, bildlich dargestellt werden. Um den Verbrauch der wichtigsten Nahrungsmittel wirksam zu veranschaulichen, wird er maßstäblich mit der Münsterkirche, der Zuckerverbrauch mit dem Beethovendenkmal verglichen werden. Auch die Kriegsküchen und ihr Verbrauch werden in Wort und Bild eingehend behandelt werden. Der Vortrag findet nächsten Samstag, abends 8 Uhr, im großen Saale der Lese statt, alle Mitbürgerinnen und Mitbürger ohne Unterschied der Partei haben dazu freien Zutritt.

Universität. In einem Anschlag am Schwarzen Brett bittet Professor A. Pflüger um die Feldadressen von Studierenden der Physik, die sich zur Verwendung in der funkentelegraphischen Rüstabteilung der Fliegertruppen anfordern lassen können. Professor Pflüger sucht ferner Damen und Herren, die Physik studieren oder über physikalische Vorkenntnisse verfügen und bereit sind, im März an einem Uebungskurs für Funkentelegraphie teilzunehmen. An diesem Kursus dürfen nur zivildienstpflichtige, keine wehrpflichtigen Herren teilnehmen.

Kocht in der Kochkiste! Das städtische Lebensmittelamt schreibt: Laßt uns diese Mahnung recht beherzigen, wenn jetzt, wo die wärmere Jahreszeit herannaht, der Ofen nicht mehr beständig geheizt werden muß. Es ist eine vaterländische Pflicht der Hausfrau, sich beim Kochen der Kochkiste zu bedienen. Das Kochen in der Kiste erspart Feuerung, Gas und Zeit und erleichtert der Hausfrau ungemein die Haushaltsführung. [...] Im März wird hier eine Anfertigungsstelle eröffnet, wo jeder Hausfrau Gelegenheit geboten ist, sich unter Mithilfe von Frauen der Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe eine Kochkiste herzurichten. Dort werden auch Anweisungen kostenlos verabfolgt. Die Eröffnung dieser Stelle wird noch bekanntgegeben.

Die Polizeistunde ist zunächst noch nicht wieder von 10 auf 11 Uhr verlängert worden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

Maisgries, Haferfabrikate, Graupen für die Schwer- und Schwerstarbeiter werden in der Woche vom 25. Febr. bis 3. März ausgegeben. Das ist für die Kinder dieser Arbeiter gewiß eine willkommene und notwendige Ernährungsergänzung, die nur mit Dank zu begrüßen ist, die Schwerarbeiter selbst werden gerade diese Zusatznahrungsmittel in den wenigsten Fällen genießen. Die Beschränkung der Ausgabe auf die Schwer- und Schwerstarbeiter bedeutet aber gegenüber den anderen Vätern und Müttern, die nicht zu den Schwerarbeitern gehören und gehören können, aber doch ebenso gut dem Vaterlande dienen, eine große Härte. Außer den hohen Löhnen und besonderen Vergünstigungen bekommen die Schwerarbeiter nun diese Vergünstigung hinzu, dagegen sind bei den Uebrigen die Einkünfte geringer und keine entsprechenden Vergünstigungen vorhanden. Die kochfertigen Suppen sind für die kleinen Leute viel zu teuer, sie essen sich arm daran und müssen ihre Kinder doch hungrig ins Bett legen. Es dürfte darum dringend empfohlen werden, die Ausgabe von derartigen billigeren Lebensmittel wie Maisgries, Haferfabrikate usw., auf die Kinder der Kriegerfamilien und anderer auszudehnen. Eine bestimmte Altersgrenze wäre dabei festzusetzen. Ein Familienvater.
   
Anmerkung der Redaktion: Die Reichsverteilungsstelle für Nährmittel und Eier hat, wie wir von zuständiger Seite erfahren, der Stadt Bonn Maisgries, Hafererzeugnisse und Graupen zur Verteilung an die Schwer- und Schwerstarbeiter zugewiesen. Die Stadt muß deshalb diese und kann keine anderen Waren an die Schwerarbeiter abgeben. Uebrigens werden für die Schwerarbeiter demnächst auch andere, kräftigere Lebensmittel ausgegeben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)

      

Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder besser beschickt als anfangs der Woche. In den letzten Tagen finden sich auch wieder mehr Verkäuferinnen vom Lande ein. Gestern war wieder reichlich Gemüse vorhanden, hauptsächlich Krauskohl, Rosenkohl, Sprutengemüse sowie sehr viel Feldsalat, allerdings durchweg zu hohen Preisen. [...]
   Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatze hatte gestern wieder verhältnismäßig große Zufuhren, besonders in Gemüse, [...] . Die Waren wurden recht flott aufgekauft, hauptsächlich von auswärtigen Händlern, und zwar der Markt um 8 Uhr früh schon fast vollständig wieder geräumt.
   Der städtische Gemüse-, Obst- und Fischverkauf auf dem Wochenmarkte hatte gestern wieder sehr regen Zuspruch. An Gemüse war leider nur Krauskohl zu 40 Pfg. das Pfund zu haben. [...]

De Wasserleitung es geplatz.
Die bekannte ältste Lück wesse sich net zu erinnere, dat jemohls su vill Wasserleitungsrühre geplatz on su vill Wasserleitunge zogefrore senn, als en dissem Johr. Ganze Strohße waren en de letzte vierzehn Dag off ohne Wasser, dofür hatte andere widde durch platze der Leitunge et Wasser foßhuh em Kelle stonn. De Installateure, die bisher net hallef esu vill Beachtung gefunge hätte wie ne Botterhändler, ne Metzger oder ne Kollemann, dat woren met eenem Schlag gesökte Persönlichkeite. Och ons Feuerwehr, et Mädche für Alles, wurd knatsch jeck gemaht von all denne, die Wasser ze vill hatte. Et Wasserwerk es sing Lebtag noch net su off aangerofe worde, wie en de vörrige Woch. „Schicken Sie doch direkt Jemand nach …“, „Bei uns steht das ganze Haus unter Wasser…“, „Lassen Sie umgehend mehrere Arbeiter kommen ….“, „Wir haben seit acht Tagen kein Wasser, schicken Sie doch einen Sprengwagen …“. Su ging dat faß de ganze Dag. On die Beamte konnten nix andesch sage, dat se weder Lück noch Päed genog hätte, öm der Nut op eenmohl e End zu mache. „Drieht de Haupthahn zo, schlagt et Leitungsrühr platt oder goht nohm Installateur“, dat woren en de Haupsach de Rohtschläg, die et Wasserwerk für de Oogenbleck gävve konnt! [...]
   Während die all en Nut wore, weil se ze vill Wasse hatte, soße andere widde vollständig om Drügge. Noh Honderte zällen die Huhshaldunge, denne de Wasserleitung eingefrore wor. Net selde woren ganze Hühse vierzehn Dag on drei Woche lang vollständig ohne Wasser; on hück noch moß männiche Huhsfrau et Wasser en de Nohbarschaff holle. Dot hät vill Aerger on Verdroß gegovve.
   Wenn me net mieh einfach an de Krahne gonn kann on löß et Wasser loofe, dann merk me iersch, wie vill Wasser me de Dag üvve en de Huhshaldung bruch. On trotzdemm et Wasserwerk bekannt gemaht hat, dat Eener demm Andere met Wasser ußhellefe soll, gov et doch an vill Stelle lang Geseechte, wenn de Fraue met ihre Aemmere on Kanne kohme, öm sich jet Wasser ze holle.
   Jetz eß Gottseidank de grüßte Nut erömm, doh och de Stadt verschiedene Sprengwage durch die Straße scheck, die su zimmlich alles met Wasser versorge.
   Wenn späder vom Kreegsjohr 1917 gesproche on geschrevve wierd, dann wierd me he en Bönn och noch off an die Wassernut denke. – Die Eene verzälle, dat se ze vill Wasser gehatt hann, on die Andere, dat se üvverhaup keen hatte.
   Immer datselve Bildche: wat der Eene ze vill hät, dat hät der Andere ze winnig … fo.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Milchversorgung. Bisher erfolgte die Ausgabe der Milchkarten durch die Kartenausgabestelle des städtischen Lebensmittelamtes. Um der Bürgerschaft bei der großen Anzahl der versorgungsberechtigten Personen das lange Warten an der Ausgabestelle zu ersparen, soll diesmal versuchsweise die Verteilung der Milchkarten durch die Milchhändler erfolgen. Es haben sich bereits eine Reihe von Händlern entgegenkommenderweise bereit erklärt, diese Arbeit zu übernehmen und auch von den andern kann angenommen werden, daß sie sich im Interesse ihrer Kundschaft gerne dieser Mühe unterziehen. Die Verteilung der Karten erfolgt am 28. ds. Mts. bei der Milchbestellung. Die neuen Milchkarten werden nur gegen Rückgabe des Mittelstückes der alten Milchkarten ausgehändigt. Bei Unregelmäßigkeiten wende man sich sofort an die städtische Milchverteilungsstelle, Am Hof, neben Etscheid.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Mehr Licht! wäre abends dringend zu wünschen auf der Sandtstraße [jetzt: Eduard-Otto-Str.], wo auf dem Teil von der Hindenburgstraße [jetzt: Hausdorffstr.] bis zum Bonnertalweg keine Laterne brennt. Besonders dringend nötig wäre dieses gegenüber der Hindenburgschule [auf den Gelände der heutigen Grsematschule] an der Treppe des Verbindungsweges zum Weidengarten; nicht allein daß man auf dem aufgetauten Weg bis über die Knöchel durch den Schmutz watet, ist es direkt gefährlich die Treppe herunterzugehen. Im Weidengarten, wo in Friedenszeiten 4 Laternen brennen, ist seit längerer Zeit überhaupt kein Licht mehr, sodaß man, wenn einem Leute entgegen kommen, nicht weiß, ob man rechts oder links ausweichen soll, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Wenn auch Sparsamkeit am Platze ist, so darf dieselbe doch nicht übertrieben werden. Abhülfe wäre dringend zu wünschen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)