Dienstag, 27. Februar 1917
Der Unterricht in den Volksschulen beginnt von heute ab wieder um 8 Uhr.
Schulanfang – Schulpflichtanfang. Rechtsanwalt Felix Joseph Klein schreibt uns: Die Forderung der Frau Professor J. Binz, wiedergegeben in Nr. 56 Ihrer Zeitung, der Schulanfang solle bis auf Wiedereintritt normaler Ernährungsverhältnisse auf 9 Uhr verlegt werden, nebst ihrer Begründung deckt sich mit dem, was ich schon früher (Bonner Zeitung Nr. 336/1916) unter der Ueberschrift „Die Hauptsache ist – der Schlaf“ ausgeführt habe. Wie diese Anregung, so wollte auch meine weitere, aus denselben Gründen, die zur Forderung eines späteren Schulbeginns während der Kriegszeit führten, solle der Beginn der Schulpflicht überhaupt um ein Lebensjahr hinausgeschoben werden (vgl. Nr. 350/1916), deutsche Eltern, Lehrer, Aerzte, Jugendfreunde veranlassen, baldmöglichst bei den maßgebenden Stellen die Schritte zu tun, die das Ziel der Gesunderhaltung unserer Jugend hier von uns erheischt. Es handelt sich um Maßnahmen, bei denen, wie Frau Binz richtig andeutet, die Frage des gesundheitlichen Wohles der jetzigen Schuljugend unbedingt oberstes Gebot abgeben muß. Auf ihre sofortige Ergreifung sei hiermit nochmals hingewiesen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Warum bleibt das Victoriabad geschlossen? Nachdem auch die Bonner Schulen zögernd ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, häufen sich die Anfragen, warum unser städtischen Victoriabad seine Pforten immer noch geschlossen hält. Auch bei dieser Anstalt unserer Stadt spielt die Kohlenfrage eine schwärzliche Rolle. Wir sind mit der Wiedereröffnung des Bonner Schulbetriebs um acht Tage hinter zahlreichen anderen rheinischen Städten zurückgeblieben. Da fragt es sich, ob die Kohlennot in Bonn stärker auftritt als in anderen Städten. Vom Victoriabad verlautet, daß vor dessen Schließung Kohlen- und Koksvorräte genügend vorhanden waren um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Wenn auch naturgemäß de Verkehrszahlen unseres Victoriabades während des Krieges sich auf der absteigenden Linie bewegt haben, so ist unsere städtische „Reinigungsanstalt“ gerade während des Krieges mit seinen besonderen Krankheitsgefahren vielen zum Segen geworden. Sowohl die Wannen- und Brausebäder wie auch das Schwimmbad sind von unseren aus dem Felde heimkehrenden Feldgrauen gerne aufgesucht worden und die hier garnisonierenden Truppen wie auch die in Bonn befindlichen verwundeten Feldgrauen und Kriegsgefangenen haben den Wassersegen unseres Victoriabades regelmäßig und reichlich nutzen können.
Es hieße gegenüber den medizinisch gebildeten Mitgliedern unseres Stadtverordneten-Kollegiums unnütze Worte zu sprechen, wenn wir an dieser Stelle auf den gesundheitlichen Wert des Victoriabades für unsere Bürgerschaft besonders hinweisen wollten. Die Ansprachen, die so häufig vom Sprungbrett des Schwimmbades aus ärztlichem Munde über den hygienischen Wert und Einfluß unseres Victoriabades in die Herzen der Zuhörer und über die Mauern des Victoriabades hinaus in die Presse drangen, mögen aber jetzt wieder in Erinnerung gerufen werden, wo unserem herrlichen Bade das Schicksal zu drohen scheint, mit Staub und Spinnweben überzogen zu werden.
Es fragt sich, wenn finanzielle Ueberlegungen dazu geführt haben, das Victoriabad weiterhin außer Betrieb zu lassen, ob die fortlaufenden Kosten des Bades, die Verzinsung und Tilgung von Bau und Einrichtung verursachen, nicht in einem Mißverhältnis stehen zu den eigentlichen Betriebskosten, die man jetzt allerdings zum Teil erspart, wogegen aber die Betriebseinnahmen (soweit es sich nicht um Abonnements handelt) gänzlich ausfallen.
Vielleicht findet auch morgen über diese Frage im Kollegium der Stadtverordneten gelegentlich der Aussprache über die Kohlenfrage und die Angelegenheit des Gassparpreises eine Aussprache statt. Wir zweifeln nicht, daß die warmherzigen Freunde des Victoriabades, die wir im Stadtverordneten-Kollegium besitzen, gerne geneigt sind, wenigstens zur Klärung der Frage beizutragen, warum in der Lazarettstadt Bonn eine Einrichtung wie das Victoriabad seinen Betrieb einstellen mußte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität wird bekanntlich im nächsten Jahr ihr erstes Jahrhundert vollenden. Die bei einer solchen Feier üblichen Festlichkeiten mitten im Kriege vorzubereiten, ist natürlich unmöglich. Das Fest wird daher auf geeignetere Zeiten verschoben.
Konsumenten-Ausschuß. Wir werden gebeten, darauf aufmerksam zu machen, daß behufs Abstellung der mangelhaften Zufuhr von Brennmaterial der hiesige Kriegsausschuß für Konsumenten-Interessen schon Ende Januar diesbezl. Eingaben an das General-Gouvernement in Köln, an das Eisenbahnministerium in Berlin und an den kommandierenden General in Koblenz gemacht und auch noch anderweitige Maßnahmen getroffen hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)